Ich liebe Ausflüge, nette Menschen und das Burgenland. Folglich zögerte ich also nicht lange, als mich ein netter Mensch fragte, ob ich mit ihr einen Ausflug ins Burgenland machen möchte – nämlich zu den Opernfestspielen im Römersteinbruch St. Margarethen. Auf dem Programm dieses Jahr: Mozarts Zauberflöte. Was ich dort gesehen habe, hat mich den ganzen nächsten Tag über beschäftigt, und so ganz verdaut habe ich es noch immer nicht – daher möchte ich es gerne mit Euch teilen.
Erst mal zum Bühnenbild. Für dieses hat sich der Verantwortliche Manfred Waba Inspiration in verschiedenen Kulturkreisen östlich unseres Standorts geholt und sich sogar im Weltraum umgesehen – aber mehr dazu später. Lassen wir den Blick von links nach rechts schweifen, sehen wir seltsame Gesteinsformationen, die sich an der Landschaft Kappadokiens orientieren. Kappadokien liegt in der Türkei, ist ein sehr empfehlenswertes Reiseziel und sieht circa so aus:
Ein Schelm, wer jetzt an Zauberflöten denkt. 🙂
Im Zentrum der Bühne wiederum findet sich ein gewaltiger Löwenschädel aus Stein (nicht echter, aber es sieht ziemlich echt aus); und ganz rechts findet sich ein indischer Tempel, in dem das Orchester sitzt. Und Papagenos Hütte gibt es freilich auch.
A propos Papageno. Kommen wir zur Handlung.
Also: Da geht es um ein Mitglied aus Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band – nennen wir ihn mal „Sgt. Prinz“, der auf eine ziemlich wirre Figur trifft, nämlich den total abgefahrenen Papageno. Papageno hat echte Probleme. Erstens war er mal beim Bundesheer und hat das Trauma aus dem Grundwehrdienst noch immer nicht ganz verkraftet, weshalb er noch immer im Tarnanzug in der Gegend rum rennt; zweitens ist sein Friseur noch immer in der Ausbildung, weshalb Papageno mit einem wirklich schlimmen Hair-Crime zu kämpfen hat:
Beide hören sie die Geschichte von einer Frau, die entführt wurde. Obwohl sie ihnen vollkommen unbekannt ist, ist der rattige Sgt. Prinz überzeugt davon, sie retten zu müssen, weil es sich bei der Dame anscheinend um seine große Liebe handelt. Armer Kerl. Papageno, der nicht nur ein militantes Haircrime-Opfer, sondern auch ein gewiefter Gehschäftsmann ist, wittert neue Vögel-Märkte und schließt sich ihm an. Unterstützt werden sie dabei von Umpa Lumpas in einem Boot.
Nach einiger Zeit – das Haar-Drama scheint schon fast vergessen – trifft Papageno dann auf seinen Widersacher. Dieser Mann ist der einzige, der ihm in Sachen Hair-Crime noch das Wasser reichen kann:
Während sich Papageno mit dieser Situation ziemlich stresst und schnell zu seinem Frisör rennt, besinnt sich Sgt.Prinz auf seine Kernkompetenz: Musik machen. Allerdings nicht mit seiner Flöte, die er immer bei sich trägt, sondern mit Gesang. Begleitet wird sein Solo von… nun ja… tanzenden Tieren. Die sehen so aus:
Vermutlich ist die Artenvielfalt anhand der Handy-Fotos nicht wirklich gut zu erkennen… aber seid Euch gesagt: Besonders fasziniert haben und die wackelnde Giraffe und das tanzende Wildschwein. Spätestens an dieser Stelle haben wir uns gefragt, ob es wirklich eine gute Idee der Veranstalter war, den Bühnenbildner auch Regie führen zu lassen. Wo waren wir hier gelandet?
Die Skurrilität setzt sich fort: Nach den Hair-Crimes, den Umpa Lumpas und den tanzenden Tieren trifft Papageno eine junge Dame, die an den gleichen Traumata leidet wie er. Während sie diesbezüglich ein Lied anstimmen, werden gewaltige Vogeleier auf die Bühne gekarrt, aus denen Kinder schlüpfen – ebenfalls die Tarnanzüge tragend. Der Prinz hingegen setzt seine Reise fort und führt die Absurdität zu einem grandiosen Finale, indem er auf ein Stargate inklusive Goa’uld trifft:
Doch keine Sorge: Alles wird gut. Der Prinz dringt in das Stargate ein, seine Flöte verwandelt sich in ein leuchtendes Lichtschwert, die Sekte nimmt ihn auf und Papagenos Erfolg mit Vögeln ist ebenfalls gesichert.
Oh mann. Es gibt Tage wie diesen, an denen ich weiß, warum ich nicht Kulturjournalist geworden bin.