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Ein Mega-GAU aus Kabeln, Keyboards und Streaming

Wenn der Mieter einer Wohnung Technik- und Musikliebhaber in Personalunion ist, erkennt man das vor allem an der Masse an Kabeln. Meine Wohnung ist dafür das Paradebeispiel, denn ich möchte möglichst alle Musikformate überall genießen können, habe entsprechend viele Kabel gelegt und Programme installiert.

Die Wurzel aller Musik ist in den meisten Fällen mein PC. Von diesem spiele ich die Klänge direkt auf meine Stereoanlage. Das ginge freilich simpel: Ich könnte einfach über ein Klinkenkabel die beiden Geräte ohne Zwischenstufe verbinden. Allerdings habe ich als Hobbymusiker seit vielen Jahren eine große Liebe, die mir die Treue hält: Meine Audiokarte Tascam US-122L-über diese kann ich auch Mikrofone, Gitarren und ein Midi-Keyboard an den PC anschließen. Und freilich die Musikanlage inklusive Boxen.

Als Abspielsoftware hat sich nach langem Widerstreben meinerseits schließlich doch iTunes durchgesetzt. Erstens, weil die Apple-Fessel iTunes die einzige Möglichkeit zum Synchronisieren meines iPhones mit dem PC ist; und zweitens aus einem echten Vorteil der Apple-Lösung heraus: Mit der App“ Remote“ kann nämlich das iPhone innerhalb des WLAN als Fernbedienung für iTunes verwendet werden, man muss also zum Wechseln der Musik nicht vom Sofa aufstehen.“ Remote“ lässt sich bedienen wie ein iPod, und sogar die Lautstärke lässt sich mit der Fernbedienung verändern. Echte Apple-Fanboys verwenden sogar eine Lösung namens“ AirTunes“, um Musik via AirPort Express direkt von ihrem iPhone auf die Boxen zu streamen.

Klingt nach zu viel Hightech? Hier ein kurzer Moment zum Aufatmen: Vinyl findet sich in meiner Unterkunft ebenfalls, denn Schallplatten haben Stil und eignen sich zum Angeben; außerdem haben sie einen langfristigeren Wert als MP3s, die nur aus Bits und Bytes bestehen. Allerdings hat die Nostalgie auch einen großen Nachteil: In die Sakko-Tasche passen die Platten nicht rein. Dieses Problem lässt sich lösen, indem der Plattenspieler die Schallplatten auf einen USB-Stick überspielen kann. So hat man die knacksende Musik auch im handlichen MP3-Format. Weil ich Songs aber auch gerne unterwegs hören möchte, nutze ich die Macht des Cloud Computing: Das MP3 wird auf meinen Account der App“ Zumo-Drive“ gespielt; mit dieser kann ich die Sicherungskopie aus dem Internet direkt auf Handy oder Netbook spielen-überall auf der Welt, ohne USB-Sticks mitzuschleppen.

Ein Kombination all dieser Kabel und Apps führt zu einer interessanten Conclusio: Theoretisch wäre es möglich, die kopierte Schallplatte via iPhone aus der Cloud zu streamen und dies direkt via AirPlay und Air-Port auf meinen Boxen wiederzugeben. Das wäre spitze. Oder, geringfügig unkomplizierter: Ich lasse Hightech mal Hightech sein, lege die Nadel auf das Vinyl, lehne mich auf dem gemütlichen Sofa zurück und genieße einfach die Musik als das, was sie sein soll: Entspannend.

(Aus Gründen der Effizienzmaximierung erschien dieser Beitrag auch in Stefan Meys wöchentlich Kolumne im WirtschaftsBlatt Investor).