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Back to school

Wer krank ist, der muss zum Arzt gehen. Also habe auch ich diesen Weg vergangene Woche auf mich genommen, als die 39,5 Grad Fieber schon gefährlich zu werden drohten. Zum Glück ist ein Mann in einer solchen Situation nicht auf sich selbst gestellt, mein Weg wurde von der lieben EUphemistin begleitet – in die Höhle des Löwen, also zur Ärztin, musste ich dann aber alleine.

Die Medizinfrau verschrieb mir dann auch gleich Tamiflu – davon gibt’s ja derzeit mehr als genug – und diverse andere Mittelchen für Husten und Schnupfen (obwohl ich gar keinen Schnupfen hatte, was die gute Frau aber für eine zu vernachlässigende Tatsache hielt). Abschließend fragte sie mich noch, ob ich einen Attest für den Arbeitgeber brauche – die Gretchenfrage bei Pauschalierten wie ich es bin.

Denn zwar bin ich auf dem Papier selbständig, tatsächlich sitze ich aber die üblichen 50 Stunden pro Woche im gleichen Büro – eine schriftliche Betsätigung, dass ich dem Tode nahe sei, würde sich also gut machen. Also: „Ja, bitte, brauch ich.“

Worauf flugs die Ärztin ihr Computer-Programm öffnete und das Formular suchte – das sie aber nicht fand. Denn ich bin ja SVA-versichert, also selbständig. Und Selbständige haben keinen Arbeitgeber, dem sie den Wisch vorlegen können. Zumindest auf dem Papier nicht. Stattdessen druckte sie mir das einzige aus, was in Kombination mit meiner Versicherung halbwegs passt: Einen „Attest für die Schule“.

Dort stand dann geschrieben, dass „der Schüler Mag. (FH) Stefan Helmuth Mey“, geboren 1982, an Unterricht, Schwimmunterricht und Turnunterrricht nicht teilnehmen kann. Die Belustigung im Freundes- und Kollegenkreis kann man sich vorstellen. Naja, irgendwas Wahres hat das schon: Im Fieberwahn fällt man schnell auf das geistige Niveau eines 16jährigen zurück, wenn man zu keiner anderen Tätigkeit als Fernsehen mehr fähig ist. Dieter Bohlen finde ich aber auch mit Grippe nicht lustig. Ehrlich nicht. Hust, hust.

Seid gut zu Ihnen!

„Klar könnte ich ihr das schenken, aber ich bin doch nicht wahnsinnig“, sagte der neue Freund einer guten Freundin, irgendwann kurz vor Weihnachten. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben, denn auf die Frage, was er der neuen Flamme denn zu Weihnachten schenken könne, hatten wir – ihre langjährigen Freunde – wie aus dem Kanonenrohr geschossen geantwortet: Ein Stofftier!

Doch er wusste genau, worauf er sich da einlässt: Stofftiere sind die natürlichen Feinde des Mannes, zumindest glauben wir das gerne. Wenn wir selbst nach Liebe und Zuneigung dürsten, uns diesen wundervollen Wesen nähern wollen, wenden sich die Liebsten  manchmal kaltherzig von uns ab, nur um sich stattdessen an ihren Eisbären, Panda oder Grizzli zu schmiegen… hat denen niemand jemals gesagt, dass Bären böse Raubtiere sind?

Wie jeder moderne Mann meines Alters habe ich freilich keine Freundin, sondern etwas Seltsames, das man wohl am Besten als „Nicht-Beziehung“ bezeichnen kann: Nicht Freundschaft, nicht Beziehung, auch keine andere dieser öden Definitionen, die Menschen für verschiedene Mischformen erfunden haben. Sondern irgend etwas Neues, Innovatives, auf unsere Bedürfnisse Maßgeschneidertes. Die Nicht-Beziehung ist die perfekteste Form der Beziehung, absolut zeitgemäß und unanfechtbar.

Aber es hilft nichts: Auch hier gibt es ihn, den Feind in meinem Bett.

