Zum Inhalt springen

YouTube

„Mein Privatleben ist ein Witz, den mir niemand erklären wird“

„Mach mal Platz, Thom Yorke, ich habe jetzt einen neuen Helden“, habe ich mir gestern gedacht, nachdem ich das neue Album der US-Rocker Bright Eyes, „The people’s key“ gut zwei Wochen rauf und runter gehört habe: Frontman Conor Oberst, der schon im Alter von 13 Jahren Musik aufnahm, hat die Erwartungen übertroffen und sein wohl bisher bestes Album geschaffen.

Und das schreibt jemand, der monatelang zu einem der vorherigen Meisterwerke – „I’m Wide awake, it’s Morning“ – jeden Morgen aufgewacht ist. Denn dafür war es perfekt: Langsame, verliebte Stücke wie „Lua“ oder „First day of my life“ leiteten den Tag ein, bis uns ein kreischender Oberst im finalen „Road To Joy“ doch aus dem Bett brüllte. Das Album war voller Neo-Country; andere LPs wie „Fevers and Mirrors“ oder „Digital Ash in a Digital Urn“ begeisterten durch ihre verspielt-experimentellen Elemente.

„The People’s key“ ist nun das, was man auch in europäischen Radios spielen kann. Die erste Single, „Shell Games“, ist etwa ein poppiges Liebeslied mit swingenden Gitarrenriffs und poppigen Keyboard-Einlagen – romantisch und mitreißend zugleich, ohne kitschig zu sein. „My private life is an inside joke, noone will explain it to me“,singt Oberst da etwa. Oder er ist „pissed in vinigar“ und „angry, with no reason to be“ – Gedankenfutter für ehemalige Oldschool-Emos.

Wieder ganz anders hingegen die zweite Single „Haile Selassie“ – der äthiopische Regent, der als Pate der Reggae-Bewegung gilt, hat Obers hier ebenfalls inspiert: Am Besten lässt sich das Stück wohl als eine Art „Neo-Reggae“ bezeichnen – „pilgrim across the water“ und „hitchhiking our way to Zion“ sind Text-Fetzen, die dies implizieren, so wie das liebevoll dem Hörer zu gerufene: „You got a soul, use it!“. Off-Beat, wie im alten Reggae üblich, gibt es hier aber nicht; stattdessen regieren die gerade heraus gespielten Gitarren – Im Gegensatz zum Abschluss des Meisterwerks, dem verträumten „One for you, one for me“: Hier dient die Gitarre nur noch zum Abspielen verträmter Flanger-Riffs; den Rhythmus gibt das Keyboard mit seinen spacigen Sounds vor. Der Hörer wird schließlich mit einem wohligen Gefühl zurück gelassen – und der Überzeugung: Bright Eyes haben es hier geschafft, die hoch gesteckten Erwartungen der Fans noch zu übertreffen. In Facebook-Slang gesagt: I like.

Alles im Netz

Warum die Fans das Album bereits hören konnten, bevor es in den Shops erhältlich war, wird man sich nun fragen. Illegale Downloads und geleakte Songs können eine Erklärung sein, sind es aber nicht. Stattdessen hat die Band verstanden, dass man der Raubkopierer-Community zuvor kommen muss – auf dem eigenen YouTube-Account wurde somit hochoffiziell das gesamte Album hoch geladen. Ist das dumm? Auf den ersten Blick schon, weil ja offensichtlich der Reiz zum CD-Verkauf weg fällt.

Aber andererseits: Würde die Band das Album nicht selbst hochladen, so würden die technikaffinen Hörer es sich selbst von illegalen Tauschbörsen ziehen. Und zumindest für mich hat sich durch diese Strategie ein Wandel eingestellt: Nachdem ich das Album nun lange genug probe gehört habe, kann ich es kaum erwarten, wenn Rave-Up-Records kommende Woche die Vinyl-Version im Angebot hat. Die werde ich mir nämlich dann kaufen – zu einem deutlich höherem Preis als dem, was ich früher für eine CD gezahlt hätte. Aber das ist es mir einfach wert, weil ich die Musik spitze finde, die Offenheit im Umgang mit neuen Medien schätze und die Band auf jeden Fall fördern möchte. Ich würde ja auch auf ein Konzert gehen – aber leider kommen Bright Eyes nicht nach Wien; und die Konzerte in Berlin und Amsterdam sind schon ausverkauft.

So, und nun halte ich auch schon wieder Klappe – und wünsche viel Spaß mit der folgenden YouTube-Version des Albums.

