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Jeder will mitnaschen an der Krise

Es ist unglaublich, wie viele kreative Headlines die Krise produziert hat; in Presseaussendungen ebenso wie in Zeitungsartikeln. Jeder versucht, auf das Thema aufzuspringen und seine alten Weisheiten unter dem neuen Deckmantel "Und jetzt erst recht – denn es geht uns schlecht" zu verkaufen.

Bisherige Highlights habe ich mal gemeinsam mit ein paar Freunden zusammen gefasst:

  • "VCÖ: Bei Fahrradverkäufen droht durch Krise starker Rückgang" (10.3.2009)

  • "In der Krise trägt "Mann" die Hosen kürzer in Bella Italia" (19.Mär 2009)
  • "Mölzer: In Krisenzeiten muss auch die EU sparen"
  • "Die Krise animiert zum Heiraten – Bei Cécile Brautmoden in Dornau boomt das Geschäf" (SZ)
  • "Gärtner lassen Gras über Krise wachsen" (Der Standard)
  • "Welche Krise? Parteien und Kammer melden Umsatz- und Gewinnrekorde!" (Salaminews – okay, zugegeben, da haben die Kollegen einfach gute Satire produziert…)
  • "Experten: Weniger Müll wegen Wirtschaftskrise" (orf.at)
  • "USA: Computerspiele trotzen der Krise – "Killerspiel" auf Rang 4"

Mein absoluter Favorit machte sich diese Woche in der heimischen Medienlandschaft breit: Die Pressekonferenz "Schwule Kaufkraft trotz Wirtschaftskrise". Da wurde freudestrahlend bekannt gegeben, dass Schwule mehr Geld haben, da sie keine Kinder durchfüttern müssen (man beachte den Newswert dieser Aussage!); außerdem würden sie wahnsinnig viel Geld für Mode ausgeben und Wert auf ihr Äußeres legen. Hetero-Männer hingegen trinken Bier im Verein oder im Gastgarten. So viel zu den wunderschönen Klischees.

Die Medienlandschaft produzierte aus diesen Informationen:

  • Salzburger Nachrichten: "Homosexuelle sparen auch in der Krise nicht bei Mode und Schuhen."
  • Wiener Zeitung: "Schwule Männer geben ihr Geld trotz Krise aus"
  • Kurier: "Schön, schwul und spendabel"
  • Standard: "Buhlen um die schwule Kaufkraft – Studie: Homosexuelle Männer bleiben auch in der Wirtschaftskrise finanzstark"
  • Die Presse: "Kaufrausch in Pink"

Ich selbst habe das Thema zum Anlass genommen, mal wieder ins Village zu gehen (meine Lieblings-Gaybar) und dort mit den Gästen zu plaudern. Und siehe da: Einstimmig wird beschlossen, dass die Marktforschung kompletter Blödsinn ist, weil die Community, sofern sie überhaupt existiert, aus ganz vielen Individuen besteht. So was sollte auch mal gesagt werden – und genau das habe ich in meinem daraus entstandenen Artikel gemacht.

Hier geht’s zur Geschichte! Viel Spaß beim Lesen!