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Die Welt | the world

24 Stunden in Wien

Morgens, 4 Uhr, in Wien.

Ich bin putzmunter, kann nicht mehr einschlafen. Also meditiere ich noch ein wenig, schreibe die ersten 700 Wörter meines NaNoWriMo-Romans, bewundere den Sonnenaufgang über den Dächern Ottakrings und frühstücke ausgiebig, bevor ich mich in die Arbeit aufmache. Logisch eigentlich, dass ich nicht mehr schlafen kann; denn nach meiner inneren Uhr ist es bereits 11 Uhr morgens, Zeit für’s Frühstücksbuffet.

Am Vorabend ist der Bär nicht sonderlich lange gesteppt. Bereits um 21 Uhr (4 Uhr morgens in Bali) bin ich in die Federn gekippt. Gemeldet habe ich mich bei keinem meiner Freunde; nur Tina – die den Fehler gemacht hatte, mich anzurufen – hat sich meine gesamten Bali-Erfahrungen ausführlich anhören müssen. Die Arme.

Ansonsten wieder mit harter österreichischer Bürokratie konfrontiert worden: Nach zwei Stationen Fahrt mit der S-Bahn wurde ich kontrolliert; und weil meine aktuelle Jahreskarten-Marke nicht eingeklebt war (die lag nämlich im Postkasten meiner neuen Wohnung), musste ich am Folgetag ein Mail schicken. Verwaltungsnummer vergessen – also gleich ein zweites Mail hinterher. Post vom Finanzminister, der wieder Geld von mir haben wollte, war auch in meiner Snailmail-Inbox. Nur nichts von der SVA – ein sehr ungewöhnliches Verhalten für die kleinen Blutsauger.

Zeitsprung. Heute Vormittag im Büro: Die Anzahl der Emails in meiner ohnehin stets überfüllten Inbox lässt sich nicht mehr erfassen; immer, wenn ich ausreichend gelöscht habe, rücken neue nach. Normalerweise lese ich Mails, indem ich die Maus in der rechten Hand halte und den linken Zeigefinger auf der „Entf“-Taste habe – diesmal lass ich die rechte Hand gleich ganz weg.

Und dann: Döner. So rassistisch und engstirnig Österreich auch ansonsten ist, eines muss man ihnen lassen: Die Immigranten machen hier hervorragenden Kebap, deutlich besser als das komische Ding, das ich vor drei Wochen in Kuala Lumpur gegessen habe. Was wäre Österreich bloß ohne so wundervolle Menschen wie meinen Döner-Mann? Manches hat man vermisst, ohne zu wissen, dass man es vermisst hat.

Tja, und nun ist es halb drei. Zumindest in Wien. In Bali hingegen ist es halb 10; und das bedeutet, dass meine innere Uhr Lust auf ein Bintang hat. Aber das käme im Büro erstens nicht so gut an – und zweitens schmeckt das ohne weiße Strände nur halb so gut.


Bali (9): I’ll be back

Selbst die längste Reise hat irgendwann ein Ende, und somit auch diese: Mit ausgestreckten Beinen liege ich am Flughafen von Kuala Lumpur, während ich auf das Flugzeug warte, das mich via Dubai zurück nach Wien bringt.

Nach hause.

Auch wenn ich das Reisen und den Kontakt zu fremden Kulturen liebe, freue ich mich nun auch wieder auf jene Stadt, die ich als Zuhause bezeichnen kann. Freue mich auf liebe Menschen, mit denen ich in den vergangenen Wochen höchstens virtuell Kontakt gehabt habe, sowie auf verschiedene Aufgaben: Das Herrichten meiner neuen Wohnung, Musizieren, Schreiben – sogar auf meinen Daytime-Job freue ich mich geradezu, und wer kann so etwas schon von sich behaupten?

Ohne Zweifel: Über den energielosen Zustand, unter dem ich die letzten Wochen vor meiner Abreise gelitten habe bin ich nun hinweg; Faulenzen und Sonne haben meine Batterien wieder aufgeladen. Nun bin ich fit, und offen für neue Aufgaben – nicht zuletzt war das ja das Ziel der ganzen Sache.

