Zum Inhalt springen

2013

Das Jahr des Klippenschliefers

Wer mich schon länger kennt, dem ist das Prozedere bekannt: Zu jedem Jahresanfang, wenn Weihnachtsstress und Silvester-Kater verflogen sind, blicke ich zurück auf die vergangenen 365 Tage und wage einen Blick in die Zukunft. Bisher verschickte ich stets PDFs an ausgewählte Personenkreise, doch diesmal gibt es stattdessen einen öffentlichen Blogbeitrag – aus technischen und organisatorischen Gründen, und weil Datenschutz angesichts der NSA-Affäre ohnehin eine Illusion ist.

Das Jahr 2013 war für mich das Jahr des Klippenschliefers. Für die Unwissenden: Der Klippenschliefer ist ein kleines, pelziges Tier, das in ganz Afrika lebt und auf den ersten Blick wie ein großer Hamster aussieht – in Wahrheit aber mehr mit dem Elefanten verwandt ist.

So sieht der Klippenschliefer aus:

image

Warum Klippenschliefer? Weil er 2013 in meinem Leben präsent war, indem er zwei Länder bewohnt, in die ich im vergangenen Jahr reisen durfte: Israel im Oktober, und Südafrika im Dezember. In Israel wandelte ich mit meiner Freundin Heike auf den biblischen Pfaden Jerusalems, spazierte durch die Wüste und badete im Toten Meer; in Südafrika feierte ich Weihnachten mit Freunden und Familie, und schaute Elefanten beim Essen zu.

Außerdem war ich zu Beginn des Jahres mit Heike drei Wochen in Thailand: Wandern im Norden und Sporttauchen im Süden. Bekanntermaßen reise ich gerne – und im Jahr 2013 habe ich mehr Fernreisen gehabt als jemals zuvor.

image
Über den Dächern Jerusalems

Wochenendtrips kamen im vergangenen Jahr ebenfalls nicht zu kurz – darunter ein mehrtägiger Trip mit Heike nach Rom, Peters Junggesellenabschied in Prag, meine Premiere beim Oktoberfest (Lederhosen-Bilder sind vorhanden, werden an dieser Stelle aber nicht veröffentlicht) und ein Ausflug nach Graz – da mein Freund und Wegbegleiter Wolfgang heiratete. Außerdem haben im vergangenen Sommer mein Freund Peter und Heikes Schwester Anke geheiratet.

image
Prag. So sieht es aus.

Beruflich konnte ich mich auch 2013 nicht über Arbeits- und Actionmangel beschweren. Das Leben eines Online-Journalisten ist geprägt von täglich neuen Geschichten und unzähligen Möglichkeiten, diese an die Leser weiter zu reichen. Inhaltliche Highlights waren sicher der Mobile World Congress in Barcelona, IFA und CeBIT in Deutschland, sowie Pioneers Festival und TEDxVienna in Wien – um nur wenige zu nennen. Außerdem habe ich mich neben Start-ups und IT thematisch mehr mit Volkswirtschaft und der Börse beschäftigt – auch nicht uninteressant.

Zudem habe ich 2013 mehr denn je das Konzept des „Cross Media Journalismus“ gelebt: Inhalte werden in mehreren, miteinander vernetzten Formen präsentiert, um sie für den Leser interessanter zu machen. So schreibe ich nun nicht bloß Texte, sondern produziere Videos und Bildergalerien, und verwandle lahme Excel-Tabellen in interaktive Grafiken. Das macht Spaß, und ich lerne stets Neues.

Indien in Wien

A propos Crossmedia: Mein nebenberufliches Projekt, das Buch „Indien 2.0 – Twitter im Tuk-Tuk“, erreichte 2013 neue Dimensionen. Im Eigenverlag erschien es nun auch auf Papier; zusätzlich gibt es eine App und eine YouTube-Playlist, die den geschrieben Content multimedial ergänzen. Auf dem von Wolfgang organisierten „ViennaHaat“ im Rochuspark konnte ich das Gesamtwerk auf einem Gemeinschaftsstand mit dem Fotografen Sebastian Buchner präsentieren – ein netter Abschluss des gesamten Projekts.

image
Mein Stand am ViennaHaat: Klein, aber fein.

