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Das Netz | the net

Eine Oper für den SPAM

Das ist kein Scherz: Unter dem Titel „Gain extra Inches – die SPAM-Oper“ läuft derzeit im Schauspielhaus Wien ein Stück, das seinem Namen alle Ehre macht. Denn hier werden SPAM-Nachrichten zum Inhalt eines Theaterstücks. Mit Gesang. Und musikalischer Untermalung.

Dabei wird kaum eine Variante dieser Unform der Kommunikation ausgelassen: Beginnen tut das Stück mit einem Lied über den klassischen „Mitleids-SPAM“, in dem ein nigerianischer Junge um Geld für seine todkranke Schwester bettelt; gefolgt vom „Kaufen-sie-billige-Uhren-SPAM“, dem „Hier-kriegen-sie-billige-Kredite-SPAM“, Viagra- und Porno-SPAM und selbstverständlich dem klassischen Kettenbrief. Kleines musikalisches Highlight: Ein Rap zum Thema SPAM.

Und diese Mischung wirkt: Die Masse an Nachrichten, die sich gegenseitig zu übertönen suchen, mantraartig wiederholte Sätze wie „Jenny has sent you a digital postcard“ und „Kaufen Sie billige Uhren“ brennen sich ins Hirn und wollen nicht mehr weg – ganz so wie im echten Leben.

Fazit: Wer SPAM mal aus einer humorvollen Perspektive betrachten möchte, sollte sich das Stück genehmigen, das gestern Premiere hatte und noch am 26., 28. und 31. August 2010 im Schauspielhaus Wien zu sehen ist.

Papier ist tot, lang lebe Papier! (Teil 1)

Gestern hat ein lieber Mensch Geburtstag gefeiert. Und da man lieben Menschen zum Geburtstag ein Geschenk macht, machte ich mir entsprechende Gedanken: Sie steht auf „Winnie the Pooh“ und hasst Technik-Spielzeug. Also, Geistesblitz meinerseits: Den Literaturklassiker, den ich am Wochenende auf dem iPad gelesen hatte, als Buch kaufen. Ich meine: Ein richtiges Buch. Zum Anfassen. Papier und so.

Da es für eine Amazon-Bestellung schon zu spät war, machte ich mich auf zur Mariahilfer Straße. Einkaufen, in echten Geschäften und so. Und wenn ich schon mal dabei war, nahm ich mir auch gleich vor, in einem kleinen Geschäft einzukaufen, statt im großen Thalia. Kleinunternehmer fördern, das war das Programm.

Dann aber der erste Schock: Der nette kleine Buchladen, unten beim MQ, der hat inzwischen zu gesperrt. Stattdessen ist dort nun ein weiterer Laden, der Billig-Sonnenbrillen und sonstigen Ramsch verkauft. Schade, denn dort habe ich mich immer gerne beraten lassen und Bücher gekauft… früher mal.

Also pilgere ich die Straße hinauf Richtung Thalia. Dabei fällt mir auf, wie wenig Buchläden es auf der Mahü gibt… war das schon immer so? Klammottenläden gibt es zuhauf, und Fastfood-Buden à la McDonalds und Starbucks… aber der nette, kleine Buchladen mit dem literaturbegeisterten Germanistik-Studenten im 9. Semester, der einem zu jedem Klassiker seine Meinung kund tun kann? Fehlanzeige.

Auf dem Weg Richtung Thalia komme ich noch an zwei kleinen Läden vorbei und frage nach – aber in deren beschränktem Sortiment findet sich das Buch, das in 25 Sprachen übersetzt wurde und eines der beliebtesten Kinderbücher aller Zeiten ist, leider nicht. Müden Fußes erreiche ich dann also schließlich doch den Thalia und finde dort eine Ausgabe, sogar eine sehr schöne.

Und am Abend freut sie sich dann. Und ihre Freunde auch; und jeder hält das Buch mal in der Hand, blättert darin, lächelt dabei. Und ich freue mich, dass ich doch fündig geworden bin, doch in meinem Hinterkopf ist da eine Stimme, die mir sagt, dass sich die Dinge ändern: Was ist aus den netten kleinen Geschäften geworden? Und aus den Germanistik-Studenten, die dort gearbeitet haben? Und aus den Tagen des herzlichen Stöberns und Sich-Beraten-Lassens?

Haben wir es mit der Online-Euphorie vielleicht ein wenig übertrieben?

Analogien erklären die digitale Welt

Es ist immer so schwer, Menschen ohne Technikbegeisterung klar zu machen, warum, Technik eine spannende Sache ist. Wie erklärt man die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Browser; und wie macht man klar, dass es sich dabei schon fast um einen Glaubenskrieg handelt? Wie erklärt man das Mindset von Web-Entrepreneuren? Und wie bringt man der Eltern-Generation verständlich und sanft bei, dass man ein ernsthaftes Problem mit seiner Facebook- und Twitter-Abhängigkeit hat? Die Antwort lautet: Mit Vergleichen. Und schönen Bildern.

