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Zwischen den Welten

Es ist eine Frage, die mir in letzter Zeit öfters am Telefon gestellt wurde, während ich gerade in der U-Bahn saß, ebenso wie auf Networking-Veranstaltungen als Smalltalk-Thema oder zum ungezwungenen Eisbrechen bei einem oberflächlichen Gespräch: „Und? Ist es hart, sich nach fünf Monaten Indien wieder in Wien einzugewöhnen?“. Die Antwort auf die Frage lautet: Ja.

Ja, selbstverständlich ist das nicht lustig. Natürlich ist es schwierig, nach fünf Monaten Leben und Arbeiten in einem wilden, verrückten, bunten Land sich wieder in österreichischen Alltag einzugliedern. Etwas anderes zu behaupten wäre schlichtweg gelogen; und ich habe mich in den vergangenen Wochen nicht selten wegen Kleinigkeiten auf die Palme bringen lassen, war öfters mal schlecht gelaunt und habe das an den falschen Menschen ausgelassen – ein Verhalten, das der Kulturforscher Hofsteede als „umgekehrten Kulturschock“ bezeichnet: Anfangs bist Du total euphorisch, dass Du all Deine Freunde siehst, wieder Schnitzel essen und richtiges Bier trinken darfst und Dir in der Straßenbahn niemand ins Gesicht rülpst; dann stellt sich aber der Alltag ein, und man fällt in ein tiefes Loch voller Zweifel und Unzufriedenheit; und erst nach einiger Zeit pendelt sich alles wieder ein, und man fühlt sich in der Heimat wieder zuhause.

Ich befinde mich nun in der letzteren Phase. Gliedere mich langsam wieder in mein eigenes Leben ein. Und das ist gut so; denn ich habe einen Traumjob, eine wundervolle Freundin und wirklich gute Freunde – eigentlich möchte ich mit niemand tauschen. Mein Alltag ist super. Allen Menschen, die meine Stimmungsschwankungen in den vergangenen Wochen  aushalten mussten, schulde ich eine Entschuldigung.

Dennoch: Der langsamen Eingliederung in den Alltag zum Trotz lasse ich nicht komplett von meinem alten Leben los. Denn zwar haben mich etliche Freunde, Bekannte und Kollegen in den letzten Wochen aufgefordert, zu erzählen, „wie es denn so war in Indien“ – aber es gibt zu viel zu berichten, als dass es in einzelnen Gesprächen komplett eingefasst werden könnte. Ich habe verstanden, dass ich von niemand erwarten kann, sich wochenlang Geschichten über die ComicCon in Delhi oder Meditationen in Auroville anzuhören – schließlich hat jeder Mensch sein eigenes Leben. Entsprechend werden meine Erfahrungen schriftlich festgehalten: An meinem ersten Buch schreibe ich nach wie vor; und einzelne Kapitel werden sich in den kommenden Wochen immer wieder auf diesem Blog wiederfinden – parallel zu Erfahrungen aus meinem Daytime-Job, Gesuder über Technik und Berichten von verrückten Startup-Konferenzen.

Somit sei auch der neue Slogan dieses Blogs – „Zwischen den Welten“ – erklärt: Ja, ich bin wieder in Wien, arbeite jetzt bei der größten Wirtschafts-Tageszeitung des Landes, schreibe hier über Geld und Technik. Und: Ja, ich veranstalte in zwei Wochen das phantastische IndiaCamp, gemeinsam mit Wolfgang Bergthaler. Und: Ja, ich hänge after Work öfter mal auf Startup-Konferenzen, im Treibhaus, im sektor5 oder im Hub rum, weil mich die dort arbeitenden Menschen einfach interessieren. Und: Ja, verdammt, ich werde noch immer über Indien schreiben – weil es schlichtweg eine Schande wäre, dies nicht zu tun.

Das alles ergibt einen bunten Mix aus verschiedenen Welten, und ich stehe irgendwo dazwischen – was das bedeutet, beschreibe ich auf diesem Blog; über Leserschaft freue ich mich freilich – und hoffe, dass ich Eure Erwartungen nicht enttäusche.