Zum Inhalt springen

Die Welt | the world

Angekommen.

An meinem ersten Tag in Bangalore habe ich ja einen sehr verstörten Blogeintrag geschrieben. Mittlerweile hat sich mein Gemüt deutlich geändert: Der Lärm und die Luft, sie machen mich nicht mehr so fertig wie am ersten Tag – de facto nehme ich Straßenlärm nur noch ab einem gewissen Pegel war, der Rest wird als Hintergrundrauschen abgetan (ein Zustand, den vermutlich so mancher westlicher HNO als Vorstufe zu Taubheit identifizieren würde). Gestern war ich im Kino, habe mir einen politischen Bollywood-Streifen angesehen, der in zwei Staaten verboten wurde; davor bin ich mit Wolfie und Satya über den Bazar spaziert.

Heute in der früh war ich im Supermarkt und habe dort eingekauft: eine Zeitschrift um 20 R (ca. 30 Cent), Ingwer zum kauen, eine seltsame Ayurveda-Salbe und eine Ayurveda-Nahrungsergänzung; Chips wollte ich auch kaufen, griff aber stattdessen zu „Mini Samosas“. Als ich heim in die Wohnung kam, war unsere Mitbewohnerin Elena gerade wach und gab mir gratis Yoga-Unterricht. Anschließend habe ich mir eine Ayurveda-Massage gegönnt und sitze nun im Büro, nachdem ich mir zum Mittagessen noch ein Dosa genehmigt habe.

Man kann also guten Gewissens sagen, dass ich mich in Bangalore inzwischen schon halbwegs eingelebt habe. Von daher ist es fast schade, dass ich heute abend in den Zug steige, um mir in Hampi ein wenig Entspannung vom Großstadtlärm zu gönnen. Zurück komme ich dann am Freitag, bevor es Samstag wieder nach Wien geht. Stressig? Ein bisschen. Aber das bin ich inzwischen ja gewohnt.

Indische Apps sind anders

Gestern war ich auf TechSparks, dem von YourStory organisierten Event rund um Tech-Startups in Indien – da ich den ganzen Tag über mit Netzwerken, Lauschen und Wow-Denken beschäftigt war, kam ich dementsprechend nicht zum Bloggen. Die Eindrücke waren einfach sehr faszinierend – etwa der Markt für Apps.

Denn bei der Präsentation der besten zehn Apps in der „Apps4India“-Challenge wurden die beste Handy-Programme des Landes ausgezeichnet. Schon im Vorfeld und auch während der Verantsaltung hatte ich mit einzelnen Unternehmern aus diesem Segment gesprochen. Was mir dabei aufgefallen ist: Viele dieser Projekte sind Äquivalente zu bereits bestrehenden Ideen aus dem Westen. Etwa gibt es viele Apps aus dem Bereich der Location Based Services, die es dem Erfolgskonzept von Foursquare gleichtun wollen. Oder es gibt Handy-Programme rund um das Thema Shopping. Und dann gibt es im Gegenzug auch Apps, die einfach nur authentisch indisch sind.

Etwa die App „Krishna 3D“, die derzeit in Apples App Store (und demnächst auch im Web als Browser-Version) erhältlich ist. Hier ist ein Krishna-Tempel liebevoll in Form eines 3D-Spiels dargestellt; die User können nicht nur auf dem virtuellen Tempelgelände spazieren gehen, sondern auch Opfer in einer geregelten Zeremonie darbringen. „Natürlich ist das nicht so viel wert wie eine reale Zeremonie in einem echten Tempel“, sagt mir Girish Dhakepalkar, Direktor des verantwortlichen Unternehmens Shoonya 3D: „Aber es ist etwa phantastisch für meine Großmutter, die zu alt ist, um persönlich zum Tempel gehen“. Ich selbst bringe nun auf meinem iPod täglich virtuelle Opfergaben dar – und habe darin weit mehr Erfolg als in der echten Welt (mehr dazu evnetuell in einem anderen Artikel).

Hier arbeite ich täglich an meinem Seelenheil.
Hier arbeite ich täglich an meinem Seelenheil.

Eine andere sehr indische App ist „Tuk Tuk 2“: Hier kann über ein GPS-System festgestellt werden, wie weit der Zielort entfernt ist und entsprechend der optimale Preis für eine Tuk Tuk-Fahrt berechnet werden – verhandeln muss man dann zwar noch selbst, aber zumindest gibt es eine gute Basis für das Feilschen mit dem Fahrer. Wenn ich in naher Zukunft mal mobiles Internet habe, werde ich mir die App wohl auch installieren.

Andere vorgestellte Apps bestanden etwa aus einem TV-Programm für Indien, oder einem mobilen Zugriff auf die indischen Zugfahrpläne. Und wieder eine andere App konzentrierte sich darauf, das Lernen von Konsonanten der Sprache Hindi zu vereinfachen – da ich selbst aber noch nicht wirklich vorhabe, diese Sprache zu erlernen, habe ich diese App noch nicht selbst getestet.