Hitler vermisst sein iPhone 4G

Die Szene aus dem Film „Der Untergang“, in der Adolf Hitler den Krieg als verloren bekannt gibt, wird von kreativen YouTubern als gefundenes Fressen gesehen, um die Szene mit Hilfe von anderen Untertiteln durch den Kakao zu ziehen – besonders beliebt war etwa die Parodie zum Tode Michael Jacksons; in dieser hätte Jackson auf Hitlers Geburtstagsparty auftreten sollen, was todesbedingt abgesagt wird. Hitlers Aussage „Dann ist der Krieg verloren“ wird hier untertitelt mit „Cancel the clown as well“.

Dass der amerikanische Tech-Blog Gizmodo an einen funktionierenden Prototyp des iPhone 4G gelangt ist, sorgte bei Apple für Entrüstung – und das ist Grund genug, die Szene wieder aus der Schublade zu kramen. Diesmal vermisst Hitler sein iPhone und droht mit entsprechenden Konsequenzen. Stichwort: China. Fazit: Lustig.

iPhone 4g Hitler Parody from Obama Pacman on Vimeo.

Hinweis: Sollte das Video nicht sichtbar sein, so ist es von Constantin wegen Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials entfernt worden. Ich bitte um Verständnis. Stefan Mey und stefanmey.com übernehmen keine Verantwortung für die Inhalte und Handlungen Dritter.

Wie Twitter und FaceBook Geld verdienen könnten

Heute ist mein letzter Tag auf der IBC in Amsterdam. Zahlreiche Gespräche habe ich mit verschiedenen IT-Managern geführt; und dabei ist mir aufgefallen, dass sich ihre Gedanken um drei Schlagwörter drehen:

1. FaceBook

2. Twitter

3. iPhone (und nicht „Smartphone“, wie es korrekt wäre, sondern konkret das Apple-Produkt. Das iPhone ist somit für Smartphones das, was für Taschentücher das „Tempo“ ist… Respekt!)

Während Apple keine Probleme hat, sein iPhone zu monetarisieren, sind FaceBook und Twitter am kämpfen: Sie haben zwar viele User, aber niemand bezahlt sie; sie verdienen kein Geld. Und das, obwohl sich FaceBook gerade ein neues Büro angemietet hat (Danke an Tamas für den Link). Das Geld verdienen nicht die beiden Neulinge, sondern die Großen. Adobe etwa haben in einem Vortrag über die Monetarisierung von Video-Inhalten darüber gesprochen, über Verlinkungen in Social Networks die User auf die Videos zu locken und diese auf die Werbung klicken zu lassen, damit mehr Umsätze zu generieren… All die Konzern-Vertreter, mit denen ich gesprochen habe, haben mächtig Kohle. Und sie ziehen sich die User von FaceBook, um sogar noch mehr Kohle zu verdienen…

Mein Vorschlag:  Warum macht FaceBook mit den kommerziellen Website-Anbietern dieser Welt nicht einen Vertrag, dass sie an den Umsätzen beteiligt werden? Und damit meine ich nicht Werbung im klassischen Sinne – ich meine: Wenn ich als User ein YouTube-Video super finde und es mit meinen FaceBook-Freunden teile, dann wird FaceBook am YouTube-Umsatz beteiligt…

Ähm… Ups… Okay, vielleicht ist YouTube ein schlechtes Beispiel, da es selbst für Google nicht wirklich Geld abwirft. Aber an und für sich ist das doch ein brauchbares Konzept, nicht wahr?

Ein anderer Vorschlag wäre, dass jedes Mal, wenn jemand das Wort „FaceBook“ausspricht, er einen Cent an Herrn Zuckerberg überweisen muss. Das würde ihm nicht nur viel Geld einbringen, sondern auch mein eigenes Berufs- und Privatleben deutlich angenehmer gestalten.

Mein Video zu Heathrow, Version 2.0

Sommerzeit, Reisezeit. Da derzeit die meisten meiner Interviewpartner auf Urlaub sind und ich selbst noch auf meine Erlösung von der Ödheit des Sommerlochs warte, habe ich nun wenigstens die Zeit gefunden, alte Sünden aufzuarbeiten: Das YouTube-Video von einem katastrophalen Aufenhalt am ersten Betriebstag auf London Heathrow, mittlerweile über ein Jahr online mit mehr als 10.000 Views, habe ich endlich mit englischen Untertiteln versehen.

Mir persönlich taugt das Video, weil es ein Bericht aus erster Hand ist, der auch an den Stellen gräbt, an die sich die großen TV-Anstalten nicht mehr ran getraut haben (die haben lieber in warmen Hotelzimmern übernachtet statt auf dem Boden einer Flughafen-Kapelle). Außerdem habe ich daraus was gelernt: Fliege niemals über Heathrow, fahre im besten Fall überhaupt mit dem Zug – das spart nämlich auch CO2 🙂

Auf Sand gebaut?

