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Israel

Indien vs. Israel: Ein Reise-Vergleich

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Wildlife in Israel: Klein, aber fein (c) Stefan Mey

Vor ein paar Jahren habe ich im Rahmen eines Thailand-Urlaubs das besagte Reiseziel mit Indien verglichen und bin dabei zwar diplomatisch zum Schluss gekommen, dass Indien zwar mehr interkulturelle Grenzgänge bietet, dafür Thailand aber die schöneren Strände hat – die Wahl des Urlaubsziels sei daher Geschmackssache. Mir persönlich gefiel Indien allerdings besser – weshalb ich ja auch ein halbes Jahr dort war und sogar ein Buch über die Zeit dort geschrieben habe.

Über andere Länder habe ich seit meiner Indien-Reise, die vor genau zwei Jahren begann, nicht geblogged, auch wenn auf den Indien-Trip noch so manches Abenteuer folgte. Zum Beispiel bin ich nun bereits das zweite Jahr in Folge nach Israel gereist – und während ich im Vorjahr noch nicht so sehr das Bedürfnis zum Bloggen über meine Erfahrungen verspürte, möchte ich diesmal erläutern, warum es mich nun in ein Land zieht, das viele Menschen leider nur aus den abendlichen Nachrichten kennen. Hier ist er also: Mein Reise-Vergleich zwischen Indien und Israel.

Strände

Viele Menschen fahren auf Urlaub, um am Strand zu liegen – ich selbst zähle mich nicht zu dieser Sorte, habe aber gegen weißen Sand und blaues Meer generell nichts einzuwenden. Indien punktet hier an erster Stelle durch die exotischen Andamanen und das Hippie-Paradies Goa, Stadt-Strände wie jener von Bombay lassen den Reisenden am kulturellen Leben teilhaben, laden auf Grund der Verschmutzung aber wirklich nicht zum Baden ein.

Der Strand vom Tel Aviv wiederum ist ein Stadt-Strand, wie man ihn auch von so mancher europäischen Stadt kennt. Hier kann man ins Wasser hüpfen und den Sonnenuntergang vom Strand aus beobachten, mit modernen Hochhäusern im Rücken. In wenigen Stunden ist man von Tel Aviv aus per Bus am Roten oder Toten Meer – und letztgenanntes ist der USP der Israelis: Während man sonst heutzutage jede Sehenswürdigkeit auch auf Wikipedia und Google Street View bewundern kann, ist das Baden im Salzwasser des Toten Meeres eine einzigartige Erfahrung, die ich wohl niemals vergessen werde.

Geschichte und Religion

Indiens kulturelle Vielfalt kann einen Besucher regelrecht erschlagen – hier wälzen sich Jahrtausende an kultureller Entwicklung aneinander, Besucher können exotische Zeremonien verfolgen und ihren Horizont erweitern, wenn sie die richtige Einstellung dafür mit bringen. Wer etwas über Sikhismus, Buddhismus oder Hinduismus lernen möchte, der ist hier an der richtigen Adresse.

Nach Israel wiederum sollten jene Europäer reisen, die an den Wurzeln ihrer eigenen Religion interessiert sind. So gut wie jeder Ort in diesem kleinen Land hat eine Relevanz für die monotheistischen Religionen, der „Lonely Planet“ für Israel ist gespickt mit Bibel-Verweisen – selbst wenn es bloß um Jaffa, die Altstadt von Tel Aviv, geht. In Jerusalem geht es dann so richtig rund: Hier treffen in der Altstadt Vertreter von drei Weltreligionen zusammen, feiern ihre Feste, begehen ihre Pilgerfahrten, Muezzine und Kirchenglocken wettern um das Gehör der Besucher. Jerusalem ist das Varanasi der Buchreligionen – und nicht minder unterhaltsam.

Wandern und Wildlife

Die größeren Tiere gibt es ohne Zweifel in Indien zu sehen: Wer sich hier im richtigen Bundesland in einen Jeep setzt, der kann mit etwas Glück nicht nur gehörnte Viecher, sondern auch Elefanten und diverse Raubkatzen sehen. Damit bietet Indien weniger als diverse schwarzafrikanische Länder – aber mehr als der Schwarzwald.

