Warum ich noch immer einen echten Kalender verwende
In Computerfreak-Kreisen werde ich manchmal angeschaut als käme ich vom Planet der Affen, wenn ich dieses seltsame kleine Büchlein hervor krame, in das man Termine eintragen kann. Früher verwendete das Jeder, und wir nannten es „Kalender“. Heute versteht man unter „Kalender“ etwas anderes, nämlich ein Programm auf dem iPhone oder Blackberry.
Keine Frage, die Entwicklung hat Vorteile. Wer das Papier durch ein Icon auf dem Smartphone ersetzt hat, der hat seine Termine immer in der Hosentasche; er wird per Email und Piepsen erinnert, und er kann seine Meetings mit Freunden und Kollegen koordinieren. Außerdem kommt es in der Cocktailbar besser an, wenn ein Smartphone statt eines abgesandelten Papier-Kalenders gezogen wird.
Allerdings: Sind Sie schon mal durch den thailändischen Dschungel marschiert und haben sich dabei gegen Blutegel verteidigen müssen? Versuchen Sie mal, diese mit Ihrem iPhone zu erschlagen – es waren Momente wie dieser, an denen ich erkannte, dass die Feder mächtiger ist als … hm… der Egel.
Abgesehen davon bietet der Papier-Kalender die Möglichkeit, Einträge zu emotionalisieren: Wird ein ohnehin lästiger Termin abgesagt, kann ich ihn mit voller Genugtuung durchstreichen; nach einem anstrengenden Gespräch kann ich in Majuskeln das Wort „VOLLTROTTEL“ neben den Namen schreiben und nach einem schönen Gespräch wird ein Smiley auf das Blatt gekritzelt – Möglichkeiten, die das Digitale nur beschränkt bietet.
Und ist das Jahr vorbei, wandert der Kalender in mein Regal zu den vergangenen Erinnerungen. Bei Bedarf krame ich ihn dann wieder hervor und schaue mir die durchgestrichenen Einträge, die Smileys und die „Volltrottel“-Bemerkungen an.
Und denke nostalgisch an die Zeit zurück, als wir noch alle Papier verwendeten.