Folgendes Bild beschreibt etwa, was für eine Frau Ihr Browser wäre, wenn Ihr Browser tatsächlich eine Frau wäre:

Ich persönliche kann sagen, dass auch ich meine ersten Erfahrungen mit Internet Explorer hatte, dann aber fasziniert von der Vielfältigkeit der Firefox war. Seitdem bin ich ihr treu. Es gibt keine bessere.

Die Bloggerin Veronika Mauerhofer wiederum hat eine schöne Grafik vorgestellt, die die Analogie zwischen Drogen und Social Networks treffend beschreibt:

Vor allem die Sache mit YouTube kann ich bestätigen… wie viele gemütliche Abende mit Freunden wurden schon zerstört durch den Satz „Lass mich Dir kurz EIN lustiges Musikvideo zeigen“? Ich habe aufgehört zu zählen.

Tilo Bonow von Piabo stellte schließlich noch ein Schaubild dar, in dem sich wohl so mancher Gast diverser Barcamps wiederfinden wird. Das haben Web-Startups und Rock Bands gemeinsam:

Ich erwarte mir, dass zahlreiche Twitter-Bekanntschaften – sollten sie das letzte Stadium erreichen – mich irgendwann in ihre fette Villa einladen. Mit Pool und eigenem Golfplatz. Bitte. Danke.

Keine Filmkritik: „Inception“

Gestern war ich im Kino und habe mir „Inception“ angesehen. Dass der Film gut ist, daran besteht kein Zweifel – wer „Matrix“ liebte, der wird auch auf „Inception“ rein kippen. Doch keine Sorge: Den Versuch einer Interpretation möchte ich an dieser Stelle ebenso wenig starten wie eine platte Schwärmerei über das innovative Drehbuch oder die grandiosen Effekte.

Stattdessen ein Gedankenanstoß: Kann es sein, dass das im Film portraitierte Zukunftsszenario bereits Realität ist? Also, ich meine natürlich: In einer abgeschwächten Form. Die Rede ist – freilich, wie so oft – von Social Media à la Facebook und Twitter. Denn da kam mir dieser Gedanke, als ich so mit Herrn N. bei einem Dosenbier in seiner Wohnung saß: Sind nicht gerade die Sozialen Netzwerke virtuelle Orte, an denen wir unsere Gedanekn kund tun und andere sie uns rauben können?

Was im Film der im Traum wandelnde Mensch ist, das ist in unserer virtuellen Welt der Avatar, resepektive Nutzer-Account. Und eben dieser gibt Wahrheiten des echten Menschen preis, noch dazu – wie im Film – zeitversetzt. Und über das Zumüllen von Informations-Bullshit passiert sogar das, was im Film als „Inception“ bezeichnet wird: Das Einplanzen von Gedanken, die man in dieser Form eigentlich gar nicht haben wollte. Das ist alles andere als toll. Aber: Es gibt einen Ausweg.

So wie man im Film aus dem Traum aussteigt, indem man stirbt, so tritt man aus der virtuellen Scheinwelt aus, indem der Avatar respektive Nutzeraccount dahin scheidet. Will heißen: Abmelden, Computer ausschalten und die echte Welt da draußen genießen. In der Sonne liegen, Leute treffen und so.

Und genau das werde ich jetzt machen! Ha! Adieu. Euer Stefan.

(Sollte Euch dieser Blogeintrag ungewöhnlich wirr erscheinen, bitte ich um Entschuldigung. Ich habe letzte Nacht seltsam geträumt und bin folglich ein wenig durch den Wind. Das Betrachten des Films „Inception“ kann ich übrigens nach wie vor wärmstens empfehlen…)

Schutzlos ausgeliefert: Das große Finale

Am Wochenende habe ich noch ein wenig Freizeit-Surfing betrieben: Samstag war ich im MQ und habe ein dortiges offenes WLAN verwendet, um meine üblichen Websites anzusurfen; nebenbei war ich auch auf der Website des Restaurants „Maschu Maschu“, das ausgezeichnete Falafel im Angebot hat. Auch im Ausland war ich wieder; auf einer US-Website, die sich mit der Distribution von Ebooks beschäftigt.

Sonntag wollte ich mich auf Xing einloggen und wurde darauf hingewiesen, dass ich dafür Cookies aktivieren muss. Okay, das muss anscheinend sein – ich will ja zu meinen Kontakten. „Cookies sind an sich nicht gefährlich; es ist eher eine Frage der Privatsphäre“, erläutert dazu Candid Wüest, Virenexperte bei Symantec. Viele Websites bräuchten Cookies und Java – letzteres sei übrigens für 50 Proztent aller „Drive-By Downloads“ (Runterladen von Trojanern über infizierte Websites) verantwortlich. Sicherheitstechnisch ist es laut Wüest daher sinnvoll, Java komplett zu deaktivieren – was in der Praxis aber natürlich nicht durchsetzbar ist.

