Man kann es klischeehaft auf das Kastensystem zurück führen, oder auch nicht – Fakt ist jedenfalls: Indische Gäste sind nicht gerade freundlich gegenüber Servicepersonal. Zu beobachten war das etwa während des Austrian Airlines-Flugs von Wien nach Delhi: Während unsereins bemüht ist, stets höflich „Bitte“ und „Danke“ zu sagen und nett zu lächeln, wenn die Stewardess einem den Tee serviert, sagt der Inder neben mit einfach nur barsch: „I want wine!“. Und wenn er ihn begommt, dreht er sich angewidert weg. Wer hat Recht in seinem Verhalten?
Vermutlich Beide, halt in ihrer jeweiligen Kultur. Während der Inder es gewohnt ist, seine Untergebenen wie Dreck zu behandeln, liegt es in der kulturellen DNA des Wieners, dem Servierpersonal mit Demut zu begegnen. Unverständlich für ausländische Gäste in Wien ist ja stets, warum unserer Auffassung zufolge Unfreundlichkeit des Personals und Qualität des Cafes positiv miteinander korrelieren sollen – klingt komisch, ist aber so. Für Inder wäre das total unverständlich: Bei den Indern ist der Kunde König – während in Wien der Kellner Kaiser ist.
Regelbruch des Ganzen: Im „Indian Coffe House“ in Bangalore. Das ist quasi das hiesige Hawelka: Irgendwie abgesandelt, im Stil der (indischen) 60er Jahre, aber wenigstens ist der Kaffee gut. Und: Die Kellner sind ganz etwas eigenes. „Tea?“, frage ich ihn. Er schüttelt den Kopf angesichts meiner naiven Vorstellung, in Indien einen Tee zu bekommen. Also halt Kaffee. Dieser ist vollkommen überzuckert, der Kellner trägt ihn in Zeitlupe zu mir hin, stellt ihn mit zittriger Händen ab und verschüttet ihn dabei. Nach diesem Epic Fail streckt er noch den Daumen zum Knightrider-Yeah hoch. Irgendwie… inkompetent. Oder so.
Somit ist mein erstes Ziel für den Bangalore-Aufenhalt erreicht: Ein Kaffeehaus finden, dass mit primitiver Atmosphäre und vollkommen absurden Kellnern den Österreichern um nichts nachsteht. Ein Ort zum Wohlfühlen also – zumindest, wenn man aus Wien kommt.