Eine der größten Zukunftsvisionen aller Zeiten sind kommerzielle Raumflüge für jedermann, also Urlaub im Weltall. Und diese Vision wird realistischer, nachdem bereits verschiedne Unternehmen – darunter Virgin – Tickets für einen kurzen Ausflug in den Orbit verkaufen. Hier zahlt der Kunde einen guten Batzen Geld dafür, dass er ein paar Minuten in der Schwerelosigkeit verharren kann – aktuell nur für Multimillionäre eine spannende Option.
Doch die Vision der Anbieter geht über dies hinaus. In Zukunft, so heißt es, sollen Raumschiffe die bestehenden Linienflüge ersetzen. Dies geschieht, indem das Raumschiff in den Orbit aufsteigt und hier die Erde umfliegt – da kein Luftwiderstand herrscht, soll Energie ebenso wie Zeit gespart werden: Ein Flug von Wien nach Australien, so die Vision, soll in zwei Stunden möglich sein. Das klingt spannend, wirft aber Fragen auf.
Interessant wird es nämlich, wenn man auch in die umgekehrte Richtung nur zwei Stunden braucht, also ruckzuck von Australien nach Europa kommt: Denn dann ist die Flugzeit geringer als die Zeitverschiebung. Bedeutet das folglich, dass man die Zeit überholt? Eine Zeitreise macht? Kommt man dann in der Vergangenheit an, und kann man sich dann selbst anrufen? Vermutlich nicht. Aber werbetexterisch ließe sich das gut ausschlachten: „Mittagessen in Melbourne, Frühstück in Berlin“ wäre ein denkbarer Slogan.
Eine andere Frage ist jene der Gesundheit. Denn wie ich kürzlich bei einem Flug von Wien nach Bangkok feststellen musste, tut es ganz schön in den Ohren weh, wenn man mit Erkältung in einem Jumbojet sitzt – und es ist davon auszugehen, dass sich diese Schmerzen beim Eintritt in die Erdatmosphäre im Rahmen eines Orbitalflugs vervielfachen. Explodiert dann der Kopf? Tod durch Schnupfen? Darf man mit Erkältung dann noch fliegen? Und wer haftet bei Abbruch? Zur Not muss man dann wohl doch mit dem Zug auf Urlaub fahren statt mit dem Raumschiff – an den Neusiedler See statt auf die Andamanen. Ist ja auch ganz nett. Und den Jetlag spart man sich sowieso.