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Indien

IndiaCamp: Alle Tweets, hier zum Nachlesen

Das IndiaCamp war ein absoluter Hammer – es hat gar so viel Spaß gemacht, dass wir kaum zum Twittern gekommen sind. Dennoch möchte ich Euch hier eine kleine Sammlung der besten Tweets zusammenstellen – inklusive einiger Smartphone-Fotos vom Event. Die richtig guten Bilder folgen dann in Kürze.

  • Kick-off für das morgige Event 🙂 http://t.co/BktVw4Gf #
  • Hör auf den Inder? Claus Tieber rockt! 😀
  • Treppenprogramm von @donbosco http://t.co/hmD7wgXX #
  • Session indischer Tanz http://t.co/VVuy7pyG #
  • Tanz-Superstar Radha Anjali schult das Publikum des IndiaCamp http://t.co/jbTomG3l #
  • Mittagspause! http://t.co/MYkr9jMf #
  • Indien ist im weltweiten Musikmarkt auf Platz 16, noch hinter der Schweiz – weil Umsätze Filmmarkt zugerechnet werden. #
  • Indischer Musikmarkt ist von Handy und Telcos getrieben. #
  • Keine internationalen digitalen Musikstores in Indien. Kein iTunes, Amazon Music oder Spotify. #
  • 75 % der indischen Musik-Downloads sind Ringtones. Mantras als Treiber, wenig westliche Musik. #
  • Herausforderungen: Raubkopien, wenig Kreditkarten, keine internationalen Stores. #
  • Robert Klembas von Rebeat http://t.co/5vMQ6LUa #
  • Abo-Modell wird sich in Indien eher durchsetzen als Download, weil für Telcos leichter umzusetzen. #
  • 3g-Boom und Gesetzesänderungen können Indien zu Top10-Musikmarkt machen. Derzeit aber noch > 80% Raubkopien. #
  • Urheberrecht hält 70 Jahre nach Tod des Urhebers und 50 Jahre nach Veröffentlichung der Aufnahme. #
  • Meditation: http://t.co/aTKw8yVk #
  • Der erste Mobile Tandoor der Welt: http://t.co/kSziRSry #
  • Der Wolf im weißen Pelz: http://t.co/9Z6tNVy0 #
  • @foblauer DANKE! 🙂 in reply to foblauer #
  • Indischer Tanz wurde in peruanischen Alltag stark integriert. #Bollywood @Bollyglobal #
  • als globales Phänomen. http://t.co/joEduRgM #
  • Meine Session fängt jetzt an! Bitte kommt! #
  • Freue mich über den Comic-Enthusiasmus hier in Wien 🙂 #
  • Tolle Bilder und Töne aus Varanasi am IndiaCamp. Das weckt Erinnerungen. #
  • http://t.co/Ylw8eATq #
  • Schön wars! Danke an alle, die teilgenommen haben!

Sehen wir uns morgen?

Nur noch einmal schlafen, dann ist es soweit: Das IndiaCamp wird ein weiteres Mal seine Pforten öffnen; und derzeit deutet alles darauf hin, dass wie den Erfolg des vergangenen Jahres sogar noch übertreffen werden.

Denn alleine in unserem Wiki gibt es schon knapp 70 Anmeldungen (und erfahrungsgemäß kommt dann immer noch ein wenig kurzfristig entschlossenes Laufpublikum hinzu); außerdem sind die Sessions diesmal ein Hammer: Robert Klembas von Rebeat wird im Wirtschafts-Segment etwa über das digitale Musik-Business sprechen, zudem wird der erste mobile Tandoor-Grill der Welt vorgestellt.

Im Kultur-Bereich wiederum berichtet Alina Tretnjak vom Bollwood-Tanz abseits des Mainstream, nämlich in indischen Slums – im Februar habe ich sie in Chennai getroffen, als sie dort gerade an der Perfektion ihrer eigenen Tanz-Künste arbeitete. Und auch Experten wie Claus Tieber und Radha Anjali bringen ihr Fachwissen rund um Bollywood und Tanz ein. Selbst eine Session rund um Yoga und Meditation wird es diesmal geben.

Ich selbst werde in einer Session Eindrücke von der indischen Comic-Con mit Erkenntnissen aus einem Gespräch mit dem Geschäftsführer von ACK kombinieren – bei mir wird man also alles erfahren, was es über indische Comic-Kultur zu wissen gibt. Außerdem werde ich in einer zweiten Session Co-Working-Soaces in Indien vorstellen – der Vortrag wird äußerst multimedial gehalten und unter anderem Videos wie das Folgende enthalten.

Wer da nicht kommt, ist selber schuld. Weiterführende Informationen gibt es hier.

Coimbatore: Wo wird Tee verkauft?

