Stefan Mey

Seien Sie kein iDiot!

(c)Flickr/Veronika Belmont
(c)Flickr/Veronika Belmont

Vor ein paar Wochen habe ich ein Interview mit Ed Chi geführt, der als wissenschaftlicher Berater bei Google arbeitet (wen es interessiert: unter diesem Link geht es zum Artikel „Smartphones sind noch ziemlich dumm“). Am Rande erwähnte Chi, dass Telekom-Unternehmen zur Markteinführung des Telefons eine Anleitung zur Telefon-Etikette mit lieferten: „Der Gesprächspartner kann Sie nicht sehen“, stand da etwa: „Sagen sie also immer, wer Sie sind, wenn Sie jemand anrufen.“

Diese Verhaltens-Standards für Festnetz-Telefonie haben sich durchgesetzt. Und auch bei Mobiltelefonen spricht sich rum, was erlaubt ist und was nicht: Die Zahl jener Straßenbahn-Fahrgäste, die lautstark alle Klingeltöne durchtesten, hat nachgelassen. Nachholbedarf gibt es aber noch bei einer jüngeren Produktkategorie: Den Tablet-PCs.

Denn neben anderen nervraubenden Dingen auf Geschäftsreisen (die man unter diesem Link nachlesen kann) sind vor allem jene Mitreisende unerträglich, die ihren Tablet zur Schau tragen und nicht verstehen, dass dies niemanden interessiert – sie sind Idioten mit iPads, oder auch: iDioten.

Ich halte es daher für notwendig, ein paar Benimm-Regegeln für Tablets aufzustellen. Hier eine vorläufige Liste, die noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

1.  Ton abdrehen

Sie haben gerade einen neuen Rekord bei „Angry Birds“ aufgestellt? Sie können das aktuelle Bundesliga-Spiel per Livestream schauen? Schön für Sie. Aber drehen Sie bitte den Ton ab, oder verwenden Sie wenigstens Kopfhörer. Es interessiert niemanden, dass Sie gerade ein neues Katzen-Video auf YouTube entdeckt haben. Nicht im Büro, nicht in der Wartehalle des Flughafens. Nirgends. Nie.

2. Keine Fotos

Tablet-PCs haben Kameras, daher kann man damit auch fotografieren – richtig? Nein. Denn die Kameras der Tablet-PCs dienen vor allem dazu, verschiedene Augmented Reality-Anwendungen und das Scannen von QR-Codes zu unterstützen. Für Fotos sind selbst die Kameras der besten Geräte zu schlecht – das haben aber leider viele Tablet-Besitzer nicht verstanden, weshalb sie durch Kirchen und Museen mit ihren überdimensionalen Billig-Kameras rennen, um sich anschließend zuhause über die miserable Qualität zu wundern. Sparen Sie sich diese Enttäuschung: Machen Sie die Fotos lieber mit einer echten Kamera oder einem Smartphone.

3. „Schau! Schau! Meins, meins!“

Im Jahr 2010, als das iPad noch neu war, waren die ersten Besitzer die Helden auf jeder Tech-Konferenz. Das hat sich inzwischen geändert; Tablets sind vor allem unter Managern längst Usus und reißen niemanden mehr vom Hocker. Ganz im Gegenteil: Wenn der Riesen-Bildschirm auf den Besprechungstisch geklatscht oder das Gerät beim Flanieren zur Schau getragen wird, dann zeugt das lediglich von einem heftigen Minderwertigkeitskomplex. Dass ich nicht falsch verstanden werde: Jeder hat Verständnis dafür, dass Sie ein Arbeitsgerät brauchen und ein Tablet-PC Ihre Effizienz erhöht – aber bitte wahren Sie dabei Würde. Ein Tablet-PC ist toll, aber er ist kein Angeber-Gerät.

4. Platz für Ihre Vorschläge

Habe ich etwas vergessen? Ganz gestimmt! Was nervt Sie am meisten in Bezug auf Tablet-PCs? Schreiben Sie mir doch bitte Ihre Meinung. Danke.

Zum Zweck der Effizienz-Maximierung ist dies ein Cross-Posting mit wirtschaftsblatt.at, der Website meines aktuellen Arbeitgebers.

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