Weitere Experimente, die ich 2013 initiierte, inkludierten etwa eine eigene T-Shirt-Kollektion („sudo statt sudern“), ein neues Event-Format („Parkcamp“) und eine virtuelle Wetterstation, die mich im Piratenjargon warnt, wenn es regnet. Kommerziell erfolgreich war keines dieser Projekte, aber Spaß haben sie allemal gemacht. Für die, die es interessiert: Details dazu – und auch zu meinem Buch – gibt es auf meinem Blog.

Ein gutes Jahr

Summa summarum also ein gutes Jahr, und ein formidabler Ausgangspunkt für die nächsten 365 Tage. Vermutlich werden mich wohl auch 2014 spannende Reisen – der erste Kurztrip ist bereits geplant -, interessante berufliche Themen und neue Projekte begleiten – an Ideen mangelt es jedenfalls nicht.

Ansonsten wünsche ich mir und allen Lesern, die bis zum Ende des Textes durchgehalten haben eine gute Beziehung, glückliche Familie, tolle Freunde, Gesundheit und berufliche Erfolge. Und sollte es mal nicht so rosig laufen, dann orientiert Euch am eingangs erwähnten Klippenschliefer – denn der wird schon in der Bibel erwähnt als ein Wesen, das zwar körperlich schwach ist, durch seine Intelligenz, Hartnäckigkeit und Anpassungsfähigkeit aber auch unter widrigen Umständen überleben kann.

In dem Sinne: Viel Erfolg im neuen Jahr. Und bis bald.

Verfrühte Neujahrsvorsätze

Es ist wieder mal so weit: Das Jahr nähert sich dem Ende, und ein frisches 2014 steht vor der Tür – inklusiver all der Chancen, Risiken, Hoffnungen und Ängste, die dazu gehören. Und auch inklusive der Neujahrsvorsätze, die wir uns setzen werden: Mit dem Rauchen aufhören. Weniger trinken. Mehr Zeit für Freunde und Familie nehmen. Aber ehrlich gesagt: Das funktioniert eh nicht.

Warum? Weil der zeitliche Horizont zu groß ist. Wenn wir uns vornehmen, innerhalb von zwölf Monaten ein großartiges Projekt auf die Beine zu stellen, dann sind wir im Jänner erst mal frustriert, weil nichts weiter geht, machen anschließend was anderes, stellen irgendwann im Frühjahr fest, dass wir noch viel Zeit haben, haben am 1. Juli Stress, weil schon das halbe Jahr vorbei ist, verbringen trotzdem den ganzen Sommer mit schöneren Dingen als dem In-den-Griff-kriegen unseres Lebens, erkennen im Herbst, dass es zeitlich schon äußerst knapp wird – und kapitulieren schließlich zu Jahresende. Eine ziemlich frustrierende Angelegenheit, das Ganze.

Viel besser ist das, was mir ein Freund mit vor ein paar Jahren empfohlen hat: Statt Vorsätzen am 1.1. zum neuen Jahr lieber kurz vor Jahresende festlegen, was man bis zur Silvesternacht geschafft haben möchte – dann gibt es nämlich sogar tatsächlich etwas, worauf man stolz sein kann. Mit diesem Konzept ist der Freund damals gut gefahren; zum Beispiel hat er sich – wie zuvor lange geplant – eine neue Wohnung gesucht, in die er gleich zu Jahresanfang gezogen ist. Das wirklich Schöne daran: Im ekligsten, fadesten und frustrierendsten Monat des Jahres – dem Jänner – kann man sich dann zurück lehnen und erst mal den Erfolg genießen. Also: Was habt Ihr in diesem Jahr noch so vor?

museum_archives

So, und nun folgt  – nach den Lebensweisheiten – noch ein wenig Werbung: Besagter Freund ist dabei, seinen ersten abendfüllenden Kinofilm fertig zu stellen (ich wünsche mir, dass er es noch 2013 schafft) und rührt schon mal ordentlich die Vertriebs-Werbetrommel – auf Cinecrowd.nl kann man via Crowdfunding eine DVD oder Blu-Ray ergattern.

Nun folgt noch ein kleiner Link zum Trailer – und wenn Ihr den fertig geschaut: Ab, los, zack-zack an’s Werk! Euch selbst zuliebe.