Laut Wüest gibt es 240 Millionen Schädlinge weltweit; zwei Drittel davon sind Trojaner. Und diese kommen hauptsächlich von infizierten Websites.

Ich bin unsichtbar

Heute habe ich mich dann nochmals mit Karl Novak, Sicherheitsexperte bei MSI, im MQ getroffen. Gemeinsam nutzen wir das offene WLAN und Novak versucht, mich zu „pingen“: Er schickt ein Datenpaket an meine IP-Adresse und wartet, ob eine Reaktion kommt. Nichts passiert, und das bedeutet: Im WLAN des MQ sind die Nutzer von einander separiert; innnerhalb des MQ-Netzwerks bin ich also für andere User nicht sichtbar.

Gemeinsam mit Novak mache ich mich schließlich an den Test: Zuerst mit dem Gratis-Virenscanner AVG Free über das System fahren; und dann zur Sicherheit nochmal mit „Desinfec’t“ – ein Programm des PC-Magazins „c’t“, bei dem Linux als sichere Umgebung hoch gefahren und von dort mehrere aktuelle Virenscanner gestartet werden. So kann auch die „Rootkit“, das Herz des Systems, untersucht werden.

Was das Ergebnis dieses Experiments ist, ob ich Opfer eines trojanischen Angriffs bin und ob meine Facebook-Daten inzwischen in China liegen – das erfahrt Ihr dann morgen in der Print-Ausgabe des WirtschaftsBlatt. Ich jedenfalls habe im Lauf dieses Experiments viel gelernt. Und das ist gut so.

Im Selbsttest ist Stefan Mey eine Woche ohne Virenscanner und Firewall unterwegs. Der Versuch läuft bis kommenden Montag; das Ergebnis wird morgen in der Print-Ausgabe des WirtschaftsBlatt veröffentlicht.

Schutzlos ausgeliefert: Tag 4

„Bei uns im Haus sind wir die einzigen, deren Keller keine Sicherheitstür hat – zugleich sind wir auch eine der wenigen Haushalte, bei denen die Kellertür noch nicht aufgebrochen wurde“, meint eine Kollegin als schöne Metapher auf meinen Versuch, eine Woche ohne Virenscanner und Firewall unterwegs zu sein. Allerdings: Ein Keller ist ein Keller und daher schwer einsehbar; wäre die Situation wohl die gleiche, wenn ihr Auto das einzige in der Straße ohne Alarmanlage wäre?

Immerhin meinte der Symantec-Experte Candid Wüest ja bereits in meinem letzten Posting, dass weniger direkte Attacken auf den User stattfinden, sondern sie sich beim Besuchen infizierter Homepages einen Trojaner holen – laut Wüest werden pro Tag 13.000 Websites infiziert. Oder, anders ausgedrückt: Wenn ich mir einen Umhang aus Gold fertigen lasse und damit allein in meiner Wohnung sitze, ist es wurscht – spaziere ich damit durch Brooklyn, so habe ich ein Problem.

Also, meine gestrige Mission: Mehr surfen. Somit war ich gleich in der früh auf den Technik-Blogs diverser US-Medien und habe mir zusätzlich ein paar YouTube-Videos rein gezogen. Denn: „Auch Plugins wie der Flash Player können Einfallstore für Schad-Software sein, wenn sie nicht up-to-date gehalten werden“, sagte mir Karl Novak, Sicherheitsexperte beim Detektivbüro MSI.

Und dann noch ein besonderes Surf-Schmankerl: Die Website eines Kollegen inklusive Webshop, auf die ihm zufolge „viele Russen zugreifen“. Da ein Großteil der Schadsoftware aus Russland und China kommt, könnte ich mich hier erfolgreich anstecken. Am Abend habe ich dann noch die Seite www.party.at besucht, um abendliche Aktivitäten in Erfahrung zu bringen, sowie Artikel in der Wikipedia gelesen. Somit endete mein Surf-Tag.

Übrigens, falls sich ein potenzieller Einbrecher Hoffnung gemacht hat: Das Kellerabteil der Kollegin ist zwar schwach gesichert – ein Einbruch lohnt sich aber nicht, da sich dort kaum Wertsachen befinden, versichert sie mir.

Im Selbsttest ist Stefan Mey eine Woche ohne Virenscanner und Firewall unterwegs. Der Versuch läuft bis kommenden Montag; das Ergebnis wird kommenden Dienstag in der Print-Ausgabe des WirtschaftsBlatt veröffentlicht.