Zum Inhalt springen

Journalist

(c) Gregor Gruber

Nachlese 1/2019: Meine letzten Artikel für die Futurezone

(c) Gregor Gruber
(c) Gregor Gruber

Ein halbes Jahr ist schnell vergangen, inzwischen ist meine Zeit als Karenzvertretung bei der Futurezone schon wieder vorbei. Im letzten Monat habe ich jedoch noch ein paar interessante Artikel geschrieben, die ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen möchte.

Der Start ins Jahr war wie immer geprägt von der obligatorischen Jahresvorschau: Somit habe ich mich mit den Tech-Trends 2019 allgemein, sowie mit den Herausforderungen für Tesla und den Änderungen für E-Autos in Wien beschäftigt.

In punkto Serviceartikel und Constructive Journalism zeige ich unter diesem Link, wie man sich über Lawinen informiert und erkläre unter diesem Link, warum schlecht entsorgte Onlinehandel-Pakete so oft den Altpapier-Container überquillen lassen. Außerdem habe ich ein günstiges Smartphone einem sehr intensiven Test unterzogen, den man unter diesem Link nachlesen kann.

Schlecht begonnen hat das Jahr für eine Wiener Genossenschaft, die gehackt wurde – Details zum Datenleck könnt Ihr unter diesem Link nachlesen. Und mein letzter Artikel bei der Futurezone widmete sich schließlich einem meiner Lieblingsthemen: Start-ups. Unter diesem Link könnt Ihr in einem Interview nachlesen, wie sich das Pioneers Festival im Lauf der Jahre verändert hat und was Euch dieses Jahr auf dem spannenden Event erwartet.

Ich mache nun mal ein paar Wochen Pause, werde mich der Familie widmen, ein paar neue Dinge lernen, einige interessante Veranstaltungen besuchen und nebenbei an meinem Blogprojekt VoyageWizard arbeiten. Man darf gespannt sein, wohin es mich danach ziehen wird.

Nachlese 10/2016: Wohin mit dem Geld?

Wer in Zeiten wie diesen noch Geld auf der hohen Kante hat, der ist mit einem regelrechten Luxusproblem konfrontiert, denn die Zinsen auf konservative Anlageformen sind so niedrig, dass der Sparer real Verluste erleidet. Ist es also clever, sein Geld lieber in Aktien, Fonds, ETFs und ähnliches zu stecken? Vermutlich ja – weshalb ich mich in meinem letzten Dienstmonat beim Wirtschaftsmagazin intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt habe.

Zu Beginn des Monats gleich eine schlechte Nachricht für den Finanzplatz Wien: RHI, der heimische Hersteller von Feuerfestprodukten, zieht sich aus dem ATX zurück und möchte – trotz Brexit – in Zukunft lieber in London notieren. Allerdings lässt sich das Unternehen damit Zeit, wie mir die Finanzchefin im Interview erklärte. Wilhelm Rasinger, ein Vertreter der österreichischen Kleinanleger, sieht trotzdem schwarz für den heimischen Finanzstandort und somit für Österreichs Wirtschaft – was seine größten Sorgen sind, können Sie unter diesem Link nachlesen.

Hinzu kommt eine weitere schlechte Nachricht, die Anlegern die Lust auf Aktien eigentlich verderben sollte: Ein guter Teil der Trades wird heutzutage nicht mehr von Menschen, sondern von Robotern durchgeführt. Diese sogenannten „High Frequency Trades“ (HFTs) können auf Nachrichten im Bruchteil einer Sekunde reagieren – und somit Aktien schneller kaufen und verkaufen als jeder Mensch. Mehr dazu unter diesem Link.

Was kann der kleine österreichische Anleger also noch tun, um sein Kapital zu vermehren? Richtig: Langfristig in Werte investieren, die in ihren Fundamentaldaten überzeugen, anstatt zu versuchen, auf Nachrichten schneller zu reagieren als ein Roboter. Und gerade dafür bietet sich ein Investment in den langsamen, überschaubaren Finanzstandort Wien gut an. Meine Tipps für die beste Austro-Aktien finden Sie daher unter diesem Link.

