Zum Inhalt springen

Das Netz | the net

Outlook.com – Weg frei für Cyber-Squatter!

Wien. Das neue Mail-System von Microsoft ist überraschend gut gelungen: Einfach zu bedienen, übersichtlich, schnell und mit ausreichend virtuellem Speicher ausgestattet, wird es sich wohl wunderbar in die neue Welt von Windows 8 und Windows Phone einbetten und könnte dem Konkurrenten Google mit seinem Gmail-System ernsthaft Konkurrenz machen.

Einen gigantischen Fehler hat sich Microsoft aber dennoch erlaubt; denn folgende Adressen hatte der Konzern vergessen für das eigene Unternehmen zu reservieren:
– steveballmer@outlook.com (gehört jetzt PC Pro)

– ballmer@outlook.com (gehört dem Blog Ballmer on Ballmer)

– gates@outlook.com (gehört ebenfalls Ballmer on Ballmer)

– donotreply@outlook.com (gehört Ryan Hoffman)

– systems@outlook.com, customer_service@outlook.com, customer_support@outlook.com, response@outlook.com, founder@outlook.com (gehören allesamt Gizmodo)

Die Gründer erreicht man folglich nicht über ihr eigenes Produkt, und auch der Support wird wohl nicht über den Mail-Service Microsofts laufen – ist man selbst von Outlook.com vielleicht weniger begeistert als die Fachpresse?

Übrigens: Mein Wenigkeit erreichen Sie ab jetzt unter Xbox.support[AT]outlook.com. Mal schauen, wie viele wütende Gamer mir demnächst schreiben.

Emails? Brauchen wir das wirklich?

Potzblitz, das hätte nicht passieren dürfen: Der netteren Bedienbarkeit wegen rufe ich meine Emials immer über das Interface von Gmail ab; dieses ist aber mit meiner Gmx-Adresse synchronisiert, über die noch der Großteil meines Mailverkehrs läuft – es ist einfach recht mühsam, etlichen, über den Globus verteilten Menschen nachhaltig zu verklickern, dass man inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen ist und auf „Internet made in Germany“ pfeift. Normalerweise läuft mit dieser Synchronisierung alles gut – solange ich nicht bei Gmx das Passwort ändere, ohne es bei Gmail auch entsprechend zu adaptieren.

Genau das ist nämlich geschehen – und in Folge habe ich nun sechs Wochen lang das Leben eines Gmail-Users geführt, ohne Mails vom Gmx-Konto zu bekommen. Aufgefallen ist mir das erst, als eine Bekannte meinte, sie habe mir eine wichtige Mail an die Gmx-Adresse geschickt, die ich allerdings nicht bekommen hatte. Der Fehler war bald gefunden, das Problem behoben.

Fasziniert hat mich dabei die Tatsache, dass ich offensichtlich auch sechs Wochen ohne den Großteil meiner Mails leben konnte; und als ich mich durch hunderte von Nachrichten in meinem Posteingang kämpfte, waren schnell 98 Prozent davon gelöscht, weil es sich um Spam und Newsletter handelte. Den Rest hatte ich in zehn Minuten gelesen und beantwortet – mit maximal 60 Minuten Zeitaufwand wurde also das Äquivalent von sechs Monaten Wochen Dauer-Checken erledigt.

Ist es also wirklich nötig, dass ich ständig online bin? Dass ich alle paar Minuten meine Mails checke? Wie viel Zeit kann ich gewinnen, wenn ich die Intervalle zwischen den Gängen zum digitalen Briefkasten deutlich verlängere? Fragen über Fragen.

Inzwischen bin ich übrigens wieder erreichbar; per Mail (bevorzugt auf der Gmail-Adresse) ebenso wie über Facebook – welches ich übrigens ebenfalls im Minuten-Takt checke, auch auf dem Smartphone, in der U-Bahn und überall sonst. Man hat ja sonst nichts zu tun.

Viel Gezwitscher und ein wenig Potenzial

Galt Twitter bisher als Spielball für Selbstdarsteller („Ich esse gerade ein Schnitzel“), macht das Team aus San Francisco einen Schritt in Richtung seriöses Business: Mit so genannten „Cash-Tags“ können nun die Börse-Symbole von Konzernen jene Meldungen markieren, die börserelevant sind. Wenn also Apple wieder mal einen Prozess gegen Samsung markiert, twittere ich das mit dem Zusatz „$AAPL“.

