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Schutzlos ausgeliefert: Tag 4

„Bei uns im Haus sind wir die einzigen, deren Keller keine Sicherheitstür hat – zugleich sind wir auch eine der wenigen Haushalte, bei denen die Kellertür noch nicht aufgebrochen wurde“, meint eine Kollegin als schöne Metapher auf meinen Versuch, eine Woche ohne Virenscanner und Firewall unterwegs zu sein. Allerdings: Ein Keller ist ein Keller und daher schwer einsehbar; wäre die Situation wohl die gleiche, wenn ihr Auto das einzige in der Straße ohne Alarmanlage wäre?

Immerhin meinte der Symantec-Experte Candid Wüest ja bereits in meinem letzten Posting, dass weniger direkte Attacken auf den User stattfinden, sondern sie sich beim Besuchen infizierter Homepages einen Trojaner holen – laut Wüest werden pro Tag 13.000 Websites infiziert. Oder, anders ausgedrückt: Wenn ich mir einen Umhang aus Gold fertigen lasse und damit allein in meiner Wohnung sitze, ist es wurscht – spaziere ich damit durch Brooklyn, so habe ich ein Problem.

Also, meine gestrige Mission: Mehr surfen. Somit war ich gleich in der früh auf den Technik-Blogs diverser US-Medien und habe mir zusätzlich ein paar YouTube-Videos rein gezogen. Denn: „Auch Plugins wie der Flash Player können Einfallstore für Schad-Software sein, wenn sie nicht up-to-date gehalten werden“, sagte mir Karl Novak, Sicherheitsexperte beim Detektivbüro MSI.

Und dann noch ein besonderes Surf-Schmankerl: Die Website eines Kollegen inklusive Webshop, auf die ihm zufolge „viele Russen zugreifen“. Da ein Großteil der Schadsoftware aus Russland und China kommt, könnte ich mich hier erfolgreich anstecken. Am Abend habe ich dann noch die Seite www.party.at besucht, um abendliche Aktivitäten in Erfahrung zu bringen, sowie Artikel in der Wikipedia gelesen. Somit endete mein Surf-Tag.

Übrigens, falls sich ein potenzieller Einbrecher Hoffnung gemacht hat: Das Kellerabteil der Kollegin ist zwar schwach gesichert – ein Einbruch lohnt sich aber nicht, da sich dort kaum Wertsachen befinden, versichert sie mir.

Im Selbsttest ist Stefan Mey eine Woche ohne Virenscanner und Firewall unterwegs. Der Versuch läuft bis kommenden Montag; das Ergebnis wird kommenden Dienstag in der Print-Ausgabe des WirtschaftsBlatt veröffentlicht.