Mit diesen Worten verabschiede ich mich aus der Welt des Finanzjournalismus und wünsche für die Zukunft viel Erfolg beim Geldverdienen,

Herzlichst,

Ihr Stefan Mey

Wie man ein Journalistenvisum in Indien verlängert

frroWenn Einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Aber vorher muss er vorbereiten; und das bedeutet im Groben: Flug, Unterkunft und Visum besorgen. Gerade Letzteres bereitet manchen urbanen Business-Nomaden Kopfzerbrechen: Was braucht man denn jetzt? Wirklich ehrlich sein und gemäß der Reiseziele beantragen oder doch irgendwie mit einem Touristenvisum durchschummeln? Da ich ein durch und durch ehrlicher Mensch bin, entschied ich mich für Ersteres: Ich beantragte ein Journalistenvisum, das man mir aber nur für Single-Entry, gültig für drei Monate ausstellte. Verlängern könne ich dieses aber in Delhi bei einer speziellen Behörde, teilte mir die indische Botschaft in Wien mit.

Im Vorfeld war dann die Angst geschürt worden: Dass Willkür herrscht, dass in diesem Land ja Jeder korrupt ist, und dass noch niemals ein Journalist eine Verlängerung bekommen habe. Also habe ich mir einen dreifachen Rettungsschirm zugelegt: Zusätzlich zu allen anderen Dokumenten verschiedenster Art besorgte ich mir in Wien noch ein Schreiben meines Chefredakteurs, mit dem er bescheinigte, dass mein Medium die volle Verantwortung für meine Handlung übernimmt und ich in ihrem Auftrag reise; zweitens führte mich mein erster Weg in Delhi in die österreichische Außenhandelsstelle, von der mir ebenfalls ein Schreiben ausgestellt wurde, das um die Verlängerung meines Visums bittet und bescheinigt, dass ich ein guter Kerl bin.

Mit diesen Dokumenten führte mich mein Weg ins MEA (Raum 137, im Shastri Bhawan), wo einem ein weiteres Schreiben ausgestellt wird, mit dem man dann zur Ausländermeldebehörde FRRO geht – klingt bürokratisch, ist aber so. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Dokumenten werden weitere Dokumente gebraucht, darunter eine Bestätigung des aktuellen Vermieters über den Wohnort (auch Hotels können entsprechende Schreiben ausstellen), Kopie von Pass und Visa, Passbilder und eine Meldung im indischen Presseclub – in meinem Fall hat aber auch ein internationaler Presseausweis des Wiener Journalistenclub gereicht.

Die Bearbeitung des Dokuments dauert dann eine gewisse Zeit, in meinem Fall habe ich eine Woche warten müssen. Dafür ist dann mein erhofftes Schreiben bei der Abholung aber auch ganz prominent in einem Kuvert an einer Pinnwand gehangen, und die freundlichen Beamten haben mir gar angeboten, mit ihnen zu Mittag zu essen.

Am nächsten Tag ging es zur Ausländermeldebehörde FRRO. Dort war ich allerdings vollkommen falsch, wie ich feststellen musste. Denn obwohl ein junger Herr frohen Mutes direkt vor dem Amt an ahnungslose Ausländer Formulare verkauft, lassen sich Visa-Verlängerungen seit August 2011 nur noch online erreichen, nämlich unter der Website http://www.immigrationindia.nic.in/ – das entsprechende Formular muss ausgedruckt und bei der Einreichung des Antrags mit gebracht werden. Unklar dabei ist den Beamten teils, wie viele Exemplare des Formulars wirklich gebraucht werden: Nur ein Ausdruck, drei oder gar vier? Die Meinungen der Beamten (die nur wenige Meter von einander entfernt saßen) gingen auseinander. In meinem Fall wurden vier gebraucht, ich hatte aber nur drei Ausdrucke dabei – und musste dann gegen Ende meines Antragstellungsprozesses das Gebäude verlassen, um noch extra eine Kopie zu machen.

Abgesehen von besagten Formularen und dem Schreiben des MEA braucht man auf dem Weg zur FRRO: Wieder die Bestätigung des Vermieters/Hotels, etliche Passbilder, viel Zeit und ein gutes Buch zum Lesen. Denn man wartet – in meinem Fall habe ich einen halben Tag in dem Gebäude der FRRO verbracht. Aber es ist okay, denn man darf sitzen und lernt nette Menschen kennen – vom Hippie über den Journalisten bis zum Top-Manager muss jeder Ausländer zur FRRO, der sein Visum verlängern möchte oder sich registrieren muss, weil er länger als sechs Monate in Indien bleibt.