Allerdings hat Indien den Nachteil, dass man dort nicht selbst aktiv werden kann – mit Ausnahme von Nischen-Programmen wie dem in meinem Buch beschriebenen Matheran. In Israel wiederum bin ich am Toten Meer bei knapp 40 Grad Celsius eigenständig durch die Wildnis gewandert – und hab dabei sogar ein paar Steinböcke gesehen.

Wer also gerne Tiere per Auto verfolgt, ist in Indien besser dran – wer gerne selbst aktiv ist, sollte auf Israel setzen.

Interkulturelle Flashs

Wie bereits zuvor beschrieben, ist Indien fremd, fern und exotisch – es gehört hier zum Alltag, sich von fremden Kulturen überraschen zu lassen und den Horizont zu erweitern, und der durchschnittliche Mitteleuropäer ist durch seine weiße Haut schnell bekannt wie ein bunter Hund.

In Israel gibt es diese Flashs auch – man muss aber länger danach suchen, meist ergeben sie sich erst in längeren Gesprächen. Auf den ersten Blick hingegen sind die Israelis den Mitteleuropäern extrem ähnlich, dank meines Vollbartes wurde ich gar mehrmals für einen Israeli gehalten – nicht zu vergessen ist immerhin die Tatsache, dass auch dieses Land mit vollem Einsatz am Eurovision Song Contest teilnimmt.

WLAN/WiFi

Manche Leute fahren scheinbar nur auf Urlaub, um endlich ungestört im Internet surfen zu können. Ich selbst ziehe es vor, auf Reisen so viel wie möglich offline zu sein und mich meiner unmittelbaren Umgebung zu widmen – gegen eine rasche Verfügbarkeit von Google Maps und booking.com im Bedarfsfall habe ich aber auch nichts einzuwenden.

In Indien findet sich vor allem in Großstädten WLAN in diversen Hotels und Bars; wer allerdings ständig online sein möchte, der ist wohl besser beraten, sich eine Wertkarte mit 3G-Internet zu holen – sonst könnte die Durststrecke bis zum nächsten Tweet vielleicht doch zu lang sein.

In Israel ist die WLAN-Dichte meiner subjektiven Wahrnehmung zufolge noch besser. Nicht nur, dass hier all meine Unterkünfte mit gratis WLAN ausgestattet waren und ich von vielen Cafes aus Zugriff auf das Web hatte – sogar während der Überlandfahrten in den grünen „Egged“-Bussen (das israelische Gegenstück zu Eurolines) gab es kostenloses WiFi.

Infrastruktur, Sicherheit und Hygiene

A propos Busse: Reisen ist in Israel einfach. Busse fahren zwischen den einzelnen Orten ebenso wie „Sheruts“: Mini-Busse, die als Sammel-Taxis fungieren und in denen man rasch mit Einheimischen ins Gespräch kommt. Da das Land sehr klein ist, kommt man sehr schnell von A nach B – während in Indien das Zugnetz zwar auch gut ausgebaut ist, die Züge aber erstens deutlich dreckiger sind und zweitens auf Grund der Größe des Landes Reisen oft sehr zeitaufwändig sind.

Einen weiteren Punkt gewinnt Israel in punkto Hygiene: Selbst öffentliche Toiletten sind sauber, das Leitungswasser kann man ungefiltert trinken – Punkte, die viele zartbesaitete Urlauber vor Indien zurück schrecken lassen.

In punkto Sicherheit hatte ich das Gefühl, dass der Israel-Reisende weniger Angst vor Taschendieben haben muss und generell weniger gebettelt wird als in Indien. Dafür sollte ein Israel-Reisender stets einen Blick auf das weltpolitische Geschehen haben – aus bekannten Gründen.

