Immer Ärger mit der Ergo
Die Ergo Versicherung dürfte aufmerksamen Zeitungslesern ja bereits bekannt sein, nicht zuletzt durch den im vergangenen Jahr bekannt gewordenen Sex-Skandal. In diesem Bereich hatte die Rechts-Abteilung ja rasch reagiert und allzu dreiste Medien abgemahnt – blöd nur, dass erst letzten August Berichte über weitere Orgien durch die Medien geisterten. Immerhin, so versichert der Chef, soll nun aber endgültig Schluss sein: Reisen sind für die Mitarbeiter nur noch mit Ehepartner erlaubt. Brav, brav.
Doch lasst uns nicht über Sex reden. Sondern über das Verhalten gegenüber Kunden. Denn seit ich im Juli in meine neue Wohnung gezogen bin, versuche ich, meine Haushaltsversicherung bei der Ergo zu kündigen, da mein Vermieter bereits eine solche Versicherung abgeschlossen hat. Vergeblich.
Da Umzüge Zeit und Nerven kosten, konnte ich mich erst am 25. Juli an den Versicherungsvertreter meines Vertrauens wenden. Er war immer sehr höflich, merkte aber per Email an:
Also gut. Nachdem er mir daraufhin am 31. Juli die Faxnummer mitgeteilt hatte, habe ich kurz darauf das entsprechende Fax verschickt – nur um kurz darauf einen Brief von der Versicherung zu erhalten, in dem ich aufgefordert wurde, bis 5. 10. meinen Meldezettel an die Ergo zu übermitteln, um zu eruieren, ob die Bedingungen für die Auflösung einer Versicherung überhaupt vorliegen… Hallo? Datenschutz? Und überhaupt: Unterschreibt man bei der Ergo die Polizze auf Lebenszeit mit wertvoller Körperflüssigkeit?
>>
>> Ich habe einen eingeschriebenen Brief von Ihnen erhalten, in dem Sie mich
>> zwecks Kündigung meiner Versicherung mit der Polizze xxxxxxxxx
>> auffordern, Ihnen meine Meldedaten mitzuteilen. Zudem besitzen Sie noch die
>> Dreistigkeit, mir für die Übermittlung der Daten eine Frist vorzuschreiben,
>> nach deren Verstreichen Sie eigenmächtig den Vertrag auf meine neue Adresse
>> übertragen wollen.
>>
>> Ich sehe keine gültige rechtliche Grundlage für Ihre Forderungen; ganz im
>> Gegenteil weigere ich mich mit Bezug auf das Datenschutzrecht, Ihnen weitere
>> Informationen zukommen zu lassen.
>>
>> Bitte kündigen Sie daher umgehend den Vertrag. Ansonsten sehe ich mich
>> gezwungen, den VKI und die AK Wien in diese Angelegenheit zu involvieren.
>>
>> MfG
Die Antwort kam von einer Kollegin des Herrn X:
laut Artikel 3 Pkt. 4. der Allgemeinen Bedingungen für Haushaltversicherungen (ABH 2009) gilt bei Wohnungswechsel innerhalb von Österreich die Versicherung während des Umzuges, dann in den neuen Wohnräumen, sofern der Vertrag nicht vor Beginn des Umzuges und mit Wirkung auf den Tag vor Beginn des Umzuges gekündigt wird.
Die Rechtzeitigkeit der Kündigung kann von uns erst überprüft werden, wenn uns ein entsprechender Nachweis für die Übersiedlung vorgelegt wird. Als Nachweis haben wir daher den behördlichen Meldezettel angefordert. Gerne akzeptieren wir auch andere geeignete Unterlagen (wie z.B. die Kopie der Auflösung des Mietvertrages), die den Entfall der Haushaltversicherung begründen.
Sollten wir keinen Nachweis für den Entfall der Haushaltversicherung erhalten, geht der Vertrag laut Artikel 3 Pkt. 4 der ABH 2009 auf Ihren neuen Wohnsitz über.