Der Ablauf sieht dann so aus: Zuerst wartet man außerhalb des Gebäudes, bis man herein gelassen wird. Dann Warten bei der „Reception“. Von dort geht man weiter zum „Document Submission Desk“ und gibt seine Unterlagen ab. Diese werden von zwei Beamten eine Zeit lang geprüft – meistens trinkt mindestens einer von Beiden Tee, während die Ausländer sie wartend anstarren. Wird der eigene Name dann aufgerufen, so ist das wie die Ankunft des Messias – und man darf mit den entsprechenden Dokumenten zu einem weiteren Beamten, der jene Dokumente abtippt, die zuvor digital ausgefüllt und anschließend ausgedruckt worden waren. Die Digitalisierung-Haptisierung-Kette wird fortgesetzt, indem der Beamte anschließend auf einen „Print“-Knopf druckt und der Ausländer zu einem Drucker zu gehen, um seine Meldung und eine Bestätigung der Visum-Verlängerung abzuholen. Im Pass selbst wird ein Stempel hinterlassen, der anschließend durch kraklige Schrift ergänzt wird. Dann geht es schließlich zur Zahlstelle, und abschließend unterschreibt der Abteilungschef noch alles.

Fertig.

Ist das jetzt aufwändig? Stefan-typisch wäre wohl, sich über Bürokratie zu ärgern. Aber ehrlich gesagt: Das will ich an dieser Stelle gar nicht. Denn natürlich muss man verschiedene Stellen durchlaufen. Und natürlich braucht man viele Dokumente. Aber ist das in anderen Ländern anders? Ich denke nicht. Die meisten Menschen, die ich im Lauf des Prozesses kennen gelernt hab, waren extrem höflich. Nur der Typ, der vor dem Ministerium steht und Formulare verkauft, der sollte sich wohl ein anderes Geschäftsfeld suchen – denn irgendwann wird auch der letzte Hippie verstanden haben, dass Indien im Zeitalter des E-Government angekommen ist.

(zum Vergrößern klicken)

Ich stehe in der Zeitung, und manchmal auf der Leitung.

Im „österreichischen Journalisten“ ist aktuell ein toller Artikel über diesen Blog erschienen, den mir eine Freundin freundlicherweise eingescannt und nach Indien geschickt hat:

(zum Vergrößern klicken)
(zum Vergrößern klicken)

Martin Langeder hat mich dafür vor ein paar Wochen kontaktiert und mir Fragen per Email geschickt – entsprechend hatte ich gedacht, dass er einfach nur das Email-Interview abdruckt; tatsächlich hat er sich aber richtig schön in meinen Blog eingearbeitet und einen wirklich treffenden Text über mich geschrieben. Freue mich total darüber, habe ihn gleich mal auf’s Facebook-Profil gestellt und werde ihn mir zuhause in Wien dann wohl irgendwo an die Wand hängen. Echt super.

Und der Text brachte mich gestern zum Nachdenken.

Ich habe das Mail gestern circa um neun Uhr abends indischer Zeit bekommen, und hatte dann noch eine Verabredung für den Abend. In der Autorikscha, mitten im stinkenden und lauten Verkehr Bangalores, kam ich dann ins Grübeln: Dass 2011 das vermutlich beste Jahr meines Lebens war, bis jetzt zumindest. Weil nämlich alle Projekte florieren: www.indische-wirtschaft.de bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Besucher, in meinem Daytime-Job habe ich die gesteckten Ziele erreicht, stefanmey.com findet sich im wichtigsten Branchenmedium des Landes wieder – und dann gibt es noch dieses kleine andere Projekt, über das ich noch nicht spreche, das aber – um es in den Worten Hannes Offenbachers zu sagen – „mega“ wird.

