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Nostalgia by Visitenkartenscanning

Im berühmten Sommerloch hat man endlich mal ausreichend Zeit, sich der Optimierung der eigenen Geschäftsprozesse zu widmen. In meinem Fall: Wohnung und Schreibtisch aufräumen, in der Sonne liegen und über das Leben nachdenken, sowie – nicht zu vernachlässigen – am eigenen Netzwerk arbeiten.

Es ist ja nicht so, als hätte ich in den vergangenen Jahren niemand kennen gelernt. Kontakte sind ausreichend da. Nur: Leider bin ich ein Mini-Messi, und entsprechend haben sich diverse Visitenkarten seit Ende meines Studiums quer über meine Wohnung und meinen Schreibtisch verteilt. Ist mein digitales Leben noch halbwegs aufgeräumt, so kämpfe ich im Offline-Modus mit der latent vorherrschenden Unordnung.

Was also tun? Richtig: Das Wichtige – also die Kontakte – von der chaotischen Offline- in die geordnete Digitalwelt transferieren. Dazu habe ich mich gestern eines Visitenkartenscanners bedient, der die Karten nicht nur scannt, sondern gleich mittels Texterkennung analysiert; das Ergebnis lässt sich ins Outlook exportieren.

Dabei, während ich so eine Karte nach der anderen in den Scanner schob, wurde mit jedem Kontakt auch eine Erinnerung wach. Freilich, der Großteil der Karten sind entweder PR-Menschen oder andere Journalisten; auch der eine oder andere Geschäftsführer eines mehr oder weniger großen Konzerns ist dabei. Und Visitenkarten, die auf den ersten Blick wichtig erscheinen, bis man erkennt, dass es eigentlich nur die Karte eines ehemaligen Schulkameraden ist – im Rahmen unseres Karriere-Schwanzvergleichs wird gerne mal das eine oder andere Ass aus dem Ärmel gezaubert.

Und dann die exotischen Sachen: Ein Mitarbeiter der polnischen Airline LOT etwa, der mich last-minute aus Kaliningrad rettete. Oder ein nun pensionierter, ehemals hochrangiger Polizist. Ein Gewürzladen in Udaipur. Und Kontakte aus China: Die „Chinesische Organisation für Windenergie“ und die „Chinesische Organisation für Erneuerbare Energie“ – ich erinnere mich daran,, dass in einer der beiden Organisationen Profis arbeiteten, in  der anderen Inkompetenz vorherrschte. Leider ist mir aber entfallen, wer welche der beiden Rollen einnahm.

Und dann etwas wirklich Seltsames: Rund zehn Visitenkarten aus Kambodscha… Kambodscha?!? Anscheinend muss ich mal intensive Beziehungen zu dem Land gehabt haben; denn sonst wäre ich ja nicht im Besitz der Visitenkarten – Unternehmen finden sich ebenso darunter wie Entwicklungshelfer; und alle haben ihren Sitz in dem fernöstlichen Land… nur: Ich selbst war noch nie dort. Zumindest nicht wissentlich. Oder doch?

Verdammt… falls mir jemand in dieser Hinsicht auf die Sprünge hilft, bin ich dafür dankbar. Ich jedenfalls mach mir jetzt mal einen Tee. Einen indischen. Denn Indien war ich schon mal, daran erinnere ich mich… Aber Kambodscha…? Hm.