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Eine Woche Ottakring

So schnell vergeht die Zeit: Vor gut einer Woche bin ich noch mitten im schwülen Kuala Lumpur gestanden und hab mir zwischen Kakerlaken sitzend die Haare schneiden lassen, und nun trage ich einen dicken Pulli. Seit einer Woche bin ich auch offiziell ein Ottakringer. Nicht Bier, sondern Bürger.

Wie fühlt es sich an, aus Bobostan am Naschmarkt ins Ghetto ziehen? Ehrlich gesagt: Sehr gut. Und damit meine ich nicht nur die Wohnung, die fast doppelt so groß und ca. 1000 mal heller als meine alte ist.

Es ist auch die Umgebung.

Denn das Schöne an Ottakring ist, dass hier schon seit Jahren mit Aktionen wie „Soho in Ottakring“ versucht wird, ein zweites Bobostan zu schaffen – die Gentrifizierung bleibt aber aus.

Und so kommt es dann auch, dass kleinbürgerliche Österreicher, Immigranten und Freizeitintellektuelle wie meine Wenigkeit Tür an Tür wohnen, das auch akzeptieren und die Vorteile sehen. So viele Proleten wie in Favoriten gibt es hier längst nicht, aber andererseits hat man im Gegensatz zur Innenstadt hier auch keine Probleme, sonntags ein Brot zu kaufen – und das, obwohl in Bobostan immer alle auf tolerant tun.

Und es gibt wirklich viele, nette, kleine Geschäfte auf der Thaliastraße, die DVDs mit Horrorfilmen, Schallplatten oder selbst bestickte Taschen verkaufen. Diese Läden sind cool, ohne sich der Tatsache bewusst zu sein – in Bobostan gibt es die gleichen Geschäfte, aber dort heißt das dann Kunst und kostet gleich drei mal so viel.

Fazit: Ich fühl mich wohl, und über mangelnde Besucher kann ich auch nicht klagen. Die MeyMultimediaStudios Ottakring kann ich somit für eröffnet erklären.