Kosten

Flüge nach Mumbai werden ab 650 Euro angeboten (plus Visum und Impfungen), mein Flug nach Tel Aviv hat mich 400 Euro gekostet – der Differenz stehen allerdings deutlich höhere Beträge vor Ort gegenüber. Meine billigste Unterkunft in Israel war ein Jugendherbergszimmer in der Altstadt von Jerusalem um 40 Euro, in Indien wiederum habe ich für manche Unterkünfte – allerdings mit Fröschen und Kakerlaken geteilt – unter 10 Euro gezahlt. Ein Essen in Indien kostet einen Euro, ein Burger mit Bier in Tel Aviv kostet 20 Euro.

Stellt man die Fixkosten (Flug, Visum, Impfungen) den variablen Kosten (Schafen, Essen, Alkohol, Ausflüge) gegenüber, so ergibt sich, dass ein Trip nach Fernost ab einer Reisezeit von circa zwei Wochen billiger kommt als ein gleich langer Ausflug in den Nahen Osten.

Fazit

Eine eierlegende Wollmilchsau gibt es nie – auch nicht in Bezug auf das Reiseziel. Klar ist für mich freilich, dass meine Liebe zu Indien nicht so schnell nachlassen wird – dafür schätze ich zu sehr die Möglichkeit, auch mit einem geringen Reisebudget Erfahrungen zu sammeln, die einfach unvergesslich sind.

Allerdings habe ich in Israel eine gute Alternative gefunden für den Fall, dass ich nur wenige Urlaubstage zur Verfügung habe und dennoch ein famoses Abenteuer erleben möchte. Womit für mich klar ist, dass mich beide Länder sicher früher oder später wieder als Gast begrüßen dürfen – über die entsprechenden Erfahrungen lesen Sie dann auf diesem Kommunikationskanal.

Errata: Deutschland liefert doch kein waffenfähiges Plutonium nach Israel

Da habe ich mich ja ordentlich lumpen lassen: Vor ein paar Wochen trudelte eine Presseaussendung bei mir ein, die angeblich von einem Unternehmen namens BundesInvest und einem gewissen Herrn ‚Dr. Igor Imanov‘ stammte. Dem Inhalt zufolge verkauft das Unternehmen waffenfähiges Plutonium in den Nahen Osten und findet nichts schlimmes dabei – schließlich stünden wirtschaftliche statt politischer Motive im Vordergrund, heißt es. Unkommentiert stellte ich die PA hier online und löste in der Leserschaft eine rege Diskussion aus. Gestern dann die Auflösung: Ätsch, ist gar nicht wahr – die BundesInvest ist in Wahrheit der Streich eines Künstlers namens Iman Rezai, der uns alle erfolgreich an der Nase herum geführt hat. Details dazu kann man hier nachlesen.

Was lernen wir daraus? Richtig: Nicht alles glauben, was man so liest – in Mainstream-Medien ebenso wie auf Blogs und dem Internet allgemein. Denn Menschen, die uns einen Bären aufbinden wollen, die gibt es überall.

Deutschland mit Atom-Geschäften Irans und Israels verbandelt

Folgende, mit Stolz verschickte Presseaussendung ist heute in meine Mailbox eingetrudelt. Einen Kommentar dazu erspare ich mir.

„BundesInvest zu Gesprächen in Israel vorgeladen
Die auf Beratung und den Verkauf radioaktiver Endprodukte spezialisierte BundesInvest ist zu Gesprächen mit hochrangigen Vertretern des Staates Israel vorgeladen worden. Die Vorladung erfolgte im Zuge der jüngsten Ankündigung des Berliner Unternehmens, eine weitgehende Zusammenarbeit mit der Islamischen Republik Iran über die zivile Nutzung radioaktiver Endprodukte zu verfolgen und in diesem Tätigkeitsfeld exklusiver Gesprächspartner des Irans zu sein.