Somit freue ich mich auf ein Wiedersehen mit Euch, den liebsten Wienerinnen und Wienern – vielleicht auf eine asiatische Nudelsuppe am Naschmarkt? Dann aber bitte kombiniert mit Ottakringer; von fernöstlichem Bier habe ich nämlich vorerst die Nase voll.

Bali (8): Faulheit deluxe

Mittlerweile sind wir wieder in Kuala Lumpur, unsere Reise wird in zwei Tagen vorbei sein. Während wir hier sitzen und an unseren Kaffees nippen, überlegen wir, ob wir der geneigten Leserschaft etwas Nennenswertes aus Seminyak berichten können. Hm… Keine leichte Aufgabe.

Seminyak ist quasi das bessere Kuta. Liegt neben der Partymetropole, ist aber in jeder Hinsicht teurer: Gehobene Hotels, wenig offene WLANs, wenig Fastfood. Es gibt schicke Bars und den größten Club Balis, den wir auch besuchten – aber seien wir uns ehrlich: Wo die Sonne tief steht, werfen auch Zwerge große Schatten. Da habe ich an anderen Orten schon tollere Partys gesehen.

Ansonsten: Viele Pauschaltouristen in unserem Hotel, die sich zu Barbecue mit Kecak-Performance überreden ließen, davor noch rasch am Strand eine gefälschte Rolex kauften.

Fazit: Ich für meinen Teil hielt es für sinnvoll, die letzten Tage auf Bali mit Faulenzen am Pool zu verbringen, statt mich mit sozialen Kontakten zu quälen oder sonst irgendwie aktiv zu werden. Außerdem hab ich in meinem Hinduismus-Buch geschmökert, als Vorbereitung auf NaNoWriMo (ja, auch dieses Jahr versuche ich es wieder…).

Zu FunkyMikes Ehrenrettung sei gesagt, dass er mit dem Gedanken an Surfen gespielt hat. Aber daraus wurde dann doch nichts. Warum das so war, erklärt er Euch gerne selber.

Bali (7): Mit Haien tauchen – oder was?

Vor circa einem Jahr habe ich eine so genannte „Lebensliste“ gemacht, auf der Dinge stehen, die ich in meinem Leben unbedingt machen möchte. Zugegeben, die Liste ist etwas unvollständig: Da sich die Punkte „eine glückliche Ehe führen“, „einen Sohn zeugen“ und „ein Haus bauen“ nicht darauf befinden, habe ich beschlossen, die Lebensliste in „Dinge, die ich am Besten getan haben sollte bevor ich 30 bin-Liste“ umzubenennen und die zuvor erwähnten Punkte hinzu zu fügen, wenn die Zeit dafür reif ist.

Was steht auf dieser Liste? Punkt 1: Mit Haien tauchen.

Letztes Jahr in Thailand war ich diesem Ziel schon sehr nahe gewesen, habe es aber verfehlt. Obwohl es dort eigentlich recht viele Meeres-Jäger gibt. In Gili Trawangan wollte ich mein Ziel erreichen, war insgesamt vier Mal in der Unterwasserwelt.

Die meisten Mit-Taucher hatten schon Haie gesehen, auch hier. Ein Einheimischer hatte sogar beim Schnorcheln in Strandnähe einen entdeckt, als er eigentlich eine Meeresschildkröte füttern wollte. Die gepanzerten Viecher sind hier eine regelrechte Plage; haben beim Tauchen circa zehn gesehen, wie sie gemächlich durch die Unterwasserwelt schweben oder Korallen anknabbern. Auch gesichtet: Lionfish, Oktopus, Seenadeln und ein Haufen großer Fische, deren Namen ich nicht kenne. Funkymike hat auch einen Rochen gesehen. Nur die Haie fehlten.

Bis plötzlich – Funkymike war schon an der Oberfläche – der Divemaster Alarm schlug: HAI! Er zeigte in Richtung dunkles Blau, und wir flosselten eifrig hinterher, um dem Tier näher zu kommen – der Jäger wurde im wahrsten Sinne des Wortes zum Gejagten.

