Stefan Mey

Hilfe, Mark Zuckerberg frisst meine Daten auf!

Mütter, sperrt Euren Nachwuchs ein, denn Kinderschreck Mark Zuckerberg geht um. In hinterlistiger Manier will der Daten-Vampir das haben, was Euch heilig ist: Statusmeldungen Eurer Kinder, geteilte Links Eurer Ehepartner, Nacktfotos Eurer Katze.

Sicher können Sie wie ein kleines Kind die Augen verschließen und sich selbst mantraartig vorbeten: „Wenn ich Mark nicht sehen kann, sieht er mich auch nicht.“ Aber dann geht es Ihnen so wie jener Mitarbeiterin, deren Arbeitgeber ohne ihr Wissen ein Promovideo mit ihr in der Hauptrolle verwendet. Oder dem CEO, über dessen Unternehmen im Web hergezogen wird – und er selbst kriegt das gar nicht mit. „In Social Media nicht vertreten zu sein ist so, als würde man nicht Zeitung lesen: Gesprochen wird über einen so oder so; die Frage ist, ob man es aktiv steuert“, hat mal jemand auf einer der zahlreichen Social Media-Konferenzen gesagt, die man in unserem Beruf dann und wann besucht. Die Welt ist also schlimmer geworden: Unsere Daten kriegt Mark so oder so, ob wir es wollen oder nicht.

Doch dem nicht genug, denn die Datenkraken, -vampire und-spinnen (in kaum einem Kontext bieten sich so schöne Metaphern an wie hier) lauern an jeder Ecke: Kameras in Gebäuden, an Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen dokumentieren fast jeden unserer Alltags-Schritte. Und auch in unserer Hosentasche lauert das Böse: Über die SIM-Karte in unserem Handy kann der Netzbetreiber unseren Standort jederzeit ermitteln. Im Rahmen so genannter „Kundenbindungsprogramme“ tragen jene, die sich vor Mark fürchten, etliche Vorteilskarten diverser Supermärkte, Transportunternehen, Asia-Restaurants und Friseursalons mit sich herum. Und mein Kreditunternehmen weiß immer, was ich gerade im Web eingekauft habe. Oh Schreck!

Wir sind uns also einig, dass das Böse immer und überall ist, und dass es unsere Daten haben möchte. Dass diese längst schon an diversen Ecken und Enden der Welt liegen und wir dagegen nichts mehr tun können. Wirklich nicht? Keine Sorge, es gibt noch Hoffnung: Wir können in ein fernes Land auswandern, uns dort in einer Höhle verkriechen und autark leben. So lässt sich verhindern, dass wir Produkte kaufen müssen. Oder eine Kreditkarte verwenden. Oder ein Handy. Oder gar das F-Wort. In Kauf müssten wir halt dafür nehmen, dass es demnächst zum Abendessen Termiteneintopf statt Tiefkühlpizza gibt. Und dass wir es nicht mehr „liken“ können, wenn der beste Freund auf Facebook oder Twitter gerade das Verspeisen eines riesigen Schnitzels verkündet.

Sollten wir dieses Opfer nicht bringen wollen, steht uns durch die Preisgabe unserer Daten das schlimmste Szenario von allen bevor: Zielgruppenorientierte Werbung. Wer dann ein Fan von David Hasselhoff ist, kriegt eine Einladung zu seiner Autogrammstunde. Und meine schwangere Bekannte wird dann wohl nicht mehr die zeitlich sehr unglücklich gewählte Werbung für Brustvergrößerung erhalten. Die Frage ist: Wollen wir das? Werbung kriegen, die uns de facto nützt?

(Aus Gründen der Effizienzmaximierung erschien dieser Beitrag auch in Stefan Meys wöchentlich erscheinender Kolumne im „WirtschaftsBlatt Investor“)

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