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Ein Moment: Auf den billigen Plätzen

Im Zug von Mumbai nach Neral, Zweite Klasse: Es ist früh morgens, und die Sonne geht gerade über den Dächern der vorbei ziehenden Häuser auf. Bei einem Blick aus dem Fenster des ratternden Zuges kann der Fahrgast beobachten, wie der Feuerball neben Wohnhäusern auch Tempel und Moscheen in ein goldenes Licht taucht.

Im Abteil ist es gedrängt. Klimaanlage gibt es in der Zweiten Klasse keine, und alle Sitzplätze sind besetzt. Händler bahnen sich ihren Weg durch die Bänke, verkaufen für lächerlich geringe Beträge Kaffee, Tee und Frühstück aller Art.

Neben mir sitzt ein Mann, Mitte 40. Er schläft auf seinem Sitzplatz, Kopf nach hinten gekippt, mit offenem Mund. Bis es in seiner Hose läutet und vibriert. Dann holt er sein Smartphone aus der Hosentasche und liest mit verschlafenem Blick das Offert eines US-amerikanischen Unternehmens zu verschiedenen Maschinen. Das Mail der Amerikaner ist sehr sachlich und formell. Er antwortet: „What u think?“. Dann schläft er weiter und überlässt dem Key Account Manager in den USA die Entscheidung, welche Maschine den Weg in die indische Fabrik findet.

Der Zug rumpelt. Der Manager schnarcht. Es riecht nach Urin.