Klingt toll? Jein. Die Idee ist gut, aber die Information nicht gleichmäßig auf die Märkte verteilt: In Österreich herrscht rund um „$OMV“ und ähnliche potentielle Kandidaten noch gähnende Leere, während man bei Meldungen zu den US-Märkten große Mühe hat, relevante und irrelevanten Meldungen zu trennen. Dafür wird es also auch in Zukunft noch Analysten und Finanzjournalisten brauchen.

Für Twitter selbst aber ist das ein großer Wurf. Während rund um Konkurrent Facebook und digitale Werbung eine Schreckensmeldung die andere jagt, positioniert sich der Kurznachrichten-Dienst als Nachrichtenquelle, die die Schnittstellen und Informationen gegen Gebühr verkaufen könnte. Somit würde das Unternehmen, das bisher noch keinen nennenswerten Gewinn erzielt hat, vielleicht doch noch cash-flow-positiv wirtschaften – und irgendwann, wenn Gras über die Facebook-Sache gewachsen ist, selbst als „$TW“ von der Wall Street zwitschern.

Office 2013: Schießt Microsoft am Ziel vorbei?

Heute war ich bei der Österreich-Präsentation von Microsofts neuem Office 2013 – also quasi das ganze Paket aus Word, Excel, PowerPoint und anderen beliebten Programmen, neu aufgelegt.

Das neue Office wird cool. Arbeiten wird damit sogar noch mehr Spaß machen. Denn es wird Skype, Facebook und Twitter integrieren, damit ich Dokumente während der Bearbeitung mit meinen Freunden und Kollegen diskutieren kann. Außerdem werden die Dateien im Internet gespeichert, damit ich sie zur Not auch am Handy abrufen kann – so können Bücher und Diplomarbeiten geschrieben werden, während man im Freibad liegt. Größere Buttons für die Touchscreens von Tablet-PCs lassen mich auf meinen Dokumenten herum tappsen, statt unbeholfen mit der Maus zu hantieren.

Das alles ist cool und zeigt die Zukunft des Arbeitens. Und gerade deshalb wage ich die Prognose, dass das neue Office den meisten Menschen wurscht sein wird.

Denn viele von ihnen verwenden noch immer Windows XP mit Open Office – darauf kann man ebenso gut schreiben und Tabellen anschauen; und das iPad ist ohnehin nicht zum Arbeiten da, sondern zum Spielen. Facebook dient nicht der Zusammenarbeit, sondern dem Teilen von Katzen-Fotos.

Neue Welt des Arbeitens? Eine nette Utopie Microsofts. Das Produkt Office 2013 ist ohne Zweifel klasse – nur stellt sich die Frage: Ist die Menschheit reif dafür?

Dieser Beitrag wurde auf einem iPod Touch geschrieben.

Von Platz 17 auf Platz 31.920 – und wieder zurück

Grummel, grummel… mein Plan, mit meinem Buch „EMbedded“ das wirklich gute Ranking unter den Gratis-Büchern mit in die Charts der kostenpflichtigen Bücher nehmen zu können, geht nicht wirklich auf: Während ich einige Zeit lang unter den Top20 der Gratis-Bücher geweilt hatte und bis gestern abend über 1000 Menschen die Geschichte über einen deutschen Fußball-Verweigerer in Wien drollig fanden, befinde ich mich nun wieder auf den hinteren Rängen der Amazon-Charts. Konkret: Auf Platz 31.920. Naja, ein Trost bleibt mir: Immerhin bin ich in der Rubrik „Reiseführer Österreich“ auf Platz 2.

Trotzdem lasse ich nicht locker und stelle jetzt auch noch mein erstes Buch, „Indien 2.0“, in der Beta-Version gratis zur Verfügung. Nicht, weil ich vollkommen bescheuert bin – sondern weil es sich hier um ein Crowdsourcing-Projekt handelt: Das Buch ist ja in Wahrheit noch gar nicht fertig, zum Beispiel fehlt das Ende und die Tipp- und Sinn-Fehler reihen sich aneinander. Deswegen die Bezeichnung „Beta Version“ – man kennt das ja aus der Software-Branche. Und ich hoffe, durch das Crowdsourcing ein nützliches Input zu bekommen und mir das Lektorat zu ersparen.

