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Wertkarte

3G in der Hosentasche

Seit gestern fühle ich mich wieder halbwegs vollkommen. Denn nun habe ich wieder eine Handynummer inklusive 3G-Vertrag, kann also auch während wagemutiger Rikschafahrten durch den Monsun gemütlich im Internet surfen oder Emails schreiben. Der Weg dahin ist steinig.

Während in Österreich Wertkarten-Handys ganz ohne Ausweis erhältlich sind, muss man in Indien schon eine halbe Dokumentenmappe unter dem Arm haben. Allein für den Sprachtarif ging ich mal in einen dieser zahlreichen Cornershops, die Mobilfunk-Angebote vertreiben. Der Verkäufer forderte von mir: Passkopie, Visakopie, Meldezettel oder aktuelle Hotelrechnung, sowie ein Passbild. Letzteres hatte ich nicht, spazierte also gleich in einen anderen Cornershop, in dem ich für rund 50 Rupees (weniger als ein Euro) acht Fotos machen ließ.

Wieder beim Handy-Inder angelangt, legte ich ihm nochmals alle Dokumente inklusive Passfoto vor. Sein Kollege tippselte etwas in sein Nokia-Gerät und verkündete, in einer halben Stunde könne ich telefonieren. Ob ich auch 3G haben könne, frage ich anschließend. Zuerst heißt es, ich müsse 48 Stunden warten, bis ich 3G beantragen könne. Dann wirft er einen Blick auf mein Smartphone – ein HTC Desire – und verkündet selbstbewusst, dieses sei gar nicht 3G-tauglich.

Weil ich es besser weiß, bin ich gestern noch in einen Vodafone-Shop spaziert. Diesmal kein Corner-Shop, sondern ein klimatisierter Point-of-Sale, der mit österreichischen Standards vergleichbar ist. Ich muss eine Nummer ziehen, warten, damit mir schließlich ein freundlicher Mitarbeiter sagt, ich solle eine SMS an eine Telefonnummer schicken und anschließend mein Wertkarten-Guthaben aufladen – dies allerdings bei einem anderen Mitarbeiter, Zahlung und Leistung sind in Indien meist getrennt, um Korruption zu verhindern. Wieder warten, dann in bar bezahlen.

Heute piepste es dann um acht Uhr morgens: SMS, dass mein 3G aktiviert ist. Hurra. Allerdings gibt das Erlebnis zu denken: Nämlich, dass trotz des Verwaltungsaufwands der Mobilfunk derart in Indien boomt. Doch andererseits: Werden Wertkarten eine Zeit lang nicht verwendet, so verfallen sie; und innerhalb der einzelnen Bundesstaaten fallen Roaming-Gebühren an, wenn man in eine andere Region reist – auch wir tragen derzeit etliche SIM-Karten verschiedener nicht-indischer Freunde mit Anmeldung in verschiedenen Bundesstaaten mit uns herum, um diese aktiv zu halten, damit sie nicht deaktiviert werden.

Zu einem gewissen Teil des Booms tragen somit wohl Geschäftsleute bei, die nach und innerhalb Indiens reisen – und sich nicht alle paar Monate erneut in einem Cornershop registrieren wollen. (Stefan Mey)