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Networking für Anfänger

Es gibt Dinge, die regen mich auf. Wirklich dilettantisches Networking zum Beispiel. Während unsereins ja stets darum bemüht ist, mit Stil aufzutreten, zurückhaltend zu wirken und nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen – kurz gesagt: ein gewisses Niveau zu halten -, haben gewisse Menschen einfach eine Fähigkeit zu hundsmiserablem Timing.

So gesehen letztes Wochenende am Tag der Offenen Tür des ARD in Berlin: ein mit Menschen voll gestopfter, kleiner, stickiger Raum; Großmütter drängten sich an Studenten, Männer an Frauen, Ost an West. Der Chef vom Dienst (CvD) der Online-Tagesschau erklärt dem Publikum, wie moderner Journalismus funktioniert, danach sind Fragen erlaubt, die – gereiht, eine nach der anderen – beantwortet werden. Dass dann blöde Fragen („Wird die Tagesschau auch in diesem Raum produziert?“) nerven, versteht sich von selbst. Aber man wartet brav, hat ja immerhin auch eigene Fragen; und die netten alten Damen wollen ja schließlich endlich mal wissen, wie Angela Merkel in die Flimmerbox kommt.

Unangebracht aber: die Frage einer jungen Studentin, ob Bedarf an Wissenschaftsjournalisten bestehe, denn sie – oh, Überraschung – studiere eben Wissenschaftsjournalismus (so was kann man studieren? Oh Graus…). Die ironische Gegenfrage des CvD – „wollen Sie nicht gleich ihren Lebenslauf hier lassen?“ – ignoriert sie und hakt gleich mal noch weiter, ob beim ARD Bedarf an freien Mitarbeitern bestehe. Während des „Bewerbungsgesprächs“ dürfen rund 50 Leute zuhören und warten.

Mädchen, falls Du das hier liest (was ich eher bezweifle): so geht das nicht. Besser einfach mal zuhören, kurz Namen erfragen und am nächsten Tag anrufen, sich vielleicht auf einen Kaffee treffen. Dann müssen sich andere Leute nämlich nicht über Dich ärgern.

Ich bitte darum. Danke.