Ich bin ja nicht wegen der Sehenswürdigkeiten in Coimbatore; sondern wegen der Menschen. Vor einigen Monaten hatte ich in Bangalore eine recht lustige Runde kennen gelernt: Frau Sonnenschein, ihren Ehemann Mister Mond und ein paar Mädels, die ich auf Grund ihrer karaokeesken Fähigkeiten als die „Sternsingerinnen“ bezeichnen möchte. Im Vollrausch hatten mich die Sternsingerinnen aufgefordert, sie in Coimbatore zu besuchen (es war wirklich viel Alkohol geflossen an diesem Abend); und ich hatte begeistert zu gesagt (denn ich war ja ebenfalls längst im Nirvana).

Und nun sitze ich also bei einer der Sternsingerinnen im Wohnzimmer, bin dort zum Mittagessen eingeladen. Das Essen ist köstlich, die Wohnung ist groß und mit faszinierenden Büchern und teuren Möbeln bestückt.  Sie gehört definitiv zu den besten Wohnungen, die ich in den vergangenen Monaten gesehen habe. Mit ihrem Mann plaudere ich ein wenig über die Arbeit – er ist in den USA angestellt und arbeitet daher unter Zeitverschiebung, kann sich zu Mittag also gerade so auf den Beinen halten.

Ihre reizende Tochter ist im Kindergarten-Alter und stellt mir die Frage aller Fragen: Wo ich her komme. Vor ihr liegt ein Kinder-Weltatlas, mit stereotypischen Comicfiguren zu den einzelnen Ethnien auf den verschiedenen Kontinenten. Sie schaut mich mit großen Augen an.

Normalerweise antworte ich auf diese Frage ganz einfach mit „Germany“, weil ich zwar seit Jahren in Wien lebe, aber einen deutschen Pass besitze – und außerdem in Indien kein Schwein Österreich kennt. Dieses putzige Mädchen erinnert mich mit ihrer Neugierde aber an mich, als ich im gleichen Alter war – und damals musste mir meine Mutter mühsam erklären, dass Indianer nicht in Indien leben, Inder aber schon. Ich sage ihr also, dass ich aus „Austria“ komme, und sie findet freilich sofort „Australia“ – entsprechend muss ich ihr Europa zeigen und eine Stelle auf der Karte, die so klein ist, dass die Autoren des Kinderbuchs sich nicht die Mühe machten, sie zu beschriften. Ignoranten.

Anschließend begibt sich die Mutter ins Bad und lässt mich mit ihrer Tochter alleine. Die Kleine führt mich in ihr mit Spielwaren gefülltes Kinderzimmer und möchte Fußball spielen. „Ich kann aber nicht Fußball spielen“, sage ich: „Ich komme aus Österreich. Österreicher können das nicht.“ Leider versteht das indische Kind nicht den deutsch-österreichischen Regionalhumor, und so kicken wir uns im Wohnzimmer ein paar Mal den Ball zu.

Dann hört sie auf und schaut auf mein T-Shirt: Was das sei? Auf meinem Shirt ist ein Chai-Wallah abgebildet, wie sie durch die Straßen indischer Großstädte gehen und Tee verkaufen.

„Das ist ein Chai-Wallah“, erkläre ich ihr.

„Und was macht der?“

„Der verkauft Chai“

„Und wo?“

„Auf der Straße.“

Das Kind verzieht ungläubig das Gesicht: Tee könne man doch gar nicht auf der Straße kaufen, Tee gebe es nur in einem Restaurant oder einem Kaffeehaus. Meiner Aussage, dass manche Menschen auch auf der Straße Tee trinken, will sie keinen Glauben schenken. Tee auf der Straße trinken? Das geht doch nicht!

Dann widmen wir uns wieder einem Kinderbuch, bei dem wir uns über das alte Ägypten fortbilden. Irgendwann kommt die Mutter aus dem Bad zurück; und ich freue mich auf das gemeinsame Ausgehen mit ihr, Frau Sonnenschein und Mister Moon.

Der Zoo von Coimbatore

Nach Coimbatore kommt man normalerweise nicht, um dort zu bleiben. Ausländische Touristen sind hier bloß auf der Durchreise nach Chennai; und Expats zieht es hier nur des Geldes wegen hin: In der Industriestadt lässt sich gute Kohle verdienen, wenn man die richtige Profession mit bringt – Software-Entwickler und Projektmanager können hier etwa Arbeit finden; wer aber einen Reise-Blog betreibt, um diesen anschließend in ein Buch zu verwandeln, der ist hier eher fehl am Platz.

Ich versuche es trotzdem. Hole mein Handy aus der Tasche und starte Google Places, um zu sehen, was mir der US-Konzern an „Attraktionen“ vorschlägt. Empfohlen ist da etwa außerhalb der Stadt eine Sehenswürdigkeit namens „Water Tank“ – was meine Erwartungen deutlich runter schraubt: Ein Wassertank ist wohl kaum wirklich sehenswert; es sei denn, er ist aus Gold oder so. Was gibt es sonst noch? Aha: Ein Zoo. Da ich in noch keinem indischen Zoo war, gebe ich diesem eine Chance.