Als Endresultat wird es dann in ein paar Wochen ein fertiges Exemplar von „Indien 2.0“ geben – mit richtigem Ende, ohne Fehler. Und hoffentlich dann auch mit einem etwas besseren Ranking in den Gesamt-Charts.

Das Aufbäumen der Old Economy

Früher mussten Spiele-Entwickler die Früchte ihrer Arbeit von einem Konzern auf DVDs pressen lassen, um sie im Handel zu verkaufen. Musiker galten nur als erfolgreich, wenn sie einen Plattenvertrag hatten. Authoren konnten ohne Verlage nicht publizieren. Und Händler hielten sich brav an die vorgegeben „unverbindlichen Preisempfehlungen“ der produzierenden Konzerne. Heutzutage ist all dies Vergangenheit.

Denn Spiele-Entwickler vertreiben ihre Mini-Games inzwischen über den AppStore von Apple, Androids GooglePlay oder demnächst auch den Store von Windows 8. Musiker brauchen keinen Vertrag mehr, sondern stellen ihre Musik mit Hilfe on Rebeat, INgrooves oder Reverbnation auf iTunes oder Spotify direkt dem Fan zur Verfügung. Authoren publizieren auf Amazon, Ciando oder bod.de ihre Bücher ohne Mittelmann. Und Händler entdecken über die Marktplätze von Amazon und eBay neue Vertriebskanäle.

Das ist eine schöne neue Welt, in der Wirtschaften eine zuvor noch nie dagewesene Freiheit erlebt. Aber das schmeckt nicht jedem.

Denn während sich die Content-Produzenten und Händler am Web erfreuen, ärgern sich etablierte Unternehmen über Gewinneinbußen: Die Videospiel-Branche etwa sieht eine vermehrte Konkurrenz durch die von kleinen Start-Ups produzierten Handy-Spiele, die nur einen Bruchteil kosten, die Spieler aber ebenfalls fesseln können – Branchenriese Electronic Arts rechnet heuer mit einem Minus von bis zu 100 Millionen Dollar. Und auch die Musikindustrie klagt seit Jahren über sinkende Gewinne.

Es wäre möglich, selbst kreative Ansätze zu entwickeln und in diesem Spiel der Innovationen mit zu spielen – was auch manche Unternehmen erfolgreich tun. Andere Vertreter der Old Economy wiederum ziehen es vor, gegen den Strom zu schwimmen. Exemplarisch ist dabei das Festhalten der Musikindustrie an konventionellem Vertrieb – inklusive matraartigem Wiederholen der Aussage, die CD dürfe nicht sterben; ebenso wie die Vorgabe des Sportartikel-Herstellers Adidas, die Händler sollen künftig nicht mehr die Vertriebskanäle von Amazon und eBay verwenden – Begründung: Die Darstellung der Produkte erfolgt bei Amazon und eBay nicht zufriedenstellend. Frage: Was kann man bei der Darstellung einer Sport-Tasche großartig falsch machen?

Erreichen kann Adidas durch diese Strategie lediglich, dass die vorgegebenen Preise in bestehenden Vertriebskanälen erhalten bleiben. Auf die neuen Vertriebskanäle hingegen verzichtet man – und wenn der Kunde beim Online-Marktplatz seines Vertrauens dann keinen Adidas-Schuh findet, kauft er halt einfach ein Produkt der Konkurrenz.

Fakt ist, dass in den vergangenen Jahren ein Damm aufgebrochen ist, der sich nun entleert und ein neues Wirtschaften ermöglicht. Was wir nun parallel dazu erleben, ist ein verzweifeltes Aufbäumen der Old Economy, das Kunden eher verärgert, statt sie glücklich zu machen. Und verärgerte Kunden will niemand haben. Etablierte Unternehmen tun daher gut daran, im digitalen Spiel mit zu spielen, statt sich dagegen zu stemmen – denn aufhalten lässt sich die Revolution ohnehin nicht mehr.

Aus Gründen der Effizienzmaximierung erschien dieser Artikel auch in der TechZone des WirtschaftsBlatt.