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Das Netz | the net

Skandal um Hundebabys aufgedeckt!

Das Schöne am Internet ist wohl, dass sich Ereignisse und Erkenntnisse innerhalb kürzester Zeit überschlagen können. Somit ging ich heute in die Arbeit, setzte mich an den Schreibtisch, drehte den grauen Kasten auf und las meine Emails. Gleich zu Tagesbeginn eine freudige Nachricht von einer Arbeitskollegin, die wohl anscheinend tatsächlich die im Welpen-Email (siehe vorhergehender Eintrag) angegebene Telefonnummer angerufen hatte. Ihr Recherche-Ergebnis:

Dear all,
The person who sent me the email about the dogs just told me that all the
puppies were already given this morning, and that they got so many phone
calls that they had to cut the lines!!!
Sorry for the spam and maybe the false hope then…
But the good news is: they have found places where they could stay!

Cheers Nathalie

Somit war ich also vorerst beruhigt – zum Glück bleiben die niedlichen kleinen Hunde also am Leben! Mich nervte jedoch, dass über meine private Adresse nach wie vor Adoptionsaufrufe hin- und hergeschickt wurden; hier hatte sich die freudige Nachricht wohl noch nicht rum gesprochen. Und ich war auch nicht der Einzige, dem die Sache langsam die kostbare Arbeitszeit kostete: eine Bekannte etwa verglich das Mail mit psychischer Erpressung, schließlich könne man ja die Hündin sterilisieren lassen, dann müsse man nicht nachher die ungewünschten Baby-Hunde – immerhin Lebewesen – einschläfern lassen. Kein Zweifel: die Emotionen kochten hier langsam hoch.

Endgültige gelöst wurde die Geschichte aber abends von einer weiteren Bekannten, die den Link zu einer Hoax-Meldung verschickte:

Ein Kettenbrief verbreitet bereits seit November 2001 Fotos von

Hundewelpen, die angeblich getötet werden sollen, wenn sich kein Abnehmer fände. Zunächst (im

Nov. 01) war eine Telefonnummer angegeben, die nur mit der (nicht angegebenen) Ländervorwahl

für Österreich (.at) zum Ziel führen konnte. Im Oktober 2002 tauchte dieser Kettenbrief nahezu unverändert

wieder auf – nur es war als Kontakt nunmehr eine E-Mail-Adresse in der Schweiz (.ch) angegeben,

spätere Versionen enthalten verschiedene deutsche Adressen, vermutlich die von Weiterleitern.

Tatsächlich bestand seitens des Hundezüchters (in Österreich) nie die Absicht die Welpen zu töten.

Was lernen wir daraus? Ganz recht: diese Welt ist böse und gemein; und wenn wir ein Ketten-Email weiter geleitet bekommen, bei dem es scheinbar um die Rettung von Leben geht, dann müssen wir es sofort löschen, ignorieren, seinen Inhalt wieder vergessen. Die Idee von einem kollektiven Gewissen, in dem wir alle an einem Strang ziehen, um einander zu helfen und diese Welt schöner zu machen, die ist wirklich super – aber angesichts solcher Vorkommnisse leider vollkommen utopisch.

PS: Bleibt nur noch die Frage, mit wem meine Arbeitskollegin eigentlich telefoniert hat…?

Hundebabys 2.0

Da soll noch mal einer sagen, das Internet fördere nicht das Gutmenschentum. Denn Spam aller Art – von dubiosen Viagra-Angeboten bis hin zu nervtötenden Hoax-Meldungen – bin ich ja gewohnt, doch gestern bekam ich auf meine private Email-Adresse folgende Nachricht:

„bitte
weiterleiten – Danke !!!

Ihr kennt nicht zufällig
jemanden der einen Hund haben möchte?

Die süßen Golden
Retriever-Welpen suchen DRINGEND einen Platz!

Falls sie nicht weg
kommen, werden sie eingeschläfert!!!

