Zum Inhalt springen

Ein Tag ohne rechten Daumen

Am 31. Mai war ich – so wie es scheint vorerst für längere Zeit – zum letzten Mal beim Arzt. Mich mal anschauen lassen, ob ich eh keinen Hautkrebs hab. Ein paar seltsame Sachen weg schneiden lassen. Und freilich meinen mittlerweile österreichweit bekannten Fleck auf dem Bauch ansehen lassen. Für alle, die sich Sorgen um meine Gesundheit gemacht haben: „Des is nur a Wimmerl“, war die Antwort meines Hautarztes. Gott sei Dank.

Nach kurzem Smalltalk über das aktuell angespannte Verhältnis im österreichischen Gesundheitssystem geht es auch schon los: Schnipp-Schnapp, und ein Teil des Daumens ist ab – tut weh, aber das musste einfach weg. Anschließend legt er mit einen Verband um die halbe Hand; so dass es aussieht als sei ich mit meiner Vespa mal wieder gegen die Wand gedonnert. An und für sich wäre das eine gute Gelegenheit, sich krank schreiben zu lassen – aber das geht bei SVA-Versicherten ja nicht.

Stattdessen ist mein rechter Daumen den ganzen gestrigen Tag über unbrauchbar. Eine interessante Erfahrung. Etwa, wenn es um die Usability von Handys geht.

Ein herkömmliches Tastenhandy etwa lässt sich nur sehr schwer ohne rechten Daumen bedienen; da musste im Selbstversuch schon der Daumen der linken Hand her halten, was für mich als Rechtshänder eine ziemliche Herausforderung war. Leichter ist das hingegen bei Touchscreen-Handys – die bedient man hauptsächlich mit dem Zeigefinger, bloß sms- und Email-Tippen passiert mit dem Zwei-Daumen-System.

Ordentliche Herausforderungen auch in anderen Alltags-Situationen: Zum Zücken meiner Geldbörse im Supermarkt meines Vertrauens brauche ich weit länger als normal, auch das Herausfingern meines Haustür-Schlüssels aus der Hosentasche dauert eine Ewigkeit. An Gitarre-Spielen ist nicht zu denken, ebensowenig an Klettern. Und beim Foto-Shooting mit Okto anlässlich unserer Sendung Community.talk sehe ich entsprechend doof aus. Naja.

Bleibt wohl nur zu hoffen, dass mein Daumen sich bald wieder erholt. Und, dass alle Beteiligten in der aktuellen Situation wieder zur Vernunft kommen. Denn wenn mich ein in seiner Motorik eingeschränkter Daumen schon vor Herausforderungen im Alltag stellt, möchte ich nicht wissen was passiert, sollte ich ernsthaft krank werden.