Stefan Mey

Das iPad auf Reisen

„Ist das ein iPad? Und wozu ist das gut?“ sagt die nette Dame im Flugzeug neben mir, während des Flugs gestern Abend von Berlin nach Wien. Ich denke mir: „Abgesehen davon, dass man dadurch ständig ein Gesprächsthema hat? So einiges.“ Vergangenes Wochenende konnte ich endlich erproben, ob das iPad als Laptop-, Buch- und Smartphone-Ersatz auf der Kurzreise taugt.

Erfahrung Nummer eins: Security-Check am Flughafen Wien am Freitag Abend. „Haben Sie einen Laptop dabei?“ lautete die Standard-Frage. „Nein, aber ein iPad“, war meine Antwort – und auch dieses Gerät musste ich aus der Tasche nehmen und separat auf das Fließband legen. Begründung war, dass auch in dem dünnen Gerät Sprengstoff versteckt sein könnte – was ich seltsam finde, da Apple seinen Kunden ja so wenig vertraut, dass sie noch nicht mal den Akku selbst austauschen dürfen. Wie bitte sollte ich also Sprengstoff in einem Gerät verstecken, dass ich nicht mal aufschrauben kann? Aber gut: Sicherheit geht vor.

Nach dem Security Check führt mich mein Weg normalerweise gleich zum Zeitschriften-Laden, wo ich mich mit Reiseliteratur eindecke. Diesmal war das anders: Mit dem iPad unter’m Arm bin ich im Geschäft gestanden und kam mir sehr verloren vor. Also: Das Geschäft verlassen, online gegangen, 25 Literatur-Klassiker herunter geladen. Düstere Prognose meinerseits: Wenn Tablet-PCs tatsächlich abheben, haben Zeitungsgeschäfte wie jene am Flughafen Schwechat ein Problem.

Im Flugzeug selbst dann aber die Bitte, elektronische Geräte auszuschalten. Okay. Und weil ich es dann bereits ausgeschaltet hatte, blieb es auch für den Rest des Flugs aus; stattdessen las ich in einem der gratis verteilten Magazine. Papier hat nun mal keinen Akku und keine Sendefunktion – und somit muss es bei Start und Landung nicht an- und ausgeschaltet werden.

Während des Aufenthalts selbst in Berlin hätte ich gerne den virtuellen Stadtplan genutzt – musste hier aber wieder kapitulieren. Gratis WLAN ist in Deutschland noch Mangelware; und auf die Roaming-Kosten wollte ich mich nicht einlassen. Auch hier ist Papier im Vorteil: Ein „echter“ Stadtplan verursacht keine zusätzlichen Kosten und ist immer verfügbar.

Allerdings: Im Lauf des Wochenendes kam das Gerät dennoch oft zur Anwendung. Um zwei der 25 gratis herunter geladenen Bücher zu lesen, Spiele zu spielen und im WirtschaftsBlatt zu blättern. Über die mobile Version von „Pages“ (Apples „Word“) schrieb ich sogar ein paar Zeilen.

„Und somit ist das iPad dann doch ganz praktisch, weil es verschiedene Funktionen vereint und generell besser macht“, erläutere ich der netten Dame. Mein Netbook habe ich tatsächlich kein einziges Mal vermisst. „Außer beim Anheizen der Grillkohle – da kann man dann doch mit einer klassischen Zeitung besser wedeln als mit einer elektronischen“, sage ich grinsend. Sie nickt: „Und wenn man Brennmaterial braucht, ist eine alte Zeitung auch günstiger als ein teures Elektronik-Spielzeug.“ Ein Punkt, in dem man wirklich gar nicht mehr widersprechen kann.

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