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Wie sinnlos ist Foursquare?

„Ich bin hier“ – die Smartphone-App „Foursquare“ verlässt langsam das Feld der Early Adopter und versucht, in der Masse anzukommen. Für die Unwissenden, hier der One-Liner dazu: Mit Foursquare ist es möglich, über einen einzigen Tappser auf den Touchscreen allen sozialen Kontaken mit zu teilen, wo man sich gerade befindet. Klingt sinnlos? Ja, absolut – zumindest sagt das der Großteil meines Freundeskreises. Und auch der Business-Nutzen erschließt sich noch nicht wirklich: Virtuelles Fahrtenbuch? Mitarbeiterüberwachung auf freiwilliger Basis? Marketing-Tool?

In einem rein beruflich motivierten Selbstversuch habe ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag die App auf ihren Nutzen in meiner Freizeit geprüft und folgende Anwendungsszenarien entdeckt:

1. Kommunikation (1): Eine gute Freundin würde gerne mit mir ausgehen. „Heute treffe ich mich mit dem Debattier-Club, und in dieser Runde würdest Du dich unwohl fühlen“, muss ich mich leider entschuldigen. Füge aber hinzu: Über Foursquare werde ich immer angeben, wo ich gerade bin – bei Bedarf kann frau sich also später doch noch anschließen.

2. Kommunikation (2): Derzeit eignet sich Foursquare noch wunderbar zum Polarisieren. Beim Betreten des Etablissements unseres Vertrauens zu verkünden, man müsse jetzt einen „Check-In“ machen sorgt für entgeisterte Blicke und Diskussionen, bevor das Gespräch wieder zum ursprünglichen Thema – dem Ablösen der mongolischen Fremdherrschaft in China durch die Ming-Dynastie – zurück kehrt.

3. Orientierung: Zu späterer Stunde wird ein anderes Etablissement aufgesucht. Wo lag das noch gleich? So manche Rückkehr an einen beeindruckenden Ort scheitert am Erinnerungsvermögen – bedingt dadurch, zum Zeitpunkt des Eintreffens gedanklich noch bei den Werken Yves Kleins zu sein. Mit Foursquare weiß man stets, wo man war – wunderbar.

4. Unvergessliche Erinnerungen: Fotos werden an solchen Abenden gerne geschossen – allerdings versauern sie dann auf der eigenen Festplatte. Besser ist, mit Foursquare die Fotos dem jeweiligen Aufenthaltsort zuzuordnen. Wenn ich also demnächst vor den Türen des Globenmuseums stehe, kann ich das Foto unserer enttäuschter Gesichtsausdrücke abrufen, als uns überraschenderweise mitten in der Nacht kein Einlass gewährt wurde.

5. Zeitmanagement: „Und wie lang waren wir eigentlich gestern unterwegs?“ ist die Frage, die stets am Morgen danach gestellt wird. Die Antwort gibt auch hier Foursquare: „Wurde zuletzt um 4:16 Uhr am Würstelstand gesichtet“. Na immerhin: Der hohe Salzgehalt in der Wurst erklärt wenigstens meinen Durst am nächsten Tag.

Fazit: Ich glaube, Foursquare ist tatsächlich ziemlich sinnlos. Aber andererseits habe ich das vor ein paar Jahren – als es sonst noch kaum jemandem in Österreich ein Begriff war – das Gleiche über Facebook gesagt. Meine Skepsis ist also der klare Indikator dafür, dass Foursquare noch voll durchstarten könnte. Warum und wie? Keine Ahnung.