Ich bin kein Jurist; und ich habe auch keine Zeit, mich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Also habe ich fristgerecht – entgegen meiner datenschutzrechtlichen Bedenken – den Meldezettel übermittelt. Es strich wieder einige Zeit ins Land, bis man mir schriftlich mitteilte, dass ich die Auflagen für eine Kündigung meiner Versicherung anscheinend nicht erfülle – und um die Endgültigkeit dieser Entscheidung zu unterstreichen, schickte man mir zudem per Einschreiben eine Polizze für eine Haushaltsversicherung auf meine Adresse.
Ich brauche diese Versicherung nicht. Mein Vermieter hat schon eine. Ich will kündigen. Das wollte ich schon seit Juli. Juli… nun haben wir Oktober, und seit Monaten bucht die Ergo, meinen Kündigunsgversuchen zum Trotz, Versicherungsbeiträge von meinem Konto ab. Es ist scheinbar nicht möglich, diesem Verein zu entkommen – oder etwa doch? Wie gesagt: Ich bin kein Jurist. Aber die Experten beim VKI und der AK sehr wohl. Bin mal gespannt, was sie dazu zu sagen haben.
Back to school
Wer krank ist, der muss zum Arzt gehen. Also habe auch ich diesen Weg vergangene Woche auf mich genommen, als die 39,5 Grad Fieber schon gefährlich zu werden drohten. Zum Glück ist ein Mann in einer solchen Situation nicht auf sich selbst gestellt, mein Weg wurde von der lieben EUphemistin begleitet – in die Höhle des Löwen, also zur Ärztin, musste ich dann aber alleine.
Die Medizinfrau verschrieb mir dann auch gleich Tamiflu – davon gibt’s ja derzeit mehr als genug – und diverse andere Mittelchen für Husten und Schnupfen (obwohl ich gar keinen Schnupfen hatte, was die gute Frau aber für eine zu vernachlässigende Tatsache hielt). Abschließend fragte sie mich noch, ob ich einen Attest für den Arbeitgeber brauche – die Gretchenfrage bei Pauschalierten wie ich es bin.
Denn zwar bin ich auf dem Papier selbständig, tatsächlich sitze ich aber die üblichen 50 Stunden pro Woche im gleichen Büro – eine schriftliche Betsätigung, dass ich dem Tode nahe sei, würde sich also gut machen. Also: „Ja, bitte, brauch ich.“
Worauf flugs die Ärztin ihr Computer-Programm öffnete und das Formular suchte – das sie aber nicht fand. Denn ich bin ja SVA-versichert, also selbständig. Und Selbständige haben keinen Arbeitgeber, dem sie den Wisch vorlegen können. Zumindest auf dem Papier nicht. Stattdessen druckte sie mir das einzige aus, was in Kombination mit meiner Versicherung halbwegs passt: Einen „Attest für die Schule“.
Dort stand dann geschrieben, dass „der Schüler Mag. (FH) Stefan Helmuth Mey“, geboren 1982, an Unterricht, Schwimmunterricht und Turnunterrricht nicht teilnehmen kann. Die Belustigung im Freundes- und Kollegenkreis kann man sich vorstellen. Naja, irgendwas Wahres hat das schon: Im Fieberwahn fällt man schnell auf das geistige Niveau eines 16jährigen zurück, wenn man zu keiner anderen Tätigkeit als Fernsehen mehr fähig ist. Dieter Bohlen finde ich aber auch mit Grippe nicht lustig. Ehrlich nicht. Hust, hust.
Wieder vereint
Endlich ist die Zeit der Trennung vorbei, und ich bin wieder vereint mit der Liebe meines Lebens… nein, keine Frau – was denken Sie denn da? Die Rede ist freilich von meiner schnuckeligen kleinen Vespa LX50, die ich nach Diskussion mit einer guten Freundin auf den Namen „Chicitita“ getauft habe – keine Ahnung mehr, wie wir damals zu dieser Entscheidung kamen.
Chicitita hatte ich im Spätsommer zu einem Totalschaden gefahren. Nach einer verregneten Nacht waren die Straßen glatt, ich selbst im Stress, und den Kopf hatte ich voll wirrer Gedanken. Innerhalb von zehn Minuten bin ich zwei Mal ausgerutscht, habe beide Seiten komplett zerkratzt, bin selbst im Krankenhaus gelandet (am selben Tag aber noch in einen Flieger nach Amsterdam gestiegen – wie es so schön heißt: Was mich nicht umbringt, macht mich nur härter).
