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80 Jahre Valentinstag-Massaker

Heute feiern wir den 80. Jahrestag des Valentinstag-Massakers, das am 14. Februar 1929, während der Prohibition in Chicago stattfand. Dabei handelte es sich um eine wilde Schießerei; und obwohl keine prominenten Opfer zu beklagen waren, erreichte das Blutbad auf Grund seiner Brutalität ein starkes Echo in den Medien. So lehrt es die heilige Schrift Wikipedia.

Heute stehen wir, auch wie vor 80 Jahren, vor einer globalen Wirtschaftskrise, deren wahre Auswirkungen wir in Österreich wohl erst zu spüren kriegen. Doch die Tatsache, dass bereits zahlreiche Unternehmen Stellen abgebaut haben, hindert die Player der Marktwirtschaft nicht daran, dieses Fest der Liebenden zur Ankurbelung des Absatzes zu nutzen. War der Valentinstag früher noch ein exklusiver Absatzmarkt für Floristen gewesen, steigen mittlerweile zahlreiche Anbieter auf den Zug auf.

Mir ist etwa von AKG angeboten worden, dass ich meiner Liebsten Kopfhörer schenke – ein skurriler Einfall; denn bei aller Technikverliebtheit kann ich mir romantischere Geschenke vorstellen als ein Kabel mit ein paar Stöpseln dran. Naheligender ist da freilich der SPAM, den man diese Tage bekommt: Heute erhielt ich bereits das zweite Mail mit dem Betreff "Happy Valentines-Daay" (skurrilerweise hatten beide Mails den gleichen Tippfehler), in dem mir das passende Medikament zum Tag der Liebe angeboten wurde.

Und Facebook springt natürlich auch auf den Zug auf. Ich behaupte ja seit Monaten, mit Martin K. verheiratet zu sein, um die Markt-Segmentierung und den Datenhandel bei den Verantwortlichen etwas prickelnder zu machen – schließlich ist der Rest meines Facebook-Profils äußerst heterosexell gehalten. Doch es half nichts: Beim Browsen durch diverse Profile wurde mir gestern nahegelegt, virtuelle Geschenke zu hinterlassen – Männern ebenso wie Frauen, meiner Freundin ebenso wie Menschen, die ich nur flüchtig kenne. Facebook fordert somit quasi zum virtuellen Seitensprung auf. Ist so was eigentlich verwerflich?

Könnte sein, denn die Flirt-Techniken wandeln sich: Gestern flatterte eine WindowsLive-Studie in meine Inbox, nach der sich 70 Millionen Europäer schon mal über das Internet verliebt haben, 5 Millionen Ehen sind daraus hervor gegangen. Die Studie wurde unter 78.000 MSN-Teilnehmern durchgeführt. Eine weitere Aussage der Umfrage ist, dass auf Grund der umhergehenden Angst vor dem bösen Wirtschaftskrisen-Gespenst die Ausgaben für Valentinstags-Geschenke zurück gehen: Letztes Jahr waren es 75 Euro pro Person (!), heuer "nur noch" 65 Euro. Und hier startet Microsoft natürlich auch gleich das "Verkaufsgespräch": Lieber ein MSN-Gespräch über das Web machen als teure Juwelen kaufen; denn das kommt billiger.

Liebe Leute, so ist das halt: Wenn Ihr auf der einen Seite Geld verspekuliert und Mitarbeiter abbaut, dann müsst Ihr auch damit rechnen, dass die Menschen mit ihrem Konsum vorsichtiger sein werden. Der Kreislauf zwischen Betrieben und Haushalten schaut nun mal so aus, dass die Betriebe Arbeitsplätze bieten und Gehälter zahlen, die Haushalte dafür Produkte konsumieren. Wenn das eine nur beschränkt getan wird, wirkt sich das zwingenderweise auch auf das andere aus. In dem Sinne kann es sein, dass die Krise durchaus ihre positiven Auswirkungen hat, die Menschen aufrüttelt: In Zukunft werden wir nicht mehr konsumieren, wenn uns ein Bedürfnis vorgeschrieben wird, sondern nur, wenn wir tatsächlich eines haben. Wir werden nicht mehr auf einen Valentinstag warten, damit wir unsere Liebsten beschenken, sondern es tun, wenn wir es für richtig halten. Und dann werden wir auch keine Kopfhörer, Viagra oder virtuellen Kuscheltiere schenken, sondern etwas, das von Herzen kommt.

Ich jedenfalls besuche heute noch meine Freundin. In echt. Nicht über MSN.

In dem Sinne: Alles Gute zum Massaker-Jubiläum.

Vor 80 Jahren schenkte Al Capone Blei statt Blumen.