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Messe

Indische Messen sind anders

Besuch einer indischen Messe, in Bombay. Messen bin ich gewohnt, sie sind Teil meines täglich Broterhaltens; indische Messen aber – so musste ich erfahren – sind anders als erwartet: Nicht ganz so indisch, wie sie sein könnten, aber auch irgendwie nicht ganz westlich. Das beginnt bereits mit dem Trennungspostulat: Während etwa auf dem Messegelände Hannover, auf dem alljährlich mit der Cebit eine der größten IT-Messen der Welt abgehalten wird, das Tagungszentrum von den Hallen nahezu umschlossen wird, sind in Indien die Messe und die parallel dazu laufende Tagung strikt getrennt: Erstere findet im „Bombay Exhibition Centre“ – quasi dem Messezentrum – statt, zweitere im teuren, aber feinen Leela Kempinsky Hotel.

Zuerst begebe ich mich auf die Tagung, um mein Wissen über Solarenergie – das Thema der Veranstaltung – aufzufrischen. Hier ist alles wie gehabt: Dunkler Raum mit halb-komatösen Managern werden mit Hilfe langweiliger PowerPoint-Präsentationen von viertel-motivierten Vortragenden in den Schlaf geredet; dazwischen gibt es Kaffee und außerdem ein Mittagessen – also eigentlich also so wie Zuhause. In der Mittagspause erfrage ich, wie ich denn zum Messezetrum komme und  erfahre, dass ein Shuttle-Bus fährt. Ich freue mich, und gehe an Bord – und bin recht einsam in diesem Groß-Bus, der sonst wohl für landesweite Nachtfahrten verwendet wird. Später steigen zwei weitere Fahrgäste zu – und so verballern wir zu dritt eine große Ladung CO2 auf dem Weg zur Messe, während wir uns zuvor über Umweltschutz mit Hilfe Erneuerbarer Energien informiert haben.

Einmal angekommen, schaut die Messe ebenfalls normal aus – auf den ersten Blick zumindest. Das sage ich dann auch den ersten Österreichern, deren Stand ich besuche, die daraufhin allerdings grinsend entgegnen: „Nach oben schauen darf man aber nicht“. Ich tue es trotzdem – und erblicke den Dämmschutz, ohne Verkleidung, dafür aber mit etlichen Spinnweben. Am anderen Ende der Halle, so stelle ich später fest, schläft ein Arbeiter in der Ecke; die Dekoration etlicher Stände ist gegen Ende des ersten Messetages noch nicht ausgepackt, Müll stapelt sich hinter den Verkleidungen, etliche Standbesitzer haben noch keine Flyer. Ein Messestand ist gänzlich unbewohnbar, weil der Trägerpfahl für die Hallendecke durch seine Mitte verläuft.

Der Bewohner eines österreichischen Stands schließlich hat den Schwarzen Peter gezogen: Er befindet sich unter einer undichten Leitung, und das Wasser tropft direkt auf seine Ausstellungsgeräte. „Zum Glück sind das Geräte für den Freiluftgebrauch“, sagt er lächelnd. Sie sind also wasserdicht; und daher ist es wurscht, dass sie die ganze Zeit angeregnet werden. Ganz im Gegenteil: Als ein vorbeigehender Inder fast im See neben dem Stand ausrutscht, deutet der Österreicher auf seine Geräte, sagt stolz „Wasserdicht!“ und kommt mit einem potentiellen Kunden ins Gespräch.

So hat er die Situation also ins Gute verkehrt – eine Improvisationskunst, die man nur bewundern kann, und die für Westeuropäer sehr ungewöhnlich ist: Die schlimmste Kombination, so sagte mir eine Kollegin am Vortag, ist die aus einem deutschen und einem indischen Manager: Der Deutsche plant gerne und rastet dann aus, wenn in letzter Minute noch ein Problem auftritt, es mangelt ihm an Improvisationstalet; der Inder hingegen lässt monatelang die Seele baumeln und improvisiert in letzter Minute, um das Projekt doch noch gelingen zu lassen – das sieht dann nicht immer schön aus, aber es funktioniert.

Entsprechend wird wohl auch die Messe am Ende ein Erfolg sein, denke ich mir beim Verlassen der Halle. Es werden in letzter Minute alle Flyer auftauchen, alle Deko-Gegenstände ausgepackt und alle Kunden überzeugt werden – die Inder kriegen das schon irgendwie hin. Mit dieser Erkenntnis nehme ich mir eine Rikscha zu meinem nächsten Termin, während bei strahlendem Sonnenschein ein Straßenköter genüsslich vor das Messegelände kackt.

Wie Twitter und FaceBook Geld verdienen könnten

Heute ist mein letzter Tag auf der IBC in Amsterdam. Zahlreiche Gespräche habe ich mit verschiedenen IT-Managern geführt; und dabei ist mir aufgefallen, dass sich ihre Gedanken um drei Schlagwörter drehen:

1. FaceBook

2. Twitter

3. iPhone (und nicht „Smartphone“, wie es korrekt wäre, sondern konkret das Apple-Produkt. Das iPhone ist somit für Smartphones das, was für Taschentücher das „Tempo“ ist… Respekt!)

Während Apple keine Probleme hat, sein iPhone zu monetarisieren, sind FaceBook und Twitter am kämpfen: Sie haben zwar viele User, aber niemand bezahlt sie; sie verdienen kein Geld. Und das, obwohl sich FaceBook gerade ein neues Büro angemietet hat (Danke an Tamas für den Link). Das Geld verdienen nicht die beiden Neulinge, sondern die Großen. Adobe etwa haben in einem Vortrag über die Monetarisierung von Video-Inhalten darüber gesprochen, über Verlinkungen in Social Networks die User auf die Videos zu locken und diese auf die Werbung klicken zu lassen, damit mehr Umsätze zu generieren… All die Konzern-Vertreter, mit denen ich gesprochen habe, haben mächtig Kohle. Und sie ziehen sich die User von FaceBook, um sogar noch mehr Kohle zu verdienen…

Mein Vorschlag:  Warum macht FaceBook mit den kommerziellen Website-Anbietern dieser Welt nicht einen Vertrag, dass sie an den Umsätzen beteiligt werden? Und damit meine ich nicht Werbung im klassischen Sinne – ich meine: Wenn ich als User ein YouTube-Video super finde und es mit meinen FaceBook-Freunden teile, dann wird FaceBook am YouTube-Umsatz beteiligt…

Ähm… Ups… Okay, vielleicht ist YouTube ein schlechtes Beispiel, da es selbst für Google nicht wirklich Geld abwirft. Aber an und für sich ist das doch ein brauchbares Konzept, nicht wahr?

Ein anderer Vorschlag wäre, dass jedes Mal, wenn jemand das Wort „FaceBook“ausspricht, er einen Cent an Herrn Zuckerberg überweisen muss. Das würde ihm nicht nur viel Geld einbringen, sondern auch mein eigenes Berufs- und Privatleben deutlich angenehmer gestalten.