Schon wieder ist ein Monat rum, und ich versorge Euch an dieser Stelle mit einer Zusammenfassung meiner besten Artikel der vergangenen Wochen. Der Bogen reicht diesmal von Anhörungen der US-Giganten in Sachen Netzpolitik über meine Einschätzung der neuen Apple-Produkte bis zu einer Analyse der Frage, ob Tesla ohne Elon Musk im Chefsessel besser dran wäre (Update: Musk hat am Wochenende verkündet, sich aus dem Verwaltungsrat von Tesla zu verabschieden).
Print ist bald tot. Eine Branche geht den Bach runter. Das große Mediensterben. Wir sind alle bald arbeitslos… Wie oft habe ich diese Sätze im vergangenen Jahr nicht gehört? Wie oft musste ich mir nicht anhören, dass ich bald auf der Straße sitze? Dass es für mich keine Zukunft gibt? Und war dabei nicht auffällig, dass diese Aussagen gerade aus jenen Ecken kommen, wo entweder hoffnungslose Fadesse herrscht oder das Platzen der nächsten Irgendwas-Blase kurz bevor steht? Hey, hier ein kurzes Status-Update: Wir leben noch. Und, ehrlich gesagt: Ich möchte jegliches Gejammer rund um meine Branche nicht mehr hören; ich habe die Schnauze voll von Naseweisen, die sich einbilden, mich und meinen Beruf besser zu kennen als ich selbst. Menschen, die das Feuer der Angst zusätzlich anfachen.
Denn wohl kaum eine Branche ist so selbstreflektiert wie die meinige. Wenn etwas passiert, dass uns selbst betrifft, dann wird das nicht nur mit Interesse aufgefasst, sondern gleich mit reißerischer Headline publiziert und marktschreierisch verbreitet. Dadurch hat sich eine absurde Form der „Self Fulfilling Prophecy“ entwickelt – in den vergangenen Monaten war vermehrt in Medien über Medien zu lesen, weshalb sich mehr Medien Gedanken über sich selbst gemacht habe. Und nicht selten lautete die Folgerung: Ach du heilige Scheiße – wenn es die trifft, kann es mich dann auch treffen? Verstärkt wird dies durch externe Aussagen von selbst ernannten Experten, die uns das Ende der Zeitung prophezeien. Woher sie das wissen? Na, eh klar: Aus der Zeitung.
Diese Situation hat viele Menschen in der Informations-Branche in die Bewegungsunfähigkeit getrieben. Wir sitzen da wie das Kaninchen vor der Schlange, gelähmt vor Panik – unfähig, neue und innovative Ansätze auszuprobieren aus Angst, einen Fehler zu machen. Dadurch ist Arbeit nach Schema F noch möglich; zugleich stehen wir aber vor dem Problem, dass Sich-Nicht-Bewegen Stillstand bedeutet. Und Stillstand, das wusste schon Herbert Grönemeyer, ist bekanntlich der Tod.
Mag sein, dass es unserer Branche wirklich nicht mehr so gut geht wie früher. Dass es eine gewisse Bereinigung am Markt gibt. Aber das heißt nicht, dass wir nun in Depressionen versinken müssen. Unter Hedonisten- und zu dieser Gattung Mensch zähle ich mich durchaus – herrscht nämlich das Credo, man solle jeden Tag so leben, als sei er der letzte. Und das macht Sinn, denn nur so kommt man dazu, das Leben zu genießen und jene Dinge zu machen, die man am liebsten macht.
Und so – oder so ähnlich – sollten wir auch arbeiten. Im kommenden Jahr möchte ich als Journalist so agieren als sei es mein letztes Jahr in der Branche. Möchte die Dinge tun, die ich schon immer tun wollte – und so tun, als sie dies meine letzte Chance dazu. Die Live-Berichte müssen dann noch flotter, multimedialer und sozialer werden. Die Reportagen müssen abgefahren sein und neuartige Dinge beleuchten. Blogs und Kommentare müssen bissiger, aggressiver und mutiger sein. Und was dann ganz nebenbei entsteht ist das, was den Journalismus retten kann: Gute Inhalte statt langweiligen Einheitsbreis – sowie in Folge eine treue Leserschaft, die weiß: Hey, der Typ macht seinen Job, weil er ihn verdammt nochmal liebt. Und das spürt man.
