Bitola (3): Modeschau mit traurigem Hintergrund
Wer in der Fußgängerzone von Bitola sitzt – mit seinen zahlreichen, gut gefüllten Cafés – der ergattert am besten einen Platz in den vorderen Reihen; denn dort kann er die Modeschau in vollem Ausmaß beobachten. Die jungen Bitolanerinnen flanieren hier die Straße entlang; in kurzen Röcken, dafür mit umso höheren Absätzen, stolzieren sie wie auf einem Laufsteg daher – meist in Gruppen, deren Mitgliederinnen untereinander Schein-Kooperationen schließen; allerdings mit dem eigentlichen Ziel, die Konkurrenz abzuchecken.
Das Jagdwild: Die männlichen Bitolaner. Diese sind das exakte Gegenteil ihrer weiblichen Counterparts – verwaschene Pullis, schlendernder Gang und Vokuhilas sind hier das Programm… VOKUHILAS! Und zwar wirklich viele… Wie kann es sein, dass derart hübsch hergerichtete Damen sich mit Männern einlassen, die ihre Frisur nicht einmal annähernd im Griff haben?
Der Hintergrund ist leider ein trauriger: Die Arbeitslosenquote in Mazedonien schwankt zwischen 30 und 40 Prozent; es kommt nur in seltenen Fällen vor, dass beide Partner in einer Beziehung erwerbstätig sind. Ein Mädchen, das aus nicht-wohlhabenden Verhältnissen kommt, hat somit nur eine Möglichkeit, aus dem Armutskreislauf auszubrechen: Sich schön herrichten, flanieren gehen, und sich einen Mann mit Job sichern. Die Männer wiederum können ihr Äußeres vernachlässigen.
Grund genug für mich, eine Aktion zu starten: Ab sofort können in meinem Spreadshirt-Shop T-Shirts und Girlie-Shirts mit der sarkastischen Aufschrift „Vokuhila – Weil’s eh schon wurscht is'“ gekauft werden. Sarkasmus ist erlaubt, wenn er einem guten Zweck dient: Der Reinerlös (zwei Euro pro Shirt) wird einer im entsprechenden Kulturraum aktiven seriösen NGO (vermutlich Amnesty International, wenn mir nichts besseres einfällt) gespendet. Somit macht mein Spreadshirt-Shop jetzt auch endlich Sinn. Wurde auch Zeit.