Das Treffen soll auf ausdrücklichen Wunsch Israels möglichst umgehend, wahrscheinlich noch in dieser Woche, im Negev Nuclear Research Center in Dimona stattfinden. Allgemein wird davon ausgegangen, dass Israel in Dimona waffenfähiges nukleares Material produziert. Bislang ist weder bekannt, um welche Inhalte es bei den Gesprächen gehen soll, noch wer von israelischer Seite an den Gesprächen teilnehmen wird. Als sicher gilt jedoch zum jetzigen Zeitpunkt, dass der Gründer und Vorstandsvorsitzende von BundesInvest, Dr. Igor Imanov, von einem persönlichen Erscheinen in Dimona absehen wird. „Leider habe ich anderweitige geschäftliche Verpflichtungen, die im Zusammenhang mit unserem geplanten Börsengang stehen. Aber selbstverständlich freue ich mich sehr, dass der Staat Israel Interesse an unseren Produkten und Dienstleistungen zeigt.“
Das Geschäftsmodell von BundesInvest ruht aktuell auf zwei Standbeinen. Zum einen auf dem Bau und dem Verkauf eigener Fässer aus Stahl, die zum Versand und Lagerung hochradioaktiven Atommülls geeignet sind, den so genannten EUROB22C Barrels. Zum anderen auf dem patentierten PUREX Verfahren zur Produktivitätserhöhung von Uran. Durch die Verwendung des PUREX Verfahrens lässt sich Uran bis zu 60-mal produktiver nutzen. Das PUREX Verfahren ist gerade für solche Länder, die nur mit Einschränkungen am Weltmarkt für Uran agieren können, von höchstem Interesse ist. Daneben betreibt BundesInvest eigene Lagerstätten für radioaktive Endprodukte in London und Berlin.
Auf mögliche Interessenskonflikte im Hinblick auf die erst in dieser Woche bekannt gegebene Zusammenarbeit mit der Islamischen Republik Iran angesprochen zeigt sich Imanov gelassen. „Die DNA unseres Unternehmens beruht auf wirtschaftlichen und nicht politischen Maximen. Sollte sich im Rahmen der kommenden Gespräche ergeben, dass eine Zusammenarbeit mit dem Staat Israel für unser Unternehmen von höherem wirtschaftlichen Interesse erscheint – und es deutet nach den mir bislang zugegangenen Informationen einiges darauf hin – so würden wir selbstverständlich unsere Vereinbarung mit dem Iran auf den Prüfstand stellen. Schließlich handelt es sich bislang lediglich um ein Memorandum of Understanding und nicht um einen rechtsgültigen Vertrag.“
Auch auf mögliche Konflikte im Hinblick auf das deutsche Außenhandelsgesetz angesprochen zeigt sich Imanov zuversichtlich. „Die Bundesrepublik exportiert U-Boote nach Israel, über deren technische Ausrüstung seit Jahren spekuliert wird. Experten in Deutschland und in Jerusalem haben uns vor kurzem bestätigt, dass die Schiffe mit Atomsprengköpfen bewaffnet sind – und Berlin weiß das seit langem. Was soll also gegen einen Vereinbarung bei der zivilen Nutzung radioaktiver Endprodukte sprechen?
Ave Kewitt
Pressesprecher BundesInvest
Dr. Igor Imanov“

***UPDATE*****
Da habe ich mich ja ordentlich lumpen lassen: Vor ein paar Wochen trudelte eine Presseaussendung bei mir ein, die angeblich von einem Unternehmen namens BundesInvest und einem gewissen Herrn ‚Dr. Igor Imanov‘ stammte. Dem Inhalt zufolge verkauft das Unternehmen waffenfähiges Plutonium in den Nahen Osten und findet nichts schlimmes dabei – schließlich stünden wirtschaftliche statt politischer Motive im Vordergrund, heißt es. Unkommentiert stellte ich die PA hier online und löste in der Leserschaft eine rege Diskussion aus. Gestern dann die Auflösung: Ätsch, ist gar nicht wahr – die BundesInvest ist in Wahrheit der Streich eines Künstlers namens Iman Rezai, der uns alle erfolgreich an der Nase herum geführt hat. Details dazu kann man hier nachlesen.

Was lernen wir daraus? Richtig: Nicht alles glauben, was man so liest – in Mainstream-Medien ebenso wie auf Blogs und dem Internet allgemein. Denn Menschen, die uns einen Bären aufbinden wollen, die gibt es überall.