Denn, ja: Ich bin von Herzen gerne Journalist. Einen besseren Job kann ich mir nicht vorstellen. Und auch wenn ich 2013 so tun möge als sei jede Reportage meine Henkermahlzeit – in Wahrheit hoffe ich, dass ich diesen Beruf noch lange ausüben kann. Allen apokalyptischen Prophezeiungen zum Trotz.
Pro Minute werden 20 Stunden Content auf YouTube hoch geladen. Das ist verdammt viel. Und die Chancen stehen gut, dass sich die Zahl bald auf 24 erhöht; in dem Fall würde innerhalb eines Tages (grob über den Daumen gepeilt) der Content von vier Jahren rauf geladen. Ein regulärer TV-Sender hingegen kann, weil er sein Programm linear ausstrahlt anstatt On-Demand, innerhalb eines Tages nur 24 Stunden ausstrahlen. YouTube dürfte die großen TV-Anstalten dieser Welt in Sachen Quantität also bald eingeholt haben. Grund für die Großen, Bammel zu kriegen? Meine Meinung: Nein, noch nicht.
Denn den YouTube-Content kann man grob in zwei Lager teilen: Eigenproduktionen und geklauter Content. Wirklich beliebt ist bei den Usern dabei eigentlich die zweite Kategorie; also jene Videos, die in den USA schon auf den Entertainment-Kanälen gelaufen sind, hier erst in ein paar Monaten zu sehen sind, und die sich die User halt nun online rein ziehen – weil sie sich das Programm aussuchen können, weil es keine Werbeunterbrechungen gibt und weil es in der Originalsprache gesendet wird.
Die zweite Kategorie hingegen ist nur zur Statistik-Verschönerung da. Zu jenen 20 stunden, die pro Minute hoch geladen werden, gehören nämlich auch Hochzeitsvideos, Studentenparty-Mitschnitte, bekiffte Punks im Park, miauende Katzen, Video-Spam und sonstiger Blödsinn, den ein regulärer Fernsehsender niemals ausstrahlen würde – und den wir auch nicht sehen wollen.
Einige wenige Ausnahmen gibt es aber dennoch. Wer mich kennt, der weiß etwa, dass ich ein bekennender Fan von Chad Vader bin – jene YouTube-Serie, in der Darth Vaders Bruder Chad als Manager in einem Einkaufscenter arbeitet. Und es gibt auch ein paar echt nett gemachte Musik-Videos. Neu entdeckt, auf Hinweis meines Freundes Richard N., habe ich nun „Ray William Johnson“.
Ray ist quasi der Stefan Raab von YouTube. Er gräbt den ganzen Mist aus, den es auf YouTube zu sehen gibt, kommentiert es, schneidet es fetzig zusammen. Das Ergebnis ist zum Schreien komisch. Hier eine Folge seiner Show:
Das Coole an Ray ist, dass er nicht nur die Rosinen raus pickt und sich selbst positioniert, sondern auch immer wieder die User zum Kommentieren, Diskutieren, Mitmachen undsoweiter auffordert. Und die User nehmen das gerna an. Cool.
Vermutlich werden noch einige YouTube-User Rays Beispiel folgen. Für Medien-Unternehmen gibt es auch Rückschlüsse, die man ziehen kann. Nämlich:
1. Content filtern: Ray und auch die Site www.bestofyoutube.com sind so beliebt, weil sie aus der ganzen Wurst von schlechten Videos das beste raus filtern und dies schön aufgearbeitet ihren Sehern präsentieren. Medien könnten ihre Gatekeeper-Rolle also auch in Richtung Social Media wahrnehmen.
2. User beteiligen: Nichts ist geiler als sich selbst im Fernsehen zu sehen. Und mit neuen Technologien ist das leichter denn je. Bitte diese Möglichkeiten auch nutzen!
3. Keine Angst vor der Nische: Zugegeben, der letzte Rat bezieht sich nicht auf Rays Konzept, sondern auf das folgende Video, auf das ich aber durch Ray aufmerksam geworden bin. Dieser Typ vom Channel „things on my head“ unterhält Massen mit einem Nischenkonzept: Er setzt sich Sachen auf den Kopf. Unglaublich kreativ.
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