Vor der Kasse mache ich mir Sorgen, ob ich genug Geld dabei habe – mein letzter Zoobesuch war immerhin im Schönbrunner Tiergarten in Wien; und das war alles andere als günstig. Ich zähle nach: Circa 4000 Rupien, das sollte reichen – tatsächlich kostet mich der Eintritt aber bloß drei Rupien; und ich habe Probleme, solch kleine Münzen aus meiner Hosentasche zu fingern.

Motiviert betrete ich das Gelände – immerhin habe ich erst kurz zuvor „Life of Pi“ zu Ende gelesen und erwarte mir folglich Großes: Orang-Urans, Elefanten und natürlich einen echten bengalischen Tiger.

Zu viel erwartet.

Statt des Großwilds sehe ich bloß ein paar Schlangen, die sich aber ebensowenig bewegen wie die Krokodile; und die Affen in den Käfigen sind gar unspektakulärer als jene, die ich in der freien Wildbahn (also auf offener Straße) sehen kann. Es gibt auch Meerschweinchen, die freudig in ihrem Käfig herum wuseln – die blutrünstige Verfütterung dieser Tiere an die Schlangen (der Zweck, warum sie eigentlich im Zoo gehalten werden) bleibt mir aber vorenthalten. Ein Schild kündigt Riesen-Fledermäuse an; dahinter befindet sich nichts – aber immerhin: Wer nach oben schaut, sieht die Vampirgestalten kopfüber an einer Baumkrone hängen; sicher ein Dutzend. Sie sind vermutlich das Highlight des Zoos von Coimbatore. Und das, obwohl sie schlafen.

Die Affen hingegen schauen nur depressiv aus ihren kleinen Käfigen heraus. Ich denke an den deutschen Komiker Jürgen von der Lippe, der mal gesagt hat: „Zoos finde ich nicht so spannend. Die Tiere sehen alle so gelangweilt aus; so als müssten sie den ganzen Tag das Wort zum Sonntag hören.“ Sein Wort in Gottes Ohren: Ich verlasse den Zoo wieder und hoffe, dass mein Aufenthalt in Coimbatore noch etwas Besseres zu bieten hat.

Ein Moment: Ein Lächeln ohne Beine

Der Zug zwischen Chennai und Coimbatore hält an einer Station, die in keinem ausländischen Reiseführer vermerkt ist. Auf dem Bahnsteig stehen ausschließlich Inder; Händler preisen lauthals ihre Waren von Birjani über Wasser bis hin zu Kugelschreibern an, eine LED-Tafel heißt Besucher und vorbei fahrende Züge herzlich willkommen. Und über den Bahnsteig kriecht ein Mann. An seinen Händen hat er Hausschuhe befestigt; denn mit den Armen bewegt er sich fort, die Beine zieht er lediglich hinter sich her – wie ein Tier wirkt der Mensch durch seine Gehbehinderung in seiner Haltung; Geld für Krücken oder einen Rollstuhl hat er wohl nicht. Ich betrachte ihn mitleidig. Und er lächelt mich mit glühenden Augen an, als sei sein fürchterlicher Zustand nur halb so wild.

Schutzmaßnahmen gegen Moskitos, Wanzen und Kakerlaken

Meine letzte Nacht in Chennai verbringe ich nochmals in einer Billig-Unterkunft. Das bedeutet: Schutzmaßnahmen ergreifen, gegen allerlei Ungetier. Bedingt durch meine vorherige Erfahrung bin ich nun schlauer; und ich weiß, was ich tun muss:

  1. Gleich nach dem Einchecken schalte ich die Klimaanlage an. Ich stelle sie auf die kälteste Stufe (15 Grad) und lasse sie den ganzen Tag laufen.
  2. Bei meinem abendlichen Eintreffen liegen bereits etliche Moskitos erfroren auf meinem Bett. Aber ich gehe auf Nummer Sicher: Ich spraye das gesamte Zimmer ab, vor allem die Vorhänge – dort verstecken sich gerne die Kakerlaken.
  3. Dann spraye ich Moskito-Schutz auf meinen gesamten Körper.
  4. Ich ziehe eine lange Hose und ein langärmliges Hemd an, sodass keinerlei Untier an meine Gliedmaßen kommt.
  5. Ich krieche in meinen Schlafsack, schließe ihn bis zum Hals und achte darauf, dass meine Arme unmöglich das sicher mit Wanzen verseuchte Bett berühren können.

Und siehe da: Am nächsten Tag wache ich tatsächlich unversehrt auf. Na bitte, geht doch. Bandagiert in meine Alltagskleidung krieche ich aus meinem Schlafsack wie eine untote Mumie aus ihrem Sarkophag. Kurz darauf verlasse ich Chennai glücklich und fahre mit dem Zug Richtung Industriemetropole Coimbatore.