Daraufhin habe ich Chicitita ins Krankenhaus (respektive Faber-Werkstätte) gebracht und von einem Sachverständigen meiner Versicherung begutachten lassen. Der kam doch tatsächlich zum Schluss, dass die paar Kratzer insgesamt über 80 Prozent des Wiederbeschaffungswerts ausmachen, was als „wirtschaftlicher Totalschaden“ bezeichnet wird – fortan musste ich in Bezug auf Chicitita im Gespräch mit der Versicherung immer das Wort „Wrack“ verwenden, obwohl sie noch voll und ganz fahrtauglich ist.
Blöderweise ist mir ja kurz nach dem Doppel-Unfall die Geldbörse inklusive Führerschein gestohlen worden – ich konnte meine schwerverletzte Liebe also nicht mal abholen und nach hause bringen. Nun habe ich die Dokumente zum Glück wieder alle beisammen – nach vier Wochen Pause sind wir endlich vereint, haben heute Vormittag eine Tour vom 23. über den 1. bis in den 11. Bezirk gemacht – trotz miserablen Wetters ein wundervolles Gefühl.
Und weil wir nun endlich wieder „reunited“ sind gibt es zur Feier des Tages auch das passende Video von „Faith No More“. Alles Gute Schatz. Ich hab Dich vermisst.
Praktikanten und Paviane
Sommerzeit ist Praktikumszeit. Und so mancher studentische Leser dieses Blogs hat vermutlich soeben sein Juli-Praktikum absolviert oder beginnt heute sein August-Praktikum. Ganz arme Schweine haben sich den ganzen Sommer über verpflichtet, schuften ohne Aussicht auf Anstellung, Bezahlung oder Sozialversicherung; meistens besteht die Arbeit aus Kaffeekochen und Fotokopien machen – wovon in der Job-Description niemals die Rede gewesen ist.
Den ganz Verzweifelten unter Euch kann Pavian Jack als Vorbild dienen. Die Geschichte um den Primaten ist äußerst skurril: Er gehörte dem südafrikanischen Streckenwärter James Wide, der seinen Dienst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Uitenhage an der Bahnstrecke Kapstadt-Port Elizabeth der Cape Government Railways versah. Wide war beinamputiert; und sein Pavian schob den Rollstuhl nicht nur zur Arbeit, sondern bediente unter Aufsicht des Wärters auch die Hebel.
Anfangs war die Bahngesellschaft freilich skeptisch gewesen. Doch dann bekam er das, wovon viele Praktikanten träumen: Eine Anstellung inklusive Entlohnung von 20 Cent pro Tag und einer halben Flasche Bier pro Woche. Stressig muss die Arbeit aber auch gewesen sein: Nach neunjähriger Pflichterfüllung starb Jack im Jahr 1890.
Und da ich nun so gemein war, hier noch etwas rechtliche Hilfe für verzweifelte Praktikanten: Wenn Euch das Unternehmen zwingt, ohne Entlohnung anwesend zu sein und blödsinnige Arbeit zu machen, ist das nicht in Ordnung. Denn entweder sie geben Euch einen richtigen Arbeitsvertrag, bei dem Ihr zwar Erfüllungspflicht habt (also tun müsst, was man Euch befiehlt), dafür aber auch versichert und bezahlt werdet; oder Ihr habt einen so genannten „Volontariatsvertrag“, bei dem ihr weder Anwesenheits-, noch Erfüllungspflicht habt, dafür aber kein Geld verdient. Alles dazwischen ist eigentlich nicht in Ordnung, und Ihr könnt Euch darüber beschweren – vorausgesetzt, Euch ist ein positives Praktikumszeugnis nicht mehr so wichtig.
Wer sich den Ärger überhaupt ersparen möchte, fragt vor Praktikumsantritt, wie es eigentlich mit der Entlohnung und Versicherung aussieht. Geld gibt es seltsamerweise nämlich an Stellen, wo man es nicht erwarten würde: Während Siemens derzeit massiv Stellen abbaut, erzählte mir soeben ein Bekannter, dass sein Sohn dort im Rahmen seines Praktikums knapp 500 € verdient hat.
Da wäre sogar Jack neidisch geworden.