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Europareise (2): „Ich bin doch nicht schwul“

Wer mit KadAvia fliegt, der hat in Schwechat schon einen Vorgeschmack auf Ostern, denn der CheckIn-Schalter der russischen Fluglinie ist nicht ausgeschildert, die Suche lässt sich also mit der kindlichen Jagd nach versteckten Eiern vergleichen. Interessant dann: Die Linie hat in Österreich so wenig Personal, dass meine CheckIn-Dame und meine Boarding-Dame die gleiche Person waren – persönlich irgendwie, fand ich nett.

Im Flugzeug selbst: Auffällig, dass alles auf russisch durchgesagt wird; selbst die englische Übersetzung ist nur mit viel Fantasie als eine solche zu erkennen. Ansonsten verläuft der knapp zwei Stunden dauernde Flug ereignislos; es gibt normales Essen – wieder mal mit Jacobs-Löskaffee – und das Personal ist freundlich.

Ganz im Gegensatz zum Flughafenpersonal in Kaliningrad: Da werde ich – auf russisch, welches ich nicht verstehe – mit Fragen zu meinem einwandfreien Pass gequält, ich bleibe aber hartnäckig und schließlich murrt die Grenzbeamtin, tippt etwas in ihren Computer, gibt einen Stempel in den Pass, händigt mir das Dokument aus und schnauzt mich dazu abschließend nochmal an. Wie schön, ich bin zuhause. Ähnliche Situation bei der Sicherheitskontrolle: Damit man aus dem Flugzeug keine Bombe ins Land bringt (sic!), muss man sein Gepäck nochmals auf ein Band legen, damit es durchleuchtet wird. Das Band selbst wird allerdings nicht überwacht. Hm, auch gut.

Außerdem sind alle Kontrollstellen bei der Ankunft gespickt mit Soldaten, die einen in harschem Ton zurecht weisen, wenn man eine gewisse gelbe Linie überschreitet und dem Vordermann somit zu nahe kommt. „Das ist auch wichtig, dass es diese Soldaten gibt“, erklärt mir heute der deutsche Handelsdelegierte: „Denn die Russen selbst würden keinen Respekt vor solchen Linien haben.“ Ihm selbst seien Einheimische mal so eng auf die Pelle gerückt, dass er sich umgedreht und sie mit den direkten Worten „Ich bin doch nicht schwul“ zurück gewisen hat. So was wirkt.