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Der Ort macht die Nachricht – und er verbreitet sie auch

Nicht, dass wir schon mal persönlich in dem neben unserer Redaktion gelegenen FKK-Saunaclub“ Golden Time“ gewesen wären-aber über die Handy-App“ Foursquare“ kann man ja zumindest mal virtuell bei den Nachbarn vorbeischauen.

Foursquare bietet die Möglichkeit, Orte in der näheren Umgebung zu finden und dort“ einzuchecken“. Den“ Check-In“ sehen diverse Freunde, die das Programm ebenfalls installiert haben-so lässt sich mit wenigen Griffen einem größeren Personenkreis mitteilen, wo man sich gerade befindet. Datenschutz-Fetischisten bezeichnen dies gern als“ Stasi auf freiwilliger Basis“, was den Erfolg aber nicht bremst: 2010 wuchs Foursquare um 3400 Prozent. Starke Märkte sind neben den USA und Europa auch Südostasien und Japan.

Technisch steht das System und funktioniert einwandfrei. Jetzt ist bloß die Fantasie der Geschäftsleute gefragt, aus den Möglichkeiten entsprechende Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Rede ist etwa von virtuellen Fahrtenbüchern; auch für Marketing-Zwecke lässt sich Foursquare wundervoll verwenden: An den Orten lassen sich nämlich“ Tipps“ hinterlassen. Und das können Empfehlungen für einzelne im Shop erhältliche Produkte ebenso sein wie zum Beispiel der Hinweis auf einen Rabatt, wenn die Kunden im Shop einchecken. Der Vorteil ist ein Multiplikator-Effekt, indem der Shop automatisch den Freunden des Kunden gezeigt wird. Oder man probiert etwas Neues-und das bringt unsere Gedanken wieder zurück zum „Golden Time“.

Denn als wir dort-rein virtuell-vorbeischauen, finden wir einen Tipp, den die Männerzeitschrift“ WIENER“ hinterlassen hat: Mit dem“ Puffvater“ Alexander Gerhardinger habe man ein Interview über dessen Geschäftsmodell geführt-wer den mitgelieferten Link antippt, kommt auf die entsprechende Online-Version des Artikels.

Das ist genial-und falls noch niemand anders ein Wort dafür erfunden hat, melde ich hiermit Anspruch darauf an, als Erfinder des Ausdrucks“ Location Based News“ zu gelten. Der WIENER bindet nämlich nun Artikel an die passenden Orte; wer dort eincheckt, erhält entsprechende Nachrichten. Das ist praktisch für den User, denn es kann davon ausgegangen werden, dass er sich für Nachrichten rund um eine Location interessiert, wenn er sich dort aufhält-es muss ja nicht immer eine FKK-Sauna sein. Dem Medienunternehmen selbst gibt es zwar keinen zusätzlichen Umsatz, aber zumindest Traffic auf die eigene Website.

Das WirtschaftsBlatt hat nun den eigenen Standort entsprechend angepasst: Wer in der Nähe ist und via Foursquare im WirtschaftsBlatt eincheckt, findet einen Link auf unseren Techzone-Blog. Das ist zum Beispiel auch interessant, wenn man wieder mal auf der angrenzenden Südost-Tangente im Stau steht und nichts weitergeht. Apropos: Damit bei uns etwas weitergeht, beende ich nun diesen Text und gehe raus in die Welt-noch ein paar Foursquare-Checkins machen.

(Aus Gründen der Effizienzmaxmierung erschien dieser Beitrag auch in der Print-Version des WirtschaftsBlatt, sowie der WirtschaftsBlatt-Techzone)