„Ostalgie“ ist der romantische Ausdruck für jenen Gemütszustand, den Menschen wie ich empfinden, wenn sie sich von wildem kommunistischen Ost-Kitsch umgeben fühlen. Dafür fahren wir nach Kaliningrad, Moskau, Kiev oder St. Petersburg. Die Nachbarländer Tschechien und Slowakei haben wir in dieser Hinsicht schon abgeschrieben; denn sie sind moderne EU-Staaten mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum, moderner Architektur und entsprechenden Immobilienpreisen. Das stimmt durchaus; bei einem gestrigen Besuch in Bratislava konnte ich mich selbst davon überzeugen, dass es echt fetzige und moderne Architekturprojekte gibt.
Aber: Die Ostalgie gibt es trotzdem noch. Am schönsten ist diese im Hotel Kyjev repräsentiert. Das Gebäude wurde in den 60ern, also im tiefsten Sozialismus, geplant und gebaut; seitdem ist wenig renoviert worden. Einst als hochmodernes Projekt gepriesen, ist es nun ein Ort, an dem die Zeit still gestanden zu sein scheint: Ein fetter Block, eine unansprechende Eingangshalle und sogar unfreundliche Kellner – alles wie vor zwanzig Jahren!
Schön, dass es so was noch gibt. Liebe Stadtplaner von Bratislava: Bitte lasst bei aller Aufschwungs-Euphorie dieses Hotel stehen. Spätere Generationen werden nicht glauben können, dass es so etwas tatsächlich mal gegeben hat.
Bratislava neu: Eine Luxuswohnung mit moderner Architektur.
Bratislava alt: Das ostalgische Hotel Kyjev.