Er hört auf den Namen Fido, hat aber mit dem Zombie aus dem gleichnamigen Film gar nicht zu tun. Stattdessen ist er eine recht seltsame Mischung zwischen Bär und Hund – wir haben ihn „Bärenhund“ getauft. Fido ist vermutlich das letzte Wesen seiner Art; denn Bären hunde sind vom Aussterben bedroht – ich zumindest kenne keinen anderen außer Fido.

Ich beschloss, diesmal alles anders zu machen.

Nicht mehr gegen den Feind anzukämpfen.

Consulter würden klugscheißern mit der Phrase: Kooperation statt Konkurrenz. Ich hingegen weiß, dass der Weg zum Herz dieser Frau, die mir so viel bedeutet, nur über ihren Bärenhund führen kann.

Und das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Er ist – wie die Wie ner sagen würden – mein Hawara geworden.

Wenn das liebste Mädchen von allen grad im Bad ist, führen wir Männergespräche; manchmal vermittelt er zwischen uns, wenn wir uns wieder mal über Kleinigkeiten streiten. Wenn ich als erster aufwache und das Haus verlasse, verabschiede ich mich von beiden mit einem Bussi auf Wange oder Schnauze. Fast hätte ich ihn auch mal zum Pokern eingeladen, aber dann ist mir aufgefallen, dass das ein Blödsinn ist.

Stofftiere können ja gar nicht Poker spielen.

Denn sie haben ja keine Finger.

Die Moral aus der Geschichte ist jedenfalls klar: Männer, behandelt die Stofftiere Eurer geliebten Frauen gut. Denn ein Kampf gegen Grizzlis, Eisbären und Bärenhunde ist ein Kampf, den Ihr unmöglich gewinnen könnt. Freut Euch stattdessen, einen neuen Freund zu haben. Und außerdem könnt Ihr alles in einer neuen Relation sehen: Durch den flauschigen Genossen sind wir nicht das haarigste Wesen im Bett.

fido

Pah, New Years is Humbug!

Das neben meiner Wohnung liegende Verkleidungsgeschäft Jux Witte hat in den Auslagen die Engel und Feuerwerkskörper gegen Vikinger-Verkleidungen eingetauscht, mein Magen fühlt sich ob des vielen Essens noch immer etwas seltsam an, der Kopf brummt noch von der Silvesternacht und die Rippe tut noch immer weh, weil mich jemand mit den Worten „Frohes Neues, lieber Stefan!“ zu fest umarmt hat. Ohne Zweifel: Das alte Jahr ist vorbei, das neue hat angefangen. Und das ausgerechnet mit einem  Jänner, oh Schreck.

Der Jänner ist für das Jahr das, was der Montag für die Woche ist. Nicht nur, dass wir diverse Resterscheinungen von Rausch und Freudentaumel noch verarbeiten müssen, vor allem kiefeln wir an den Herausforderungen, die noch auf uns warten: So viel haben wir uns vorgenommen, umgesetzt aber noch gar nichts – und irgendwie zweifeln wir nun daran, dass wir es durchziehen werden. Denn zu unserer großen Überraschung haben die Singles unter uns über Nacht nicht den Partner für’s Leben gefunden, der neue Job hat sich für die Jobsuchenden auch nicht einfach so aus dem Nichts raus materialisiert und das Rauchen hat sich ebenfalls nicht von selber aufgehört – und das, obwohl das Jahr schon ganze zwei Tage alt ist.

Mit Erschrecken stellen wir wieder mal fest, dass sich die Probleme nicht von selber lösen, dass auch ein magischer Wechsel der Jahreszahl nicht die große Erlösung verheißt. Wir werden es also selbst angehen müssen, auf eigene Faust die Probleme lösen, die da vor uns stehen. 2010 mag vielleicht so angefangen haben, wie 2009 aufgehört hat – das heißt aber noch lange nicht, dass sich die nächsten 365 Tage nichts Radikales in unseren Leben ändern wird.

