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Winter

Hier kommt der Herbst

Die Tage werden kürzer und außerdem dunkler. Es wird kälter, und wir müssen und wieder mehr anziehen. Vorbei ist die Zeit der Bikinis, der kurzen Röcke, der Shorts und der Sonnenbrillen. Vorbei die Zeit des Sportelns im Freien und des gemütlichen Abhängens an Badeseen oder dem Donaukanal. Vorbei die Zeit, in der man in eine neue Wohnung umziehen kann, ohne dass die Hälfte des Hab und Guts von Regen, Eis, Schnee oder Hagel zerstört wird. Vorbei die Zeit, in der man mal einfach so sich im MQ auf ein Enzi lümmelt, um gleich darauf mit einem anderem Menschen ins Gespräch zu kommen – egal ob Fremde oder Bekannte.

Aber auch vorbei: Die Zeit des ständig rastlosen Suchens nach einem neuen Abenteuer. Der permanente Zwang, die Wohnung zu verlassen, um Sonne aufzusaugen. Das Sommerloch, in dem sich so wenig getan hat, kaum spannende Konferenzen waren und sich ständig ausgerechnet jene Leute im Ausland aufhalten, die man eigentlich gerade braucht. Vorbei die Zeit, in der sich Autos, Vespafahrer und Radfahrer um das Vorrecht im Straßenverkehr balgten – denn den beiden letztgenannten ist es ab nun zu kalt, sie überlassen das Schlachtfeld daher freiwillig den CO2-Schleudern.

Ohne Frage hatte Rilke Recht: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben“. Doch für alle anderen gilt: Einmotten in die eigenen Wände. Sofa, Tee und Kuscheldecke genießen. Endlich mal die Serien und Filme schauen, für die im Sommer keine Zeit war. Oder ein Buch lesen. Oder – ja, ganz Recht – endlich wieder diesen Blog füllen, der über die vergangenen Wochen viel zu lange ruhen musste.

Riad (1): Winter in der Wüste

Wer mich schon länger kennt, dem ist das Prozedere bekannt: Jedes Jahr um die Weihnachtszeit besuche ich meine lieben Eltern, die berufsbedingt in fremden Ländern leben. Die vergangenen Jahre über reiste ich daher ins russische Kaliningrad. Das bedeutet: Vodka, Kälte, Schnee, offenherzige Damen und Vladimir Putin. Nun zog es mich erstmals ans ideologische andere Ende der Welt, ins saudi-arabische Riad. Das bedeutet: Alkoholverbot, Hitze, Sand, verschleierte Frauen und neugierige Kamele.

Die vergangenen Tage über ruhte daher dieser Blog. Weil ich mal Zeit brauchte, um Ideen zu sammeln und Eindrücke aufzusaugen. Und auch, weil Weihnachten war.

Dieses ließ sich in einem muslimischen Land freilich anders feiern als im katholischen Österreich. Schnee gibt es nicht, aber freilich auch keine Weihnachts-Deko, Punschstände, Gedudel und Werbe-Jingles; ebensowenig wie Gedränge an Shoppingcenter-Kassen oder besoffene Nikolos. Stattdessen ruft fünf mal täglich der Muezzin zum Salah, dem für Muslime verpflichtenden Gebet. Kann man in einer solchen Atmosphäre überhaupt Weihnachten feiern?

Ja, kann man. Denn man besinnt sich dann auf das Wesentliche: Darauf, dass die Familie beisammen ist und diesen Tag gemeinsam mit einem guten Essen und Geschenken zelebriert. Das ist mehr wert als alle Punschstände von Wien bis Berlin zusammen. Schön, daran mal wieder erinnert zu werden.

Abseits von Heiligabend waren wir zudem viel unterwegs, in der Wüste ebenso wie der Hauptstadt jenes Landes, in dem auch die heiligen Stätten Mekka und Medina stehen. Von den Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle die kommenden Tage über gerne berichten – vorbei zu schauen lohnt sich also allemal.

So, und wo stellen wir jetzt die Tanne hin?

Winterschlaf

Manchmal spielen verschiedene Dinge passend zusammen. Der Winter etwa in Kombination mit meinem aktuellen gesundheitlichen Zustand. Da ich für mich selbst beschlossen habe, in der kalten Jahreszeit möglichst wenig Winter-Luft an meinen Körper zu lassen, florieren entsprechend die MeyMultimediaStudios und mein dazu passendes Stubenhocker-Dasein.

Im Winter verbringe ich einfach mehr Zeit zuhause, und dieses Jahr ist es ganz extrem. Das vergangene Wochenende habe ich die Wohnung etwa kein einziges Mal verlassen, habe viel lieber Gitarre gespielt, mir zwei Staffeln „How I Met your Mother“ rein gezogen und bin nachdenkend auf dem Sofa gelegen. Dieses Sofa ist ohnehin das Zentrum meines kleinen Heim-Büros.

Denn wie ich vorhin im Telefongespräch mit Hannes O. festgestellt habe, ist es total absurd, wenn kreative Köpfe sich zum Arbeiten an den Computer setzen – mit der ständigen Berieselung durch Twitter und Facebook werden wohl keine echten Innovationen geboren. Daher: Gut, dass ich mein „Denk-Sofa“ habe; denn hier kann ich ohne Bildschirm-Einfluss liegen, während ich mir Konzepte für Texte überlege.

Aber genug von der Arbeit, eigentlich geht es mir bei diesem Eintrag um etwas ganz anderes: Mittlerweile habe ich fast alle Folgen von „How I Met your Mother“ gesehen, aber der Winter ist noch lang – kann mir jemand einen guten Film oder eine gute Serie empfehlen? Für Vorschläge wäre ich dankbar und revanchiere mich gerne mit einem Drink – wenn ich dann halt im Frühling wieder aus der Wohnung komme.