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Hygiene

Ein Moment: Bauernschnäuzer

In Indien passiert es recht rasch, dass man sich eine Erkältung einfängt – bei 35 Grad Außentemperatur mag das absurd klingen, ist aber ein Faktum, zumal man stets zwischen den Welten hin- und herspringt, sich von einer heiß-feuchten Straße direkt in ein auf Arktis-Niveau herunter gekühltes Fünf-Sterne-Hotel begibt. Ich niese nicht selten.

In Europa führt dann der erste Weg zu einem Supermarkt, wo Taschentücher erstanden werden. In Indien gibt es in den Supermärkten Binden und Windeln, aber keine Taschentücher. Und in den Apotheken, da ist man vielleicht erfolgreich, aber nicht unbedingt. Wie wird das Rotz-Problem also gelöst?

Ort des Geschehens: Ein Hotel in Kemps Corner, Bombay. Davor steht ein junger Inder, er trägt eine Anzughose und ein Hemd. Dann niest er auf die Straße. Und anschließend führt er seine Hände zur Nase, rotzt genüsslich hinein und verteilt das Ergebnis durch Wedeln der Hände auf der Straße.

Die Wichtigkeit von Taschentüchern wird überbewertet.

Ein Moment: Baden im Meer

Mumbai. Eine Stadt, über deren Einwohnerzahl deutlich Uneinigkeit besteht. Sind es 15 Millionen? Oder bereits 20? Klar ist: Es sind deutlich mehr als die Gesamtbevölkerung Österreichs. Und sie entlassen ihre Fäkalien in den Indischen Ozean: Wenn man auf Google Maps die Satellitenansicht von Mumbai öffnet, sieht man eine braune Masse dort, wo eigentlich Wasser sein sollte. Das Meeresblau beginnt erst einige hundert Meter von der Küste entfernt.

Die Felsen an der Küste von Bandra, ein Teil Mumbais. Die Sonne steht tief, sie wird bald vom blauen Himmel Richtung versmogter Horiziont wandern und anschließend im braunen Meer versinken. Es ist romantisch, nichtsdestotrotz. Und ich spaziere an der Küste entlang, ordne meine Gedanken zu beruflichen Themen, während sich Menschen an den Felsen tummeln.

Es ist Ebbe, und die Flut hat in den Löchern der Felsen kleine Teiche hinterlassen. Während neben ihnen gewaschene Wäsche auf den Felsen trocknet und die Luft Bombays in sich aufsaugt, wäscht sich eine Gruppe junger Männer in einem der kleinen Teiche. Sie schmieren sich die Köpfe mit Waschmittel ein, bis sie komplett weiß und schaumig sind, dann nehmen sie das Wasser des Meeres mit beiden Händen aus der Pfütze auf, um es sich ins Gesicht zu leeren. Ihr Gesichtsausdruck wirkt erfrischt, während sie anschließend das Waschmittel unter den Achseln verteilen.

Ein paar Meter weiter lässt ein Kind die Hose runter und kackt in den Ozean.