Apple hat ein weiteres Spiel aus seinem App Store geschmissen. Das wäre an und für sich nichts Besonderes, wenn es sich dabei nicht um „PhoneStory“ handeln würde – ein Spiel, das sich mit dem Produktions- und Entsorgungsweg eines Smartphones beschäftigt. Vom Coltan-Abbau in Afrika und den Produktionsbedingungen in China über die Schaffung eines Marken-Hypes bis zur Entsorgung des Elektroschrotts wird Aufklärungsarbeit rund um die moralische Bedenklichkeit der i-Produkte betrieben.
Das ist eine noble Aktion; und auch das WirtschaftsBlatt hat schon über Coltan-Abbau und die Zustände bei Foxconn berichtet – ungut ist nur, wenn das Zielobjekt der Kritik zugleich der Kommunikationskanal ist – so hatte Apple keine Probleme, die App aus dem Store zu entfernen. Allerdings, so berichten US-amerikanische Blogs, führt Apple auch Gründe an:
- Apps, die Gewalt darstellen, werden zurückgewiesen
- Apps mit beleidigendem Inhalt werden zurückgewiesen
- Apps, die das Spenden an NGOs ermöglichen, müssen gratis sein
- Die Spenden müssen über eine Website in Safari oder per SMS gezahlt werden
Bezüglich der Punkte 3 und 4 weisen die Entwickler von Phone Story darauf hin, dass es nicht möglich ist, innerhalb der App zu spenden – man habe nur auf der eigenen Website versprochen, einen Teil der Erlöse an entsprechende NGOs zu überweisen.
Bezüglich der Punkte 1 und 2 überlege man eine neue Version der App, die weniger Gewalt enthält und sich weniger mit Kinderarbeit auseinander setzt. Kinderarbeit also thematisieren, ohne Kinderarbeit zu thematisieren? Gewalt ohne Gewalt? Das dürfte recht schwer umzusetzen sein.
Aber gut: Wem diese „exzessive Gewalt“ in PhoneStory abgeht, der kann ja dazwischen zu einem der anderen derzeit top-platzierten Spiele im App Store greifen: Etwa das Kriegsspiel „WorldWar“ oder der Ego-Shooter „iSniper 3D“, bei dem in realistischer Grafik die Gegner per Kopfschuss erledigt werden müssen. Daran scheint man sich in Cupertino deutlich weniger zu stören.
Aus Gründen der Effizienzmaximierung erschien dieser Beitrag auch in der TechZone des WirtschaftsBlatt, meinem aktuellen beruflichen Zuhause.