Sommerzeit ist Praktikumszeit. Und so mancher studentische Leser dieses Blogs hat vermutlich soeben sein Juli-Praktikum absolviert oder beginnt heute sein August-Praktikum. Ganz arme Schweine haben sich den ganzen Sommer über verpflichtet, schuften ohne Aussicht auf Anstellung, Bezahlung oder Sozialversicherung; meistens besteht die Arbeit aus Kaffeekochen und Fotokopien machen – wovon in der Job-Description niemals die Rede gewesen ist.
Den ganz Verzweifelten unter Euch kann Pavian Jack als Vorbild dienen. Die Geschichte um den Primaten ist äußerst skurril: Er gehörte dem südafrikanischen Streckenwärter James Wide, der seinen Dienst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Uitenhage an der Bahnstrecke Kapstadt-Port Elizabeth der Cape Government Railways versah. Wide war beinamputiert; und sein Pavian schob den Rollstuhl nicht nur zur Arbeit, sondern bediente unter Aufsicht des Wärters auch die Hebel.
Anfangs war die Bahngesellschaft freilich skeptisch gewesen. Doch dann bekam er das, wovon viele Praktikanten träumen: Eine Anstellung inklusive Entlohnung von 20 Cent pro Tag und einer halben Flasche Bier pro Woche. Stressig muss die Arbeit aber auch gewesen sein: Nach neunjähriger Pflichterfüllung starb Jack im Jahr 1890.
Und da ich nun so gemein war, hier noch etwas rechtliche Hilfe für verzweifelte Praktikanten: Wenn Euch das Unternehmen zwingt, ohne Entlohnung anwesend zu sein und blödsinnige Arbeit zu machen, ist das nicht in Ordnung. Denn entweder sie geben Euch einen richtigen Arbeitsvertrag, bei dem Ihr zwar Erfüllungspflicht habt (also tun müsst, was man Euch befiehlt), dafür aber auch versichert und bezahlt werdet; oder Ihr habt einen so genannten „Volontariatsvertrag“, bei dem ihr weder Anwesenheits-, noch Erfüllungspflicht habt, dafür aber kein Geld verdient. Alles dazwischen ist eigentlich nicht in Ordnung, und Ihr könnt Euch darüber beschweren – vorausgesetzt, Euch ist ein positives Praktikumszeugnis nicht mehr so wichtig.
Wer sich den Ärger überhaupt ersparen möchte, fragt vor Praktikumsantritt, wie es eigentlich mit der Entlohnung und Versicherung aussieht. Geld gibt es seltsamerweise nämlich an Stellen, wo man es nicht erwarten würde: Während Siemens derzeit massiv Stellen abbaut, erzählte mir soeben ein Bekannter, dass sein Sohn dort im Rahmen seines Praktikums knapp 500 € verdient hat.
Da wäre sogar Jack neidisch geworden.