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Xing

Noch mehr Social Networks?

Ich bin in den letzten Wochen nach Facebook, Twitter, Xing und Quora zwei weiteren Social Networks beigetreten: Airbnb und HUBnet. Warum das? Reicht es nicht allmählich mit der Online-Präsenz? Mitnichten – vor allem deshalb nicht, weil diese Tools gar nicht für den Online-Auftritt an sich gedacht sind, sondern zur Optimierung des Offline-Lebens.

Airbnb etwa ist ein Netzwerk von Privatpersonen, die gegen Entgelt ein Zimmer oder eine Wohnung an Reisende vermieten; ähnlich wie bei Hotel-Buchungen im Internet erfolgt die Zahlung sicher und schnell via Kreditkarte. Und obwohl sich Suche, Auswahl und Buchung online abspielen, so ist das eigentliche Reiseerlebnis zutiefst offline-persönlich: Man trifft sich zur Schlüsselübergabe, tauscht Tipps aus und in manchen Fällen entstehen aus der ursprünglichen Geschäftsbeziehung echte Freundschaften.

Interessanter für Unternehmer ist aber HUBnet: Hierbei handelt es sich um ein Social Network, das Gemeinschaftsbüros – so genannte „Co-Working-Spaces“ – auf der ganzen Welt miteinander vernetzt. Wer etwa bei der entsprechenden Institution in Wien registriert ist, kann bei einer Reise nach San Francisco schon vor dem Abflug die HUBnet-Seite des Standorts in Kalifornien kontaktieren – durch die gezielte Vorab-Auswahl an potenziellen Gesprächspartnern wird dann vor Ort viel Zeit gespart.

Facebook im eigenen Unternehmen

Und diese Lösung kann Jeder im eigenen Unternehmen integrieren: Anbieter wie Nationalfield und Ning bieten so genannte „White-Label-Lösungen“ für Social Networks – hier können sich Unternehmen quasi ihr eigenes Facebook bauen und mit dem persönlichen Firmen-Logo versehen.

Dadurch sind unternehmensintern jene Funktionen möglich, die man aus dem großen Social Network kennt: Präsenzmanagement, gegenseitiges Anschreiben, Profilseiten, folgen, liken und so weiter – Nationalfield verspricht in diesem Kontext, dass 27 Prozent weniger Meetings stattfinden müssen und um 32 Prozent mehr Ideen durch Online-Brainstorming generiert werden. Mal abgesehen davon, dass kurzfristige Änderungen rund um den Globus über digitalen Zuruf generiert werden können.

Fazit

Brauchen wir also noch mehr Social Networks? Ja, tun wir. Aber sie dürfen keine bloßen Facebook-Kopien sein, sondern sollten über den bloßen Austausch von Katzen-Fotos hinaus gehen. Richtig eingesetzt, können solche Medien die Produktivität erhöhen und das Offline-Leben merklich verbessern. Und das ist doch eine tolle Sache.

In der Wolke hat die Freiheit Grenzen

Der aktuelle Trend im IT-Business heißt „Cloud Computing“. Daten werden nicht im eigenen Haus gespeichert, sondern bei einem professionellen Anbieter auf einer Server-Farm – in der „Wolke“ – gelagert. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Unternehmen kann sich auf das Kerngeschäft konzentrieren, muss weniger Energie in Anschaffung und Wartung der IT stecken. Dennoch gibt es Kritiker.

Ein Malus des Konzepts: Abhängigkeit. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Unternehmer zu Open Source-Software gewechselt, etwa zum Browser ­Firefox oder zur Office-Software „Open Office“. Nun, da wir die Daten in die ­Wolke schieben und sie bei einem Fremden belassen, begeben wir uns zurück in die Abhängigkeit – denn sind die Daten einmal beim Anbieter, kriegt man sie schwer wieder von dort weg. Wer das nicht glaubt, der kann ja mal versuchen, vom Social Network „MySpace“ zum Konkurrenten „Facebook“ zu migrieren – das funktioniert nämlich nur, wenn alle Daten händisch abgetippt werden. Dass ein solcher Prozess bei Controlling-Daten deutlich mühsamer ist als bei den Angaben zu meinen Lieblingsfilmen, versteht sich von selbst.

E-Mail war gestern.

Auch sonst bieten die Social Networks schöne Analogien, etwa bei Fotos: Schickten wir uns Urlaubsfotos früher per Mail oder brannten sie auf CD, werden sie heute in der Wolke gespeichert – wer garantiert mir, dass sie dort für mich auch in Jahren noch zugänglich sein werden?

Oder anders gefragt: Wer garantiert mir, dass die Fotos nur für mich und meine Freunde zugänglich sind? Geschichten von Karriere-Stolpersteinen in Form von Fotos, die zu später Stunde auf Strandpartys gemacht wurden, gibt es ja einige. Erst vor wenigen Wochen brachte wieder ein Gerücht die Facebook-Community zum Kochen: Angeblich würden private Fotos für Werbezwecke bei ­Single-Börsen verwendet. Ein Gerücht, das ­Facebook dementierte: Werbepartnern, die private Informationen verwenden, würde der Vertrag gekündigt.

Aber wer garantiert permanente Wachsamkeit Sicherheit ist in der Wolke eine heikle Angelegenheit. Wem das Ganze jetzt schon reicht, der könnte freilich seinen Account kündigen – ist dann aber in der gleichen Situation wie eine Kollegin, die sich von Xing verabschieden wollte, die Option dazu aber erst im Unter-Unter-Punkt des Hilfe-Menüs fand. Wer einmal drin ist, kommt schwer wieder heraus.

Bemerkung: Aus Gründen der Effizienz-Maximierung erschien dieser Beitrag auch im WirtschaftsBlatt.