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Bitola (1): Nachbarschaftsstreit

Mal einen Urlaub der anderen Art machen, und in einem Zug mich gleich der Verwandtschaft des besten Mädchens von allen vorstellen – das waren meine Beweggründe, mich vergangenes Wochenende nach Bitola, der zweitgrößten Stadt Mazedoniens, zu begeben. Hurra: Stefan und Maja – unterwegs zu einem brandneuen Abenteuer!

Apropos Brand: Begonnen hat unsere Reise dort, wo es im Sommer oft brennt – nachdem meine Hand während eineinhalb Stunden Flug als lebender Stressball fungiert hatte, landeten wir am Flughafen Thessaloniki, der offiziell „Makedonia Airport“ heißt. Und genau dort begannen die Probleme.

Denn „Makedonien“ bezeichnet neben einem der vier Heimatländer des besten Mädchens von allen auch eine Region in Nord-Griechenland. Und weil die Griechen nicht damit klar kommen, dass es auch ein zweites Mazedonien geben soll, kennen sie das nördliche Nachbarland einfach nicht an.

Das hat entsprechende Auswirkungen auf die nachbarschaftlichen Beziehungen, die alles andere als rosig sind. Unser Fahrer, der uns von Thessaloniki nach Bitola brachte, wurde während seiner Wartezeit am Flughafen gefragt, ob er eine Bombe bei sich trage – wer ein Autokennzeichen eines in Griechenland nicht offiziell existierenden Staates hat, ist ein potenzieller Terrorist.

„Eigentlich geht es um die Immobilien“, sagt unser Fahrer. Denn Griechenland fürchte, dass Mazedonien bei Anerkennung auch Gebietsansprüche im griechischen Mazedonien geltend mache. Dabei ist das ohnehin in der Verfassung geregelt: Auf Druck Griechenlands wurde die mazedonische Verfassung dahingehend geändert, dass keine Gebietsansprüche an die Nachbarn geltend gemacht werden dürfen – so lehrt es zumindest die heilige Schrift Wikipedia.

Bei der Überfahrt an der Grenze eine weitere skurrile Situation: Während unsere EU-Pässe bedingungslos akzeptiert werden, hat unser Fahrer zusätzlich zu seinem Pass einen A4-Zettel, den die griechischen Behörden abstempeln – den Pass akzeptieren sie nämlich ebenso wenig wie das Land selbst.

Muss das sein? Ich meine: Wenn ich jedem anderen Menschen verbieten würde, den Namen „Stefan Mey“ zu verwenden, dann müsste sich die halbe Bundesrepublik Deutschland neu benennen. Und diesen Verwaltungsaufwand will sich wirklich jeder sparen. Oder?

Weitere Berichte zum Mazedonien-Abenteuer folgen morgen. Also: Stay tuned!