Die logische Frage, die sich daraus ergab, während das Taxameter vor sich hin lief: Wie tue ich nun weiter? Welche Ziele möchte ich nun erreichen? Gibt es ein nächstes Level? Die Antwort kam dann am Ort meiner Antwort: Opus, eine Bar beim Palast von Bangalore. Und zwar nicht irgendeine Bar, sondern eine KARAOKE-Bar. Also: Indisches Karaoke. Weil der mit dem Wolfman und mir am Tisch sitzende Hühnerstall unbedingt eine Gesangseinlage wünschte, begab ich mich ans Mikrofon und gab Metallicas „Nothing Else Matters“ in Elvis-Stimmlage zum Besten. Es war fürchterlich; und eben das motivierte uns, gleich mehrere Songs nachzuschießen.

Da wurde mir klar: Viele Lebensziele erkennst Du eigentlich erst, wenn du sie erreicht hast. In einer indisches Karaoke-Bar zu singen ist eines davon.

Entsprechend eröffne ich mit diesem Tag eine Liste von „Dingen, die ich tun möchte, bevor ich 30 werde“ (nämlich im März), die bisher folgende Punkte enthält:

  1. „American Pie“ gemeinsam mit sieben Mädels in einer indischen Karaoke-Bar singen
  2. In Indien arbeiten
  3. Neoliberalismus spüren
  4. Einen vollwertigen Führerschein besitzen
  5. Vegetarier werden
  6. Nach Amerika reisen und dort eine tolle Reportage machen
  7. Ein Barcamp veranstalten
  8. In einer indianischen Schwitzhütte in Trance versinken

Hell Yeah. Das war ein gutes Jahr. Macht Euch drauf gefasst, dass die Liste bis 26. März noch erweitert wird.

Ich freu mich,

Euer Stefan

In der Wolke hat die Freiheit Grenzen

Der aktuelle Trend im IT-Business heißt „Cloud Computing“. Daten werden nicht im eigenen Haus gespeichert, sondern bei einem professionellen Anbieter auf einer Server-Farm – in der „Wolke“ – gelagert. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Unternehmen kann sich auf das Kerngeschäft konzentrieren, muss weniger Energie in Anschaffung und Wartung der IT stecken. Dennoch gibt es Kritiker.

Ein Malus des Konzepts: Abhängigkeit. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Unternehmer zu Open Source-Software gewechselt, etwa zum Browser ­Firefox oder zur Office-Software „Open Office“. Nun, da wir die Daten in die ­Wolke schieben und sie bei einem Fremden belassen, begeben wir uns zurück in die Abhängigkeit – denn sind die Daten einmal beim Anbieter, kriegt man sie schwer wieder von dort weg. Wer das nicht glaubt, der kann ja mal versuchen, vom Social Network „MySpace“ zum Konkurrenten „Facebook“ zu migrieren – das funktioniert nämlich nur, wenn alle Daten händisch abgetippt werden. Dass ein solcher Prozess bei Controlling-Daten deutlich mühsamer ist als bei den Angaben zu meinen Lieblingsfilmen, versteht sich von selbst.

E-Mail war gestern.

Auch sonst bieten die Social Networks schöne Analogien, etwa bei Fotos: Schickten wir uns Urlaubsfotos früher per Mail oder brannten sie auf CD, werden sie heute in der Wolke gespeichert – wer garantiert mir, dass sie dort für mich auch in Jahren noch zugänglich sein werden?

Oder anders gefragt: Wer garantiert mir, dass die Fotos nur für mich und meine Freunde zugänglich sind? Geschichten von Karriere-Stolpersteinen in Form von Fotos, die zu später Stunde auf Strandpartys gemacht wurden, gibt es ja einige. Erst vor wenigen Wochen brachte wieder ein Gerücht die Facebook-Community zum Kochen: Angeblich würden private Fotos für Werbezwecke bei ­Single-Börsen verwendet. Ein Gerücht, das ­Facebook dementierte: Werbepartnern, die private Informationen verwenden, würde der Vertrag gekündigt.

Aber wer garantiert permanente Wachsamkeit Sicherheit ist in der Wolke eine heikle Angelegenheit. Wem das Ganze jetzt schon reicht, der könnte freilich seinen Account kündigen – ist dann aber in der gleichen Situation wie eine Kollegin, die sich von Xing verabschieden wollte, die Option dazu aber erst im Unter-Unter-Punkt des Hilfe-Menüs fand. Wer einmal drin ist, kommt schwer wieder heraus.

Bemerkung: Aus Gründen der Effizienz-Maximierung erschien dieser Beitrag auch im WirtschaftsBlatt.