Doch, machen wir uns nichts vor: Er war dann auch schon wieder fort. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich gesehen habe – oder nur eine Illusion davon. Wohl eher nicht – aber zu meinem Trost knabberte wieder ein paar Meter unter mir eine gewaltige Meeresschildkröte gemächlich an ein paar Korallen.

Frage ist jetzt: Kann ich diesen Punkt nun auf der Liste abhaken? Denn das Ziel war ja, MIT Haien zu tauchen – nicht, welche zu sehen. Aber andererseits: Sich selbst zu belügen macht ja auch keinen Spaß.

Bali und so (6): Zehn lustige Fakten zu Gili Trawangan

1. Es gibt keine Hunde auf Gili Trawangan. Entsprechend gibt es hier extrem viele, super-putzige Katzen.

2. Auch andere Lebewesen, die sich sonst vor Hunden fürchten gibt es hier zuhauf.

3. Viele Einheimische wollen Dir nichts verkaufen, sondern einfach nur mit Dir reden. Weil sie Dich nett finden. Für erfahrene Asien-Urlauber ist das sehr verstörend.

4. Bauarbeiten werden nachts durchgeführt.

5. Die Hähne sind blöd. Sie krähen nicht nur morgens, sondern den ganzen Tag und die ganze Nacht.

6. Es gibt überall WLAN. Und Handy-Empfang. Hallo, digitales Zeitalter.

7. Reggae ist auch hier sehr beliebt. Und es gibt Rastafari. Man könnte meinen, das alles sei hier erfunden worden.

8. Es gibt auch ein indisches Restaurant und mindestens ein Irish Pub. Und Pizzerien. Gut und günstig indonesisch essen kann man abseits des Strands.

9. Es gibt auch ein Café Mozart. Dort werden Schnitzel und Strudel serviert. Und, nein: Wir haben nicht dort gespeist.

10. Und es gibt einen Aldi. Wirklich. Es ist aber kein offizieller Aldi, sondern ein normales Kiosk. Der Sohn des Besitzers heißt aber Aldi, und deshalb hat er seinen Shop ebenfalls so benannt. Wie wohl seine anderen Kinder heißen? Billa, Spar und Zielpunkt?

Bali und so (5): Das bessere Bali

Wer an Bali denkt, hat weiße Strände, türkisblaues Waser und pure Entspannung im Kopf – Dinge, die man in der Massentourismus-Hochburg Kuta vergeblich sucht. Das „bessere Bali“ in dem Sinne liegt hingegen gar nicht auf der Insel selbst, sondern östlich davon: Gili Trawangan, eine kleine Insel vor Lombok. Hier leben knapp über 1000 Menschen, die allesamt gerne Reggae hören und das Leben genießen. Die Strände sind super-weiß, das Wasser knallig blau. Und wer sich eine Schwimmbrille aufsetzt und ein paar Meter durch das (ohne Übertreibung!) badewannenwarme Wasser strampelt, sieht allerlei Fisch-Getier. Traumhaft.

Freilich ist man auch hier nicht alleine, Touristen gibt es überall. Aber es gibt keine Autos, und auch keine Scooter. Die einzigen Fortbewegungsmittel sind Fahrräder, Pferdekutschen und die eigenen Füße. Setzt man diese in Bewegung und umrundet die Insel, so findet man auch einsame Flecken, die noch nicht mit Hotels zu gebaut sind. So circa stell ich mir das Paradies vor.

In dieser Umgebung haben wir uns eine seltsame tropische Krankheit zugezogen. Die Symptome: Extreme Faulheit, uns ist ständig heiß und die Haut hat eine seltsame, bräunliche Farbe angenommen. Gestern waren wir sogar zu faul zum Ausgehen und Biertrinken – und spätestens nun sollte klar sein, dass irgendwas mit uns nicht stimmt. Ich glaube, die Krankheit hat auch einen Namen: Urlaub. Gut, dass wir uns dagegen nicht haben impfen lassen.