Hurra, wir sterben bald!

Print ist bald tot. Eine Branche geht den Bach runter. Das große Mediensterben. Wir sind alle bald arbeitslos… Wie oft habe ich diese Sätze im vergangenen Jahr nicht gehört? Wie oft musste ich mir nicht anhören, dass ich bald auf der Straße sitze? Dass es für mich keine Zukunft gibt? Und war dabei nicht auffällig, dass diese Aussagen gerade aus jenen Ecken kommen, wo entweder hoffnungslose Fadesse herrscht oder das Platzen der nächsten Irgendwas-Blase kurz bevor steht? Hey, hier ein kurzes Status-Update: Wir leben noch. Und, ehrlich gesagt: Ich möchte jegliches Gejammer rund um meine Branche nicht mehr hören; ich habe die Schnauze voll von Naseweisen, die sich einbilden, mich und meinen Beruf besser zu kennen als ich selbst. Menschen, die das Feuer der Angst zusätzlich anfachen.

Denn wohl kaum eine Branche ist so selbstreflektiert wie die meinige. Wenn etwas passiert, dass uns selbst betrifft, dann wird das nicht nur mit Interesse aufgefasst, sondern gleich mit reißerischer Headline publiziert und marktschreierisch verbreitet. Dadurch hat sich eine absurde Form der „Self Fulfilling Prophecy“ entwickelt – in den vergangenen Monaten war vermehrt in Medien über Medien zu lesen, weshalb sich mehr Medien Gedanken über sich selbst gemacht habe. Und nicht selten lautete die Folgerung: Ach du heilige Scheiße – wenn es die trifft, kann es mich dann auch treffen? Verstärkt wird dies durch externe Aussagen von selbst ernannten Experten, die uns das Ende der Zeitung prophezeien. Woher sie das wissen? Na, eh klar: Aus der Zeitung.

Diese Situation hat viele Menschen in der Informations-Branche in die Bewegungsunfähigkeit getrieben. Wir sitzen da wie das Kaninchen vor der Schlange, gelähmt vor Panik – unfähig, neue und innovative Ansätze auszuprobieren aus Angst, einen Fehler zu machen. Dadurch ist Arbeit nach Schema F noch möglich; zugleich stehen wir aber vor dem Problem, dass Sich-Nicht-Bewegen Stillstand bedeutet. Und Stillstand, das wusste schon Herbert Grönemeyer, ist bekanntlich der Tod.

Mag sein, dass es unserer Branche wirklich nicht mehr so gut geht wie früher. Dass es eine gewisse Bereinigung am Markt gibt. Aber das heißt nicht, dass wir nun in Depressionen versinken müssen. Unter Hedonisten- und zu dieser Gattung Mensch zähle ich mich durchaus – herrscht nämlich das Credo, man solle jeden Tag so leben, als sei er der letzte. Und das macht Sinn, denn nur so kommt man dazu, das Leben zu genießen und jene Dinge zu machen, die man am liebsten macht.

Und so – oder so ähnlich – sollten wir auch arbeiten. Im kommenden Jahr möchte ich als Journalist so agieren als sei es mein letztes Jahr in der Branche. Möchte die Dinge tun, die ich schon immer tun wollte – und so tun, als sie dies meine letzte Chance dazu. Die Live-Berichte müssen dann noch flotter, multimedialer und sozialer werden. Die Reportagen müssen abgefahren sein und neuartige Dinge beleuchten. Blogs und Kommentare müssen bissiger, aggressiver und mutiger sein. Und was dann ganz nebenbei entsteht ist das, was den Journalismus retten kann: Gute Inhalte statt langweiligen Einheitsbreis – sowie in Folge eine treue Leserschaft, die weiß: Hey, der Typ macht seinen Job, weil er ihn verdammt nochmal liebt. Und das spürt man.

Denn, ja: Ich bin von Herzen gerne Journalist. Einen besseren Job kann ich mir nicht vorstellen. Und auch wenn ich 2013 so tun möge als sei jede Reportage meine Henkermahlzeit – in Wahrheit hoffe ich, dass ich diesen Beruf noch lange ausüben kann. Allen apokalyptischen Prophezeiungen zum Trotz.