Also, Kopf hoch, liebe Leute: So bald wie möglich den Kater abschütteln, Aufstehen und die Dinge selbst anpacken, statt auf das Schicksal zu warten. Ich zum Beispiel werde nämlich mit dem Joggen beginnen. Wirklich. Morgen. Versprochen. Und wenn nicht, dann eben nächstes Jahr.

Wo wir Männer versagen

„Typisch männlich eingepackt“, sagt ein lieber Mensch, als ich ihr das Geschenk in die Hand drücke. Und in dem Moment wusste ich: Ja, diese Zeit des Jahres ist schon wieder da – jene, in der wir Männer wie kleine Kinder vor dem Geschenkpapier sitzen und wissen, dass wir wieder versagen werden. Christos Frau konnte sich glücklich schätzen, weil ihr Mann ein Verpackungs-Genie war – alle anderen Besitzer eines Y-Chromosoms sind jedes Jahr von neuem heillos überfordert.

Die größte Herausforderung ist dabei nicht der Freundeskreis, sondern meine Familie, allen voran meine Mutter – denn der möchte ich jedes Jahr beweisen, dass ich mich gebessert habe, muss aber jedes Jahr mit einer Enttäuschung leben. Dieses Jahr habe ich es mir leicht gemacht: Möglichst viele quaderförmige Geschenke. Denn Quader lassen sich vergleichsweise leicht verpacken – was kein Quader ist, muss in Bonbon-Form eingewickelt werden. Es gab Zeiten, in denen ich einen starken Bonbon-Überschuss hatte; heuer konnte ich die Bonbon-Quote deutlich reduzieren.

Sodann ging ich an’s Werk: Zurückziehen in mein Zimmer, Tür verriegeln, Weihnachtsmusik auflegen. Und dann tief durchatmen.

Das Problem ist die Ökonomie: Man(n) möchte von dem Papier nichts verschwenden. Und wenn wir dann aber zu viel verwendet haben, stehen wir vor der Aufgabe, wieder etwas weg schneiden zu müssen. Unser Geschenkpapier zeigt viele kleine Nikoläuse; und als ich Santa mit der Schere den Kopf vom Rumpf abtrenne, im Hintergrund John Lennon „War is over…“ nölt, läuft es mir kalt den Rücken runter. Ich fühle mich unchristlich, weiß aber auch, dass ich zur Erreichung meiner Ziele Opfer bringen muss.

Und dann  diese Sache mit den Händen. Wer ein quaderförmiges Geschenk einpackt, muss das Papier ordentlich zusammen halten, die Spannung halten; und während mir in diesem Moment schon der Angstschweiß des Versagens den Rücken runter läuft, stelle ich fest, dass ich noch nicht den Tesafilmstreifen von der Rolle gelöst habe. Also die weit entfernte Rolle mit dem Fuß her angeln, während die Hände die Spannung halten. Dann die Hände gegen das Kinn tauschen, das fortan die Spannung hält, während meine Hände den Tesafilm (der sich dabei freilich verklebt) von der Rolle zu lösen versuchen.

Dabei hab ich sicher wahnsinnig bescheuert ausgesehen.

Liebes Chtristkind: Zu Weihnachten wünsche ich mir einen dritten Arm.

Und dann diese gottverdammten Schleifen. Die sind meine Nemesis. Einfach drum wickeln, zuknoten, zwirbeln, mag sich frau denken. Ich hingegen scheitere immer am Knoten, bei dem ich ebenfalls verzweifelt die Spannung zu halten suche, wieder auf mein Kinn zurück greifen muss. Liebes Christkind, a propos: Vielleicht doch lieber gleich zwei neue Arme. Der Symmetrie wegen.

Als ich bereits total verzweifelt bin, in einem Hafen zerfledderten Geschenkpapiers und verklebter Tesastreifen sitze, tritt er endlich ein: Der Messias. In Form meiner Schwester. Sie lacht; über das Chaos und auch über meinen verzweifelten Blick. Kniet sich nieder, und hilft mir, zumindest die Geschenke der Eltern noch geschickt zu verpacken.

