Ich werde übermorgen 30 Jahre alt. Heute habe ich beim Frühstück mit meiner Freundin darüber diskutiert, was das bedeutet. „Dass man gewisse Dinge nicht mehr machen kann“, sagte ich resignierend. Zum Beispiel: In einer Punkband spielen, ohne peinlich zu wirken. Und ich dachte mir: Wie das wohl ist, wenn der Campino dann mal wirklich 60 ist? Darf man dann noch „Das Wort zum Sonntag“ hören? Ich bin ja so ein „Zeitungsknabe“, von dem da die Rede ist – und liebend gerne würde ich zu diesem Zeitpunkt ein rückblickendes Interview mit ihm machen.
Ich glaube an Schicksal, Gedankenübertragung und dieses ganze Zeug. Heute mal wieder mehr als sonst. Denn als ich aus der Wohnung schritt, checkte ich wie üblich meine Mails auf meinem Smatrphone – zugegeben, nicht gerade eine punkig-linke Angewohnheit. Und dort war dann ein Newsletter der Toten Hosen, den ich aus Langeweile öffnete. Von einem neuen Album war da die Rede, von einer neuen Single, von aufkommenden Konzerten. Später, wieder am Computer sitzend, öffnete ich das Mail nochmals, klickte auf den Link zum neuen Musikvideo – und war wieder gefesselt.
Von „Tagen wie diesen“ ist da die Rede, bei denen man „das Beste erlebt“; von der „Unendlichlichkeit“; und auch davon, dass „kein Ende in Sicht“ ist. Dass im Universum der Düsseldorfer anscheinend ewig weiter gerockt wird. Man „geht gemeinsam ab“ und „hat noch ewig Zeit“, dreht seine Kreise und ist schwerelos. Das Video zeigt passend einen gealterten Campino, der aber dennoch Coolness, Sympathie und Rock ausstrahlt – vielleicht gar mehr als je zuvor. Dazwischen: Konzerte, Partys, Sprayer und ein Schild mit der Aufschrift „Free Hugs“. Berührend, emotional, und einfach sehr real-positiv.
Die Band scheint es wieder mal zu schaffen: Ein weiteres Album, das die Erfolgsserie fortsetzt und zeigt, dass Rocken keine Frage des Alters ist – unabhängig nun davon, ob man 20, 30 oder 60 Jahre alt ist.
Danke, liebe Jungs. Jetzt fürchte ich mich nicht mehr vor dem Älterwerden.