Man müsste auch nichts
dafür bezahlen – sie sind zu verschenken!!!

Andreas xxxxxxx

Tel: xxxxxxxxxxxxxxxx

Mobil: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx“

Einge Sekunden später blickte ich in meine berufliche Inbox und entdeckte dort – potz blitz! – haargenau das gleiche Mail. Nun muß man dazu sagen, dass beide Absender einander nicht kennen, nicht einmal aus dem gleichen Land kommen – ganz im Gegenteil, die zweite Absenderin hatte das Mail sogar ins Englische übersetzt, wobei sie für „Einschläfern“ den niedlichen Euphemismus „send asleep“ verwendet hatte. Man staune also: Adoptionsaufforderungen für kleine, unschuldige Hundebabys verbreiten sich in dieser wundervollen, pinken Blümchen-Welt gar noch schneller als Viagra-Spam. Das finde ich löblich; und sehe es als Grund genug, die Geschwindigkeit des Aufrufs zu ver-2.0-fachen, indem ich ihn auf meinem Blog veröffentliche. Und um das Ganze noch komplett zu machen, hier ein Foto von den kleinen Rackern. Es lebe die Niedlichkeit!

WICHTIGES UPDATE: Diese Meldung ist eine Fälschung, eine Sauerei und – wie es im Internet-Deutsch heißt – ein „Hoax“. Nachzulesen ist das hier. Selbst habe ich diesen Fehler früh genug bemerkt, die Fakten aber nicht mit diesem Posting verlinkt – was dazu führte, das manche leichtgläubige Menschen, die mich über Google fanden, diesen Blödsinn tatsächlich glaubten. Ich entschuldige mich ausdrücklich für alle daraus entstandenen Unannehmlichkeiten und hoffe, durch Beseitigung der Kontaktdaten und dieses Update weiteren Problemen entgegen gewirkt zu haben.

Endlich wieder NaNoWriMo!

Die Idee des National Novel Writing Month (kurz: NaNoWriMo) ist gleichermaßen schräg und genial: Aufgabe der Nutzer ist es, innerhalb eines Monats – nämlich vom ersten bis zum 30. November – einen Roman zu schreiben, der eine Länge von 50.000 Wörtern hat. Der Inhalt ist dabei frei wählbar; die Macher freuen sich darauf, dass die Geschichten erst im Laufe des Schreibens entstehen und entsprechend skurrile Ideen an die Oberfläche treten. Und dieses Konzept fährt: am 1. November diesen Jahres hatte die Seite 139,000 Hits; es wurden Spendengelder in der Höhe von $139,413 lukriert. Die Teilnahmeregeln sind in dem Verein sehr streng festgelegt und durch ein FAQ definiert, dennoch kommt der Humor nicht zu kurz. Auf die Frage, ob wirklich jeder teilnehmen kann, sagen die Macher etwa: „Nein. Wer sein Schreiben (und sich selbst) sehr ernst nimmt, sollte

besser woanders hingehen. Alle anderen sind hier jedoch herzlich

willkommen.“

Ich hatte schon mehrmals überlegt, mit zu machen; leider ging die Motivation aber jedes Jahr schon nach kurzer Zeit flöten. Mal sehen, vielleicht versuche ich es aber dieses Jahr wieder. Einen Tag habe ich zwar schon verloren, aber wenn ich nach einem inspirierenden Wochenende voller Hirnwichserei erst mal die absolut tolle Über-drüber-Idee für einen Roman habe – na, dann sollte mir eh schon alles quasi von selbst aus den Fingern fließen…

Web 2.0 stirbt – es lebe das Life 2.0!

