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Während ich auf Urlaub war, hat Der Wolf ein Buch geschrieben

Während ich in den vergangenen Wochen am Strand Goas gelegen bin, durch die Backwaters von Kerala schipperte und in einem Ashram vergeblich nach der Erleuchtung suchte, war der Wolf nicht gerade untätig: Basierend auf den Einträgen auf unserem Online-Medium www.indische-wirtschaft.de hat er ein Buch geschrieben, es in ein nettes Layout gepackt, mit einem flotten Vorwort versehen und auf den Kindle-Store von Amazon gestellt – dort ist es jetzt um 9,99 USD zu haben.

Das Buch deckt genau das ab, womit der Wolf sich am besten auskennt: „Indien von A bis Z“, und zwar aus einer anderen Perspektive als das herkömmliche theoretische Gelaber, das man in anderen so genannten Fachbüchern liest – während andere Autoren am Schreibtisch sitzen und sich aus bestehenden Quellen interkulturelle Theorie zusammen suchen, merkt man dem Wolf an, dass er quer durch Indien gereist ist, mit den Leuten geredet und ein Buch für Praktiker geschrieben hat. Das Ganze liest sich richtig angenehm.

Raum für Rebellen

Weil der Wolf ein Rebell ist, hat er freilich von Anfang an auf die großen Verlage gepfiffen. Statt den mühsamen Weg über Agenten zu gehen und irgendwelchen Sesselpupsern zu erklären, warum dieses knackige Werk mehr kann als irgendwelche 500-Seiten-Wälzer mit überflüssigen To-Do-Listen, hat er es einfach auf Amazon geladen – dort bekommt er dann einen deutlich größeren Prozentsatz vom Verkaufspreis als ihm bei einem herkömmlichen Verlag bleiben würde. Und das ist gut so.

Denn das Amazon-System ist eigentlich ein ziemlicher Hammer: Mit nur einem Klick kauft man Bücher um zweistellige Euro-Beträge, die sich kurz darauf auf dem Lesegerät befinden – über das Empfehlungssystem kommt man aus dem Einkaufen auch gar nicht mehr heraus, weil es halt so viele spannende Werke gibt. Zudem ist die Zielgruppe auch gar nicht mehr so klein, wie sie früher einmal war: Einem aktuellen Artikel von Heise.de zufolge hat aktuell ein Viertel der US-Bürger bereits ein digitales Lesegerät in Form eines Tablet-PCs oder eReaders. Ich selbst habe die Kindle-App auf meinem iPod installiert – und als ich eigentlich nur das Buch des Wolfs lesen wollte, habe ich gleich mal noch etliche weitere Bücher gekauft, die ich über die kommenden Wochen lesen werde. Der Vorteil der digitalen Reiseliteratur liegt im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand: Ganze Bibliotheken passen auf ein kleines Gerät, während früher zu viele Bücher im Koffer beim Check-In für Übergepäck sorgten.

Rückkehr der Groschenliteratur

Lustig ist ein Blick in die Bestseller-Listen des Kindle-Stores: Während in herkömmlichen Buchhandlungen die Regale von jenen Büchern dominiert werden, für die die Verlage ein entsprechendes Marketing-Budget bereitstellen, scheint im Kindle-Store der Preis eine große Rolle zu spielen: Die Bestseller-Liste der Gratis-Bücher wird – das ist keine große Überraschung – von Literaturklassikern dominiert, die nicht mehr unter das Urheberrecht fallen; bei den bezahlten Werken finden sich in der Bestseller-Liste neben Megahits wie „Game of Thrones“ auch Bücher von eigentlich vollkommen unbekannten Autoren: Ein Berliner Schriftsteller etwa verkauft eine siebenteilige Thriller-Serie rund um Liebe, Mord und Dämonen zu je einem Euro das Buch – nach Eigenangabe hat er davon zwischen September und März über 50.000 Exemplare verkauft. Die Groschenliteratur feiert hier ein digitales Revival.

Für mein eigenes Buch, an dem ich derzeit arbeite, ist die Strategie somit klar: Pro forma – weil ich ja immerhin aus der Print-Ecke entstamme – werde ich mit meinem Werk zu drei unterschiedlichen Verlagen spazieren. Sollten sich die Verhandlungen aber als zu anstrengend erweisen, werde ich das machen, was dem digitalen Zeitalter einfach angemessen ist: Das Buch in elektronischer Form publizieren, es selbst vermarkten und mir den Gewinn einstreichen – sollen die Sesselpupser sich dort selbst durch Stau, Monsun und Hitze kämpfen, wenn sie mit Literatur Geld verdienen wollen.

Link zu Wolfgang Bergthalers Buch „Indien von A bis Z“