Stefan Mey

Nachgedacht. Unter der Wiener Sonne.

Manchmal kommt es erstens anders. Und zweitens, als man denkt. Doch dann merkt man doch, dass es einen Sinn hatte.

Ich hatte ja so viele Pläne. Wollte zuerst nach Kroatien, dann wurde daraus ein Klosteraufenthalt, und am Ende sollte es eine Wallfahrt werden – dieser Urlaub, den ich diesen Sommer verbringen wollte. Und dann entwickelte sich alles anders, und ich habe plötzlich meinen Urlaub doch in Wien verbracht. Ausgerechnet ich, der so kosmopolit und reisefreudig ist und eigentlich Wien den Rücken kehren wollte.

Ich gestehe: Da war ich schon ziemlich grantig.

Doch dann habe ich festgestellt, dass Wien im Sommer schön sein kann. Dass man hier viel erlebt. Ich war mit Marie im Schönbrunner Tiergarten, einem der ältesten Zoos der Welt. Und ich hatte einen wirklich schönen Abend mit einem Theaterbesuch und einem anschließenden weißen Spritzer auf dem Rathausplatz. Und ich war im Arbeiterstrandbad an der Donau. Bin in verschiedenen Parks gelegen, habe mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und nachgedacht. Über verschiedene Themen, die mich schon länger beschäftigten.

Und ich habe mit Menschen geredet. Mit ganz verschiedenen. Mit guten Freunden wie Johanna oder Richard, die mir Feedback zu dem gaben, was ich mir unter der heißen Sommer-Sonne überlegt hatte. Und mit absoluten Fremden: Miriam zum Beispiel, die sich eigentlich nur meine Diplomarbeit kopieren wollte – daraus wurde dann ein dreistündiger Kaffeehausbesuch. Dabei habe ich gemerkt, dass Gespräche mit Fremden toll sind; denn Du kannst Dich auslassen und kriegst ein unvoreingenommenes Statement zu Deinen Gedanken. Und auch dabei geht Dir so manches Licht auf.

Nun sitze ich wieder in der Redaktion; höre dabei ein Lied, das ich gestern abend in meinem Heimstudio aufgenommen habe. Die Muse hat mich in diesen Tagen wieder geküsst wie lange nicht mehr; und das sehe ich als Zeichen: Du musst nämlich gar nicht ans andere Ende der Welt laufen, um klar Schiff mit Deinem Leben zu machen. Das klappt genauso gut, wenn man zwischen Donau-Proleten im roten Schwimmbad liegt. Gut so.

Ab Mitte Oktober ist dann meine Wohnung frei. Details dazu gibt es morgen auf diesem Kanal.

Die mobile Version verlassen