Liebe Frauen dieser Welt, bitte seht es ein: Wir modernen Bobo-Männer haben uns in vielerlei Hinsicht an Euch angepasst. Wir haben kochen und putzen gelernt, kaufen modische Kleidung, gehen regelmäßig zum Frisör. Die meisten von uns waschen sich sogar täglich. Wir haben uns von Euch emanzipiert, weil Ihr es von uns erwartet habt, und weil wir Euch lieben. Aber in Momenten wie diesen wissen wir, dass wir kapitulieren müssen: Am Ende bleiben wir doch die ungehobelten Affen, die von Euch abhängig sind. Danke, dass es Euch gibt.

So, und ich geh mir nun erst mal den Schweiß abduschen, bevor ich in Richtung Christmesse aufbreche.

In dem Sinne: Frohe Weihnachten alle miteinander,

Euer Stefan

baum

Die neue Tocotronic-Single ist online!

Seit einer knappen Stunde ist es so weit: Tocotronics Video zur neuen Single  „Macht es nicht selbst“, der erste Vorbote des im Jänner erscheinenden Albums „Schall & Wahn“ ist auf der Homepage der Band online. Ersteindruck: Wie zu erwarten eher seltsam.

Anders als bei anderen Stücken der jüngeren Schaffensperiode spart die Band hier mit Zitaten diverser Autoren verschiedenster Epochen. Stattdessen kommt die Message klar rüber: „Was Du auch machst, mach es nicht selbst“. Außer Selbstbefriedigung. Und natürlich Selbstausbeutung. Was? Wie bitte? Doch nicht so klar? Typisch Tocotronic eben. Die Interpretation bleibt dem Zuhörer überlassen; und der muss das nun erst mal sickern lassen.

Musikalisch scheint die Band weiter den Weg zu gehen, der sich schon im Voralbum „Kapitualtion“ abgezeichnet hat: Wieder zurück zu den Wurzeln; rockig gehalten mit verzerrter Gitarre – im Hintergrund ist ein Schriftzug zu sehen, der schon an die „Sag alles ab“-Zeit des Vorgänger-Albums erinnert . „Fuck it all“, will uns die Band damit wohl einmal mehr sagen.  Von der Verträumtheit des selbstbetitelten „weißen Albums“ (welches mit „Schatten werfen keine Schatten“ eines der schönsten Liebeslieder aller Zeiten enthält) ist hier nichts mehr zu spüren. Ob von dem Ersteindruck auf das ganze Album zu schließen ist, wird sich noch zeigen. Zumindest die Single sollte aber tanzbar sein und wird daher im Jahr 2010 wohl öfter aus den Lautsprechern des „Flex“ erklingen.

Im Video selbst besprühen sich übrigens überdimensionale Stofftiere gegenseitig und laufen dann brennend durch die Gegend. Flaming Lips meets Rammstein. Auch mal interessant.

Das ganze Video gibt’s übrigens hier.

dirk

In eigener Sache: Trigami-Anzeigen

Liebe Leserinnen und Leser dieses Mediums,

wie Euch sicher schon aufgefallen ist finden sich auf diesen Seiten manchmal Beiträge, die seltsam positiv von einem Produkt schwärmen. Diese Beiträge fallen unter anderem dadurch auf, dass sie mit dem Wort „Trigami-Anzeige“ gekennzeichnet sind. Der untenstehende Artikel ist eines dieser Beispiele.

Die Erklärung: Auch diese Homepage muss sich irgendwie selbst finanzieren.

Nachdem ich nun zwei Jahre lang (ja, so lange gibt es diese Seite schon…) die Server-Kosten finanziert habe, bin ich nun einen Deal mit dem Schweizer Unternehmen Trigami eingegangen: Ab und zu erscheinen kurze, bezahlte, von mir verfasste Advertorials in diesem Medium, die auch entsprechend gekennzeichnet sind. Die Anzahl der Beiträge wird überschaubar bleiben, um die Leser nicht zuzumüllen – Ziel der Aktion ist nämlich ein Nullgeschäft, keine Bereicherung. Der Fokus dieser Seite liegt nach wie vor auf dem Spaß am Schreiben.

Danke für Euer Verständnis,

Stefan