Auch wenn beim aktuell wechselhaften Wetter wohl so mancher mit dem Gedanken spielt, das Land zu verlassen und woanders seine Zelte aufzuschlagen, sollte bei der Wahl der neuen Bleibe vorsichtig vorgegangen werden. Wie das Internet-Medium „Weird Asia News“ berichtet, ist kürzlich ein 13stöckiges Hochhaus in Shanghai ohne äußere Einwirkung einfach umgefallen. Das Wohnhaus war neu und noch ungewohnt, ein Mensch kam tragischerweise ums Leben. Die Auswirkungen der Katastrophe zeigt die folgende Slide-Show:

So betrachtet sind ein paar Regentropfen doch das kleinere Übel.

Was wir von YouTube lernen können

Pro Minute werden 20 Stunden Content auf YouTube hoch geladen. Das ist verdammt viel. Und die Chancen stehen gut, dass sich die Zahl bald auf 24 erhöht; in dem Fall würde innerhalb eines Tages (grob über den Daumen gepeilt) der Content von vier Jahren rauf geladen. Ein regulärer TV-Sender hingegen kann, weil er sein Programm linear ausstrahlt anstatt On-Demand, innerhalb eines Tages nur 24 Stunden ausstrahlen. YouTube dürfte die großen TV-Anstalten dieser Welt in Sachen Quantität also bald eingeholt haben. Grund für die Großen, Bammel zu kriegen? Meine Meinung: Nein, noch nicht.

Denn den YouTube-Content kann man grob in zwei Lager teilen: Eigenproduktionen und geklauter Content. Wirklich beliebt ist bei den Usern dabei eigentlich die zweite Kategorie; also jene Videos, die in den USA schon auf den Entertainment-Kanälen gelaufen sind, hier erst in ein paar Monaten zu sehen sind, und die sich die User halt nun online rein ziehen – weil sie sich das Programm aussuchen können, weil es keine Werbeunterbrechungen gibt und weil es in der Originalsprache gesendet wird.

Die zweite Kategorie hingegen ist nur zur Statistik-Verschönerung da. Zu jenen 20 stunden, die pro Minute hoch geladen werden, gehören nämlich auch Hochzeitsvideos, Studentenparty-Mitschnitte, bekiffte Punks im Park, miauende Katzen, Video-Spam und sonstiger Blödsinn, den ein regulärer Fernsehsender niemals ausstrahlen würde – und den wir auch nicht sehen wollen.

Einige wenige Ausnahmen gibt es aber dennoch. Wer mich kennt, der weiß etwa, dass ich ein bekennender Fan von Chad Vader bin – jene YouTube-Serie, in der Darth Vaders Bruder Chad als Manager in einem Einkaufscenter arbeitet. Und es gibt auch ein paar echt nett gemachte Musik-Videos. Neu entdeckt, auf Hinweis meines Freundes Richard N., habe ich nun „Ray William Johnson“.

Ray ist quasi der Stefan Raab von YouTube. Er gräbt den ganzen Mist aus, den es auf YouTube zu sehen gibt, kommentiert es, schneidet es fetzig zusammen. Das Ergebnis ist zum Schreien komisch. Hier eine Folge seiner Show:

Das Coole an Ray ist, dass er nicht nur die Rosinen raus pickt und sich selbst positioniert, sondern auch immer wieder die User zum Kommentieren, Diskutieren, Mitmachen undsoweiter auffordert. Und die User nehmen das gerna an. Cool.

Vermutlich werden noch einige YouTube-User Rays Beispiel folgen. Für Medien-Unternehmen gibt es auch Rückschlüsse, die man ziehen kann. Nämlich:

1. Content filtern: Ray und auch die Site www.bestofyoutube.com sind so beliebt, weil sie aus der ganzen Wurst von schlechten Videos das beste raus filtern und dies schön aufgearbeitet ihren Sehern präsentieren. Medien könnten ihre Gatekeeper-Rolle also auch in Richtung Social Media wahrnehmen.

2. User beteiligen: Nichts ist geiler als sich selbst im Fernsehen zu sehen. Und mit neuen Technologien ist das leichter denn je. Bitte diese Möglichkeiten auch nutzen!

3.  Keine Angst vor der Nische: Zugegeben, der letzte Rat bezieht sich nicht auf Rays Konzept, sondern auf das folgende Video, auf das ich aber durch Ray aufmerksam geworden bin. Dieser Typ vom Channel „things on my head“ unterhält Massen mit einem Nischenkonzept: Er setzt sich Sachen auf den Kopf. Unglaublich kreativ.

Seid Ihr anderer Meinung als ich? Dann klickt mal da unten auf „kommentieren“ und lasst mich an Euren Ansichten teilhaben!