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2009

Ein politikfreies Politik-Posting

Auch wenn dieser Blog weitgehend politikfrei bleiben soll, kann ich mir Kommentare über Nachwehen der gestrigen Ereignisse nicht verkneifen. Lustig ist, dass man derzeit versucht, die neue deutsche Koalition in putzige Worte zu fassen: Schwarz-Gelb wird bereits gerne als „Tigerenten-Koalition“ bezeichnet (hat irgendwie etwas Niedliches, erinnert an eine Kinderspielgruppe – danke an Maja für den treffenden Vergleich). Andere reden von einer „Biene-Maja-Koalition“: Biene Merkel und ihr Freund Westerwilli.

In Österreich legt man mehr den Schwerpunkt auf grafische Satire. Basis dafür ist ein Foto des oberösterreichischen (Wieder-)Landeshauptmanns Josef Pühringer, dessen Begeisterung auf dem folgenden Foto deutlich zu erkennen ist:

Das Bild hat die Community „Zive“ dazu veranlasst, einen Photoshop-Contest auszurufen. Ebendiese Bilder begleiten mich bereits durch den Tag; und ich kichere schon die ganze Zeit verstohlen vor mich hin. Eine kleine Auswahl möchte ich Euch nicht vorenthalten. Die volle Dröhnung gibt es dann hier.

Sport ist Mord:

Der rockende Landeshauptmann:

Klassiker:

Ein Problem, das nicht nur unsere Jugend betrifft:

Lustig ist vor allem das Kombi-Foto mit SP-Wahlverlierer Erich Haider:

Und als StarWars-Fan komme ich freilich am Imperator nicht vorbei:

Und auch an Scooter hat man gedacht:

Bitte anzumerken: Dieser Blog ist und bleibt unpolitisch. Ich mache hier weder Werbung für noch gegen den Landeshauptmann. Sondern finde einfach gut gemachte Fotomontagen bemerkenswert. Bald blogge ich dann wieder über blinkende Kästen, versprochen.

Donauinselfest: Kein Schlamm, aber viel Dreck.

Der Schwarzmalerei der Wetterfrösche haben wir zu Unrecht vertraut. Denn geregnet hat es am Samstag den ganzen Abend über nicht, zumindest nicht auf der Donauinsel. Zur Ehrenrettung der Meterologen-Zunft sei hier aber angeführt, dass die Luftfeuchtigkeit in Wien derzeit höher ist als in Mumbai zu Beginn der Monsum-Zeit – und das ist alles andere als angenehm. Somit war es also heiß und schwül; und so wie wir uns ursprünglich vor einem Sommerregen gefürchtet hatten, so sehr sehnten wir ihn nun herbei – als Immigrant habe ich mich bereits wunderbar an die hiesige Kultur angepasst: Einen Grund zum Sudern gibt es immer; und kein Zustand ist perfekt.

A propos sudern/nicht perfekt: Abgesehen vom Wetter erwarten uns auf dem DIF auch in diesem Jahr wieder die üblichen Organisationsprobleme: Einer geht Bier holen just wenn zehn andere Mitglieder der Horde zur anderen Bühne wechseln wollen – Warten! -; andere wollen unbedingt Freunde treffen, die wieder woanders sind; das muss besprochen werden – wieder warten! -; eine größere Gruppe bricht Richtung Dixi-Häusl auf, bei ihrer Rückkehr fällt einem Nachzügler ein, dass er ebenfalls nochmal die Blase entleeren möchte – WARTEN! – und zwischendurch verlieren wir immer wieder Leute, weil wir auf das Fastfood in unserer Hand starren, einer Schlägerei ausweichen müssen oder einfach nur darauf achten, dass uns Betrunkene nicht ins Bier rotzen.

Aber hey: Einem geschenkten Gaul schaut man ja bekanntlich nicht ins Maul.

