Wien. In Österreich – einem Land, das weltweit die Top-Ränge  in Sachen Lohn- und Bildungsniveau einnimmt – kann die morgendliche  Fahrt in der U-Bahn recht langweilig sein: Gespräche finden nur selten  statt, stattdessen fahren die Menschen nervös mit den Fingern über die  Bildschirme ihrer Smartphones.
Smartphones, diese Dinger gehören  zu den tollsten Erfindungen des noch jungen Jahrhunderts. Ortsungebunden  kann man damit arbeiten, heißt es: Im Web nach Informationen suchen,  Emails schreiben, gemeinsam Dokumente bearbeiten, Nachrichten aus aller  Welt lesen, Börse-Kurse live mit verfolgen – Cloud Computing, Mobile  Collaboration und Enterprise Mobility lauten die Schlagwörter, die ein  neues Zeitalter der golden Produktivitäts-Effizienz einläuten sollen.
Ein Blick auf das Display meines Sitznachbarn in der U3: Er spielt „Angry Birds“.
User in der Verantwortung
Es  heißt immer, man darf den Erfinder des Messers nicht dafür  verantwortlich machen, was die Menschen mit dem Messer anstellen – sie  können damit jemanden erdolchen, oder sich auch einfach eine Mahlzeit  zubereiten.
Ähnliches gilt wohl auch für moderne Gadgets, und zwar  in der gesamten Bandbreite: Auf Smartphones und Tablet-PCs kann  produktiv zum Wirtschaftswachstum beigetragen oder wertvolle Zeit durch  hirnlose Spiele verplempert werden; und auch im Web gibt es einen  unendlichen Fundus des Wissens nebst kriminellen Inhalten jeder Art.
Selbst  E-Reader, die an sich keine Ablenkung durch plumpe YouTube-Videos oder  hirnlose Spiele bieten, sind eine Falle: Das Äußere des Geräts sieht  stets gleich aus – unabhängig davon, ob mein Sitnachbar in der U-Bahn  gerade den Literatur-Klassiker „Schuld und Sühne“ oder das  Schmuddel-Äquivalent „Schuld und Sünde“ liest.
Doch es gibt auch  gute Nachrichten: Manche Tools wurden ursprünglich für einen  zweifelhaften Zweck entwickelt, zeigen aber in der Realität ihren wahren  Nutzen. Die App „Snapchat“ etwa verschickt MMS, die sich nach kurzer  Zeit selbst zerstören. Entwickelt wurde das zwar ursprünglich für das  „Sexting“ – also das Versenden von Schmuddel-Fotos via Handy -; wir  haben die App allerdings als ein praktisches Tool für Möchtegern-Spione  entdeckt, denn neben nackter Haut können auch Unternehmens-Informationen  mit dieser Technologie nur kurzfristig verfügbar gemacht werden.
Im  Endeffekt kommt es dann wohl auf den User an: Die Technologie steht  bereit, um uns produktiver und effizienter arbeiten lassen. Und es liegt  an uns, ob wir dieses Angebot annehmen – oder lieber Blödsinn damit  anstellen.
Aus Gründen der Effizienz-Maximierung erschien dieser Beitrag auch in der TechZone des WirtschaftsBlatt.