Hui hui, so schnell kann es gehen: wurden wir – die lieben, unschuldigen Blogger – noch zu Beginn des Jahres vom Time Magazine zur Person of The Year gewählt, so kippt die Stimmung langsam; sehr treffend zusammengefasst wird dies durch einen Artikel des Blogger-Kollegen Levente J. Dobszay. Mit zahlreichen Quellen untermauert der Kollege, dass es vorbei ist mit dem Web2.0, dass auch diese Blase früher oder später platzen wird. Schade, dabei habe ich gerade erst angefangen, mich daran zu gewöhnen, dieser Blog ist ja gerade mal ein paar Monate alt.

Die große Frage, die sich dabei aufdrängt: was passiert dann eigentlich mit den ganzen Daten, die in der kurzen Zeit gesammelt wurden? Denn das wohl Faszinierendste am Web 2.0 war wohl die Tatsache, dass man Menschen nicht mehr ausspionieren musste, sondern diese ganz freiwillig alle geheimen Daten zu Musikgeschmack, Studienrichtung und derzeitigem Beziehungsstatus preisgaben. Das beginnt schon damit, dass bei Online-Radios wie Pandora hinter den Kulissen nachverfolgbar ist, wer auf welche Musikkombinationen steht. Weiter geht es dann bei so genannten Studenten- und Freundesbörsen wie StudiVZ, Myspace oder Facebook. Hier finden sich Bikini-Bilder neben Schnappschüssen von der letzten Coffee-shop-Tour durch Amsterdam; nachdenken tun die entsprechenden Mitglieder vor dem Einstellen des Bildmaterials nicht wirklich – schließlich wird eine scheinbare Privatsphäre vorgegaukelt, die aber nur allzu schnell zusammen bricht.

A propos Facebook: recht geschockt war ich, als ich die Vernetzungsplattform testete und auf „Find Friends“ klickte. Denn dann erscheint ein Angebot der Seite, die Suche nach „Freunden“ könne erleichtert werden, indem das Email-Adressbuch des Nutzers durchsucht wird. Alles, was dafür nötig sei, sei die Weitergabe von Email-Account und Email-Passwort. Äh…. hallo? Und als nächstes soll ich noch Kreditkartennummer, Adresse meiner Mutter und Grad meiner Körperbehaarung angeben, oder was? Huiuiui… Das Gruselige an der Sache ist allerdings: offensichtlich gibt es Leute, die den Tanz mit dem Teufel mitspielen, denn sonst wäre das Angebot ja mittlerweile entfernt worden.

Die Frage ist nun natürlich, was die Überwachungsindustrie/Marktforschung macht, wenn es wirklich mit dem Web 2.0 vorbei ist. Die alten Daten sichern und für schwachsinnige Direct Mailings verwenden, klar – und dann? Anzudenken wäre wohl die Idee eines „Life 2.0“. Dabei werden wir – ganz im Stil des Web 2.0 – darum gebeten, unsere Namen, Studienrichtungen und sexuelle Vorlieben ständig sichtbar an unserem Körper zur Schau zu stellen, und zwar nicht nur auf Studentenpartys und Clubbings, sondern auch in Fußgängerzonen, auf Staatsempfängen und bei Bewerbungsgesprächen. Angelehnt an das Modell von YouTube werden wir alle gebeten, unentgeltlich Fernsehinhalte zu produzieren, die aber allesamt von hundsmiserabler Qualität sind. Jegliche Ansätze, gute Inhalte zu zeigen, werden sofort von den entsprechenden Medienkonzernen unterbunden. Ähnlich wie in Second Life wird es auch irgendeine Möglichkeit geben, dass wir von einem Ort zum anderen schweben, so dass uns der Konsum von (virtuellen und somit nutzlosen) Gütern leichter fällt.

Das Tollste aber ist, dass wir gar keine echten Freundschaften mehr durch das jahrelange Aufbauen von Vertrauen entwickeln müssen; denn ab jetzt kann jeder geistig verwirrte Idiot zu uns hinkommen und fragen, ob wir sein Freund sein wollen. Und wir bestätigen das durch eine simple Fingerbewegung, so wie wir das von StudiVZ und Facebook gewöhnt sind. Oh, schöne neue Welt…