Stefan Mey

Back in Bombay

Aus dem Flugzeug aussteigen. Mit einer leichten Verkühlung, weil es die vergangenen Tage in Wien so kalt war – doch der europäische Herbst ist rasch vergessen. Die Hitze erschlägt einen, als man aus dem Flugzeug steigt und indischen Boden betritt. Heiß ist es, und feucht. Die Luft lässt sich durchschneiden; und der Flughafen von Mumbai (vormals Bombay) ist in einem Stil gehalten, der im Westen wohl schon in den 80ern als uncool gegolten hätte.Es riecht komisch – so wie nur Bombay riechen kann, und keine andere Stadt der Welt: Eine Mischung aus Abgasen, Schweiß, Urin, Räucherstäbchen und Gewürzen.

Beim Verlassen des Flughafens nimmt mir jemand den Koffer ab. Er schiebt ihn fünf Meter, bis ich ihm mein Gepäck entreißen kann. Für seine Dienstleistung will er zehn Rupees (15 Cent) haben. Okay. Das Taxi fährt los, bleibt beim Verlassen des Flughafens stehen; Bettler umringen das Auto. Es hat noch immer 35 Grad, um 11 Uhr abends.

Fahrt zum Hotel. In einem schlecht gefederten Auto vorbei an Menschen, die auf einer Verkehrsinsel schlafen. Und Kühen, und Hunden. Und vorbei an Geschäften, die auch zu später Stunde noch geöffnet haben – 94 Prozent des Handels in Indien läuft im informellen Sektor ab, da spielen staatlich vorgegebene Öffnungszeiten keine Rolle.

Ankunft im Hotel. Unter unserem Zimmer läuft eine wilde Bollywood-Party; draußen rattern die Züge vorbei. Für einen Aufpreis von 1000 Rupees (15 Euro) kriegt man ein Zimmer ohne Kakerlaken. Morgens nach dem Aufstehen beobachte ich die Pendler, wie sie in überfüllten Zügen in die Arbeit fahren – Bombay mag laut und dreckig sein, aber die 16-Millionen-Einwohner-Metropole gehört zu den teuersten Immobilienstandorten der Welt.

Dies ist Indien. Die größte Demokratie der Welt. Das Land mit den knapp neun Prozent Wirtschaftswachstum. Mit Städten wie Bangalore, welches als indisches Silicon Valley bezeichnet wird. Wo IT, Entrepreneurship und Mobilfunk wahre Boom-Märkte sind. Hier werde ich die kommenden Monate eintauchen. Werde jenseits der PR-dominierten Pressereisen und der sterilen Expat-Hilton-Welt recherchieren, werde über die aufstrebende indische IT-Welt schreiben.

Wie das wohl funktionieren soll, frage ich mich, während ich schwitzend auf dem Bett liege und mir ein paar Bollywood-Videos ansehe – bis diese von einer Werbung für den neuen Blackberry unterbrochen werden – und ein Blick in die „Times of India“ verrät mir, dass die Vorbestellungen des neuen iPhone 4S hier explodieren. High-Tech und Innovation gibt es hier wirklich. Halt irgendwo zwischen Dreck, Hitze und auf der Straße schlafenden Menschen.

Mein Begleitung, Wolfgang Bergthaler, kennt Indien wie seine Westentasche
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