Bangalore: Wiener Kellner 2.0

Man kann es klischeehaft auf das Kastensystem zurück führen, oder auch nicht – Fakt ist jedenfalls: Indische Gäste sind nicht gerade freundlich gegenüber Servicepersonal. Zu beobachten war das etwa während des Austrian Airlines-Flugs von Wien nach Delhi: Während unsereins bemüht ist, stets höflich „Bitte“ und „Danke“ zu sagen und nett zu lächeln, wenn die Stewardess einem den Tee serviert, sagt der Inder neben mit einfach nur barsch: „I want wine!“. Und wenn er ihn begommt, dreht er sich angewidert weg. Wer hat Recht in seinem Verhalten?

Vermutlich Beide, halt in ihrer jeweiligen Kultur. Während der Inder es gewohnt ist, seine Untergebenen wie Dreck zu behandeln, liegt es in der kulturellen DNA des Wieners, dem Servierpersonal mit Demut zu begegnen. Unverständlich für ausländische Gäste in Wien ist ja stets, warum unserer Auffassung zufolge Unfreundlichkeit des Personals und Qualität des Cafes positiv miteinander korrelieren sollen – klingt komisch, ist aber so. Für Inder wäre das total unverständlich: Bei den Indern ist der Kunde König – während in Wien der Kellner Kaiser ist.

Regelbruch des Ganzen: Im „Indian Coffe House“ in Bangalore. Das ist quasi das hiesige Hawelka: Irgendwie abgesandelt, im Stil der (indischen) 60er Jahre, aber wenigstens ist der Kaffee gut. Und: Die Kellner sind ganz etwas eigenes. „Tea?“, frage ich ihn. Er schüttelt den Kopf angesichts meiner naiven Vorstellung, in Indien einen Tee zu bekommen. Also halt Kaffee. Dieser ist vollkommen überzuckert, der Kellner trägt ihn in Zeitlupe zu mir hin, stellt ihn mit zittriger Händen ab und verschüttet ihn dabei. Nach diesem Epic Fail streckt er noch den Daumen zum Knightrider-Yeah hoch. Irgendwie… inkompetent. Oder so.

Somit ist mein erstes Ziel für den Bangalore-Aufenhalt erreicht: Ein Kaffeehaus finden, dass mit primitiver Atmosphäre und vollkommen absurden Kellnern  den Österreichern um nichts nachsteht. Ein Ort zum Wohlfühlen also – zumindest, wenn man aus Wien kommt.

Bangalore. Tag Eins.

Müde. So müde. Zwei Stunden geschlafen, während des Flugs von Delhi nach Bangalore – und auch das war nicht entspannend, weil neben mir ein verwöhntes Balg um die Aufmerksamkeit seiner Mutter brüllte. Davor Delhi Airport: Pass herzeigen; dann Ticket. Und die ganze Übung rund zwanzig Mal wiederholen. Müde, so müde. Samosas und ein Wasser gekauft, für 1,50€. Also quasi Abzocke. Nach der Landung in Bangalore: Als erstes mal eine Google-Werbung sehen. Willkommen im indischen Silicon Valley. Müde… Gehen ist anstrengend. Erinnerung an die Passkontrolle in Delhi vor ein paar Stunden: Der Grenzbeamte schüttelt den Kopf – Kopfschütteln heißt: Ja. Enjoy your stay. Fahrt vom Flughafen in die Stadt. Verkehr, viel Verkehr – alles wie ein Traum, der unterbrochen wird, wenn der Fahrer hupt. Und er hupt oft: Jedes Mal zeitgleich mit dem Gasgeben. Wolfie schließlich treffen. Essen gehen: Ein gewaltiges Mittagessen um 70 Cent. Als wir auf seine Wohnung zugehen, spielt vor dem Haus ein alter Mann Tamborin. „Hab ich für dich bestellt, statt einer Blaskapelle“, sagt Wolfie. Natürlich als Scherz – aber trotzdem nett. Ein Hund macht es sich im Straßendreck bequem, während ich fasziniert die Heiratsanzeigen in der Tageszeitung studiere. Gleich nochmal was zu TechSparks twittern. Lärm, Schmutz und – ja – müde bin ich auch.

Schön, wieder hier zu sein.

Looking forward to the Grand Finale of TechSparks

The date is moving closer and closer: On Friday, May 19th, the Grand Finale of TechSparks 2011 will take place in India – and I will be a part of it! The event, which is organized by YourStory, is the culmination of the nation-wide hunt to find the best product tech companies of India – which means a lot, since the market is literally booming: Just today, two companies raised 150 Million and 40 million dollars of capital.

In addition to the showcase of the top 20 product tech companies and the top 10 apps, the TechSparks Grand Finale will also feature the unveiling of the “Tech30” report, India’s first benchmarking document bringing to the spotlight the 30 product technology startups that India needs to watch out for, with the stamp of approval from VCs and technology giants – I am looking forward to receiving a copy for my further research on the scene. Also, I am really looking forward to „App4India“ – an initiative undertaken by YourStory.in under the TechSparks umbrella to spot and showcase the best mobile/netbook apps being built out of India. Kickstarted this year in partnership with Intel, the App4India segment during the TechSparks grand finale will see the ten most interesting apps being featured and the winning app will be awarded the App4India prize (Rs.50,000). Since India is a strong mobile market, I expect to see great innovations here.

Sponsored by Sequoia Capital, Google, IBM, Amazon Web Services, and National Instruments, this event will definitely be the place to be in August… hope to see you there!