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Universität

Habemus Universitätsring

Den „Dr.-Karl-Lueger-Ring“ in Wien gibt es bald nicht mehr; stattdessen heißt er künftig ganz neutral und unpolitisch „Universitätsring“. Gebildete Menschen finden das gut. Woher ich das weiß? Weil ich im Lauf meiner akademischen Karriere ausreichend Zeit mit Mitarbeitern der Universität verbracht habe – und diese betonten stets, wie schwer ihnen die eigene Postanschrift das Leben machte. „Dr. Lueger mag vielleicht für seine großartigen Leistungen für die Stadt Wien bekannt sein“, sagte einst ein Professor in einer Publizistik-Vorlesung: „Aber auf internationaler Ebene ist er aber hauptsächlich bekannt als Vorbild Adolf Hitlers und Antisemit.“ Das ist im Schriftverkehr mit anderen Wissenschaftlern und Historikern dann schon ziemlich peinlich. Und eine Änderung wünschte man sich wirklich.

Mit Vorschlägen tat man sich aber stets schwer. Erstens stand die österreichische Parteipolitik immer zwischen der Universität und einer neuen Adresse; zweitens konnten sich die Kollegen untereinander nicht einigen. „Es gab mal den Vorschlag zu einem ‚Siegmund-Freud-Ring‘, aber da waren dann die Feministinnen dagegen, weil er sexistisch war“, sagte mir mal Peter Huemer – und fügte hinzu: „Ich habe mich dann aus der Diskussion heraus gehalten.“ Und damit war er nicht alleine: Irgendwie hatten wir alle schon längst resigniert.

Und nun ist es also doch soweit, und eigentlich sollten wir uns freuen. Tun aber nicht alle. Seniorenvertreter bezeichnen die Entscheidung etwa als „willkürlich“ und „unhistorisch“… wie bitte? Gewartet hat die Stadt auf diese Entscheidung etliche Jahrzehnte, und den Uni-Angestellten dürfte endlich ein Stein vom Herzen fallen. Hinzu kommt freilich wieder mal, dass das Hickhack der Parteipolitik beginnt; politische Gegner sehen ein gefundenes Fressen, der rot-grünen Regierung Dreck an den Kopf zu werfen – Wichtigste Forderung: Man solle gefälligst nicht auf dem armen Lueger rum hacken, sondern sich auch mal andere Straßennamen vornehmen.

Und damit haben sie zumindest teilweise recht.

Denn Wien wimmelt nach wie vor von von braunen Flecken, die man reinwaschen sollte – und eine Kommission der Universität prüft derzeit tatsächlich 4100 Straßennamen auf ihre politische Verträglichkeit. Hilfe dabei kann ich bieten; schließlich habe ich schon vor einiger Zeit die Nachlässigkeit Wiens und anderer österreichischer Städte mit der Aufarbeitung der Vergangenheit im Stadtbild beschrieben.

Wenn die Kommission fündig wird, sollte man dementsprechend tätig werden. Die Umbenennung des Ring-Abschnitts ist aber jedenfalls ein guter Schritt – und weitermachen könnte man gleich bei dem Platz am Ring, der drei Gedenktafeln, dem Hof, der Kirche, dem Brunnen, der Brücke, der zahlreichen Denkmäler und der Eiche, die ebenfalls den Namen des Antisemiten tragen. Es würde unserer internationalen Anerkennung gut tun.