Nun zur Musik:

Als wir um ca. 19 Uhr uns endlich zur FM4-Bühne vorgekämpft hatten, platzten wir mitten ins Sterne-Konzert. Die Sterne… Helden meiner Sturm-und-Drang-Zeit! Sänger Frank Spilker steht auf der Bühne mit den Jungs, singt seine poetischen Parolen Richtung Publikum. Wir sollen raus, wir sollen die Welt retten; wir hängen hart… fest entschlossen, den Ort zu verlassen…. denn wahr ist, was wahr ist… da hilft nicht auf der Welt… Von allen Gedanken… Die Interessanten… Was hat Dich bloß so ruiniert?

Vielleicht zu oft gesehen, vielleicht sind sie alt geworden, vielleicht aber auch wir, vielleicht liegt’s an Franks neuer Frisur; oder auch daran, dass er in letzter Zeit mehr Energie in seine Soloprojekte gesteckt hat statt in die Band. Jedenfalls: Die neuen Stücke rocken nicht so wie die alten; und auch bei den alten Stücken kommt die Stimmung nicht so sehr auf wie früher. Naja, man applaudiert trotzdem: Der alten Zeiten mit Kopfzerbrechen und Leute-abwertend-anschau-Einstellung wegen.

Aufbruch zur Ö3-Bühne.

„How much is the fish?“
Ziel war, es pünktlich zum Scooter-Konzert zu schaffen. Die Band ist teilverantwortlich für zahlreiche verhunzte Pubertäten, hat den Sound der 90er deutlich geprägt. Geld zahlen würde ich dafür nie, aber man muss sie mal gesehen haben – eine einmalige Gelegenheit. Nach den bereits zuvor erwähnten üblichen Organisationsproblemen erreichen wir die Ö3-Bühne zeitig, sehen noch Snow Patrol: Zeitgenössischer Britpop-Rock aus der Dose, mit Schmusenummern und ein wenig Distortion. Freundliches Gähnen. Dann: Scooter. Hardcore.

Unsere Einstellung, eine Gratis-Freakshow zu Gesicht zu bekommen, teilen viele. Der Platz ist brechend voll; um uns herum springen die Leute, ahmen HP Baxxters Prolo-Posen nach, Mädels brüllen: „HP, ich will ein Kinder von Dir!“. HP hat das freilich nicht gehört, ruft aber ins Mikro: „All young girls, go directly to the V.I.P.!“. Heiser gebrüllte, betrunkene Antwort aus dem Publikum: „HP, du geile Sau!“.

Musikalisch ist Scooter so monoton, wie wir sie in Erinnerung haben. Abwechslung kommt durch wechselnde Backgroundtänzerinnen und -tänzer, Lichteffekte und jene Textzeilen, die freilich jeder kennt, es aber niemals zugeben würde: Von „Maria, Maria“ bis hin zum legendären Dadaismus-Klassiker: „How much is the fish?“. Die Stimmung ist am Höhepunkt. Die Menge tanzt, grölt mit, niemand nimmt diesen Blödsinn wirklich ernst. Ist aber auch egal.

Vor der Zugabe verlassen wir das Gelände, um uns Massenansammlungen zu ersparen; dabei kommen uns noch der Klassiker „Hyper, Hyper!“ und eine Cover-Version von „Bitter Sweet Symphony“ zu Ohren. Letzteres verursacht eine Gänsehaut: Stimmt ja, da war ja noch was anderes in der Pubertät aus schnelle Beats und zugedröhnte MCs.

Als ich schließlich im Bett liege und gegen den Tinitus kämpfe, schießt mir eine Frage durch den Kopf: „Was habe ich an diesem Abend eigentlich gelernt?“. Und ich gebe mir selbst die Antwort: Wer Anfang der 80er geboren wurde, darf sich glücklich schätzen, denn er durfte die Pubertät mit unschuldigem Party-Techno und die Sturm-und-Drang-Zeit mit intellektuell bereichernder Hamburger Schule verbringen. Danach kam nur noch Retorten-Mist.

Irgendwie